Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
rot-orangefarbenen Robe, eilte durch den Dampf und verwirbelte ihn. Er schien gar keine Notiz davon zu nehmen, obwohl es nur ein örtlich begrenztes Phänomen war. Mit weit ausholenden Schritten entfernte er sich murmelnd auf das Osttor zu.
Rugor genoss es, in der Nebelgestalt zu sein. Sie verhieß Freiheit und er konnte sich ohne Schwierigkeiten an Orte bewegen, die einem festen Körper verschlossen oder nur mit Mühe zu erreichen waren. Im Moment ließ er sich nur treiben. Die Wolke faserte noch mehr auseinander und verteilte sich auf mehrere Schritt Breite. Manchmal fragte er sich, was wohl mit ihm geschähe, wenn er den Zauber nicht vor dem Aufprall sprach, sondern es einfach geschehen ließ. Wohl gar nichts, außer dass er schreckliche Schmerzen leiden müsste; schließlich konnte er nicht umkommen, aber fühlen musste er genauso wie die Sterblichen. Er schob seine schwermütigen Gedanken beiseite undbegann mit seinem nächtlichen Rundgang, der wohl eher einem Herumschweben gleichkam.
Der Nebel bewegte sich auf die Gasse der Handwerker zu. Er genoss die Hitze, die die Schmelzöfen ausstrahlten, und den hellen Ton, wenn der Hammer den Amboss traf. Der Baron hielt auf eine kleine Schmiede zu. In ihr stand ein massiger Zwerg an der lodernden Esse und warf Metallstückchen in einen großen Schmelztiegel. Seine schweißnassen Muskeln glänzten im rotgoldenen Schein der Glut. Der lange, weiße Bart war zweigeteilt und um sein Gesicht geschlungen, um ein wenig Schutz vor der sengenden Hitze zu haben. Eine goldene Fibel hielt die beiden Enden in seinem Nacken fest zusammen, sodass sie sich nicht lösen konnten und vom Feuer verbrannt wurden. Rugors Nebel drang nun vollkommen in das kleine Gebäude ein. Als die Luft feuchter wurde, hielt der Meisterschmied inne und schnüffelte mit seiner Knollennase herum, die aussah, als hätte sie bereits einige Brüche hinter sich. Der bärtige Geselle warf noch zwei riesige Barren eines rötlich schimmernden Metalls in den Tiegel, dann drehte er sich um und verbeugte sich. »Es ist schön, dass der Herr Baron sich wieder einmal die Ehre gibt, aber ich weiß, alte Zwerge kann man ruhig warten lassen, wir sind ja für unsere Geduld bekannt.«
Schlagartig zog sich der Nebel in der Nähe des Zwerges zusammen und verdichtete sich. Konturen wurden erkennbar und eine durchsichtige Gestalt erschien. Mit jedem Augenblick wurde sie körperlicher, bis der Baron lächelnd vor dem unbeeindruckten Schmied stand und diesen ansprach. »Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie du erkennst, dass ich da bin. Meine Magie sollte verhindern, dass mich Wesen, die nicht in der hohen Kunst bewandert sind, entdecken können.«
Der Zwerg grinste nun breit und zeigte eine Reihe gelber Zähne. »Nun ja, mein Volk mag sich mit der herkömmlichen Magie und ihrer Anwendung schwer tun, aber wir haben dafür einen ausgeprägten Sinn für die Kräfte, die die Natur manipulieren, denn nichts anderes tut ihr zaubernden Taschenspieler doch. Mal ehrlich, so besoffen kann ich gar nicht sein, dass ich nicht merke, wie sich meine Schmiede in eine Waschküche verwandelt, ohne dass ich selbst Schuld daran habe.«
Der Baron wanderte ein wenig herum, die Arme auf dem Rücken verschränkt. Er sah sich die Rüstungsteile an, die der alte Zwerg hergestellt hatte. Sie waren von einem Rubinrot, wie es nur dieser kleine, stämmige Geselle herzustellen vermochte. Die Arbeit war filigran und selbst unter Zwergen als meisterlich zu bezeichnen. Rugor fuhr mit einem Finger über die glatte Oberfläche eines prachtvollen Brustharnischs. Dieser schien auf seltsame Art durchsichtig zu sein, aber dennoch von außerordentlicher Härte. Fasziniert richtete er das Wort an den Schmiedemeister. »Verrate mir doch endlich, wiedu es schaffst, dass deine Rüstungsteile so edel aussehen – so zerbrechlich –, aber dennoch die Kraft besitzen, jeden Schlag ohne einen Kratzer zu überstehen? Auch ist mir diese hohe Kunstfertigkeit des Schmiedens in all den Hunderten von Wintern nur bei dir untergekommen. Eine Rüstung aus deiner Hand sieht aus, als hülle sich der Kämpe selbst in einen Rubin.«
Der Zwerg wurde rot und sah betreten zu Boden. »Danke für die Blumen. Ich mag es, wenn meine Auftraggeber meine Arbeit zu schätzen wissen, aber ich denke, Ihr kennt die Antwort bereits. Es ist dieselbe, die Euch schon mein Vater und dessen Vater gegeben haben. Die Geheimnisse des Klans werden nur an den Meisterschmied weitergegeben. Seid Ihr ein
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