Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Edelsteine zu sehen. Sie symbolisierten die riesigen Nekropolen des untoten Herrschers. Ein Laut des Entsetzens entfuhr ihr. Auch hier waren nur noch grüne Kristalle zu sehen. Entweder war Xarax tot oder er hatte sich mit Narrond verbündet …
Ari hatte genug. Ihr schwirrte der Kopf. Sie verließ die Karte und ging zu ihrer Ausrüstung, die Wolfgar mitgebracht hatte, um wieder ihre gewohnte Kleidung anzuziehen. Während sie wieder in ihre leichte Drachenlederrüstung schlüpfte und die Kapuze überzog, kamen ihre drei Freunde und Mirx herein. Eriel war begeistert von der lebendigen Karte und fing sofort an, sie zu studieren. Die Vorstellung Wolfgars bekam er auch nur am Rande mit und quittierte den Gruß des Nordmanns mit einem knappen Nicken, dann murmelte er gedankenversunken weiter vor sich hin. Der Vampir gab Ari mit einem kurzen Kopfschütteln zu verstehen, dass keine weiteren Feinde in der Nähe waren. Yasden unterhielt sich mit Wolfgar und Sai. Sie fachsimpelten miteinander über die Vorzüge von Stumpf- und Klingenwaffen. Sie mochten sich auf Anhieb, obwohl sie so verschieden waren. Ari ging zu Mirx, der sein Gefieder vor Freude schüttelte. Dabei gab er kleine Laute des Wohlbefindens von sich. Die Dunkle untersuchte ihren tierischen Freund auf Verletzungen, fand aber zum Glück nur ein paar Schrammen, die nur oberflächlich waren.
Nachdem sich die Wiedersehensfreude gelegt hatte, stupste Mirx Ari fortlaufend mit seiner rechten Kralle. Ari bückte sich, um nach dem Bein zu sehen, und fand ein kleines Metallröhrchen, das um die Fessel des Falken gebunden war. Sie löste den Knoten und fingerte den Inhalt heraus. Ein fein gerolltes Pergament kam zum Vorschein. Die Assassine erkannte die Schrift sofort. Eine Nachricht von Baron Rugor. Wahrscheinlich eine Antwort auf ihren Brief. Sie setzte sich vor dem Tempel ins Gras, den Rücken an einen Baum gelehnt, und las.
Schwester Ari,
ich hoffe, diese Nachricht wird einen Weg zu Dir finden, aber ich vertraue auf Mirx, er ist stark und gerissen. Den Brüdern und Schwestern geht es den Umständen entsprechend gut. Ich hoffe, Du bist unverletzt und in Freiheit. Wir hatten eine weise Entscheidung getroffen, schon seit der Vernichtung der Enrai im Geheimen den Rubinhorst wieder in Stand zu setzen. Kaum waren wir und der Großteil unseres Heeres hier, als auch schon aus allen Richtungen Legionen auftauchten und uns einkesselten. Als hätten sie es gewusst und nur darauf gewartet, dass sich der Orden an einem Fleck versammelt! Doch es ist müßig, zu spekulieren, was sich wirklich dahinter verbirgt. Ich persönlich glaube, dass wir einen Verräter in unseren Reihen haben, aber diesen Verdacht behalte ich vorerst für mich.
Eine der schlimmsten Nachrichten, die ich dir überbringe, ist aber, dass die Elfen gefallen sind. Meine Späher berichten, dass keiner überlebt hat, und auch Sais Regiment wurde vernichtet. Auch ein Grund, warum ich an einen Verräter glaube. Waffen, die Vampiren schaden können, sind nicht so zahlreich, dass man davon ganze Regimenter ausrüsten könnte, außer man weiß, dass man gegen die Untoten zu Felde zieht. Nur magische Waffen oder eine gezielte Enthauptung vermögen uns Vampire auf Dauer zu vernichten.
Ich weiß, dass Du Sai sehr gemocht hast, und ich versichere Dir mein tiefes Mitgefühl für Deinen schweren Verlust, aber verlier nicht unser Ziel aus den Augen. So, wie es aussieht, wurden alle unsere Assassinen enttarnt und vernichtet. Du bist die Einzige, die noch auf freiem Fuß ist – so hoffe ich jedenfalls.
Die schlechten Nachrichten nehmen leider noch kein Ende. Der Nekromantenkönig wurde gefangen genommen und in eine magische Gruft verbannt, aus der es kein Entkommen gibt. Die Totenbeschwörer Narronds haben sich seiner Armee bemächtigt und sie unter ihren Befehl gezwungen. Reise auf keinen Fall in die Wüsten! Diese sind für uns verloren.
Der Rubinhorst ist stark befestigt. Unsere Vorräte reichen noch für gut zwei Jahre, und wenn wir uns einschränken, können wir diese Zeitspanne getrost verdoppeln. Mach Dir also um uns keine Sorgen. Du solltest unbedingt auf Dich Acht geben. Ich habe von meinen Magiern gehört, was mit Anzbacher geschehen ist und dass er nun unser erbittertster Feind ist. Narrond hat sich für seinen Auserwählten entschieden und seine Macht in ihm gebündelt. Ihn gilt es zu schlagen, damit sein Einfluss auf die Menschen ein Ende hat.
Der Großmeister ist noch nicht eingetroffen, seine Ankunft könnte
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