Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Eure Entscheidung weise sein wird.« Die Generalin nickte nur kurz und formte das Zeichen des Falken vor der Brust. Rugor sah in ihren Augen, dass sie es als Ehre empfand, eine Aufgabe zu erfüllen, die eigentlich dem Komtur zukam.
»Gromlin, Ihr werdet die Verteidigungsanlagen inspizieren und Ausbesserungen vornehmen lassen. Wer wäre dazu besser geeignet als ein Zwerg?«
Der General prostete dem Baron zu. Seine Nase war bereits dunkelrot, was darauf schließen ließ, dass das Bier nun seine Wirkung voll entfaltete. »Da sprecht Ihr Wahres, mein Herr. Die Mauern und Tore werden von nun an jedem Angriff standhalten und ich werde sie so präparieren, dass sie diesen neumodischen Luftangriffen trotzen können.«
»Gut, das höre ich gerne.« Rugor wandte sich von Gromlin zu dem anderen Menschengeneral. »Reichenberg, Ihr werdet die Vorräte und Waffen überprüfen und eine Rationierung festlegen, damit wir mindestens noch sechs Monate aushalten können.«
Die Augen des Menschen weiteten sich, aber auch er formte mit seinen zittrigen Fingern sofort das Zeichen des Falken. »Das werde ich, Komtur. Ihr könnt Euch auf mich verlassen.«
»Das weiß ich.« Rugor blickte in die Runde und erhob sich. »Eines noch, bevor ich die Besprechung beende. Wir haben all unsere Assassinen verloren. Die meisten sind tot, die wenigen Überlebenden in Gefangenschaft. Damit ist uns die Waffe der Heimlichkeit genommen und der Orden hat eine Menge an Schlagkraft und Wissen verloren. Die Einzige, die sich hoffentlich noch in Freiheit befindet, ist die Enrai Ari. Sollte eine Nachricht von ihr ankommen, möchte ich diese unverzüglich auf meinem Tisch sehen. Sie ist unsere einzige Hoffnung auf den Sieg. Ihr könnt euch nun alle entfernen. Tut euer Bestes und richtet die tapferen Männer und Frauen wieder auf, damit sie den Glauben nicht verlieren.«
Alle Anwesenden verbeugten sich und verließen den Raum, bis auf Ithtar. Der Hauptmann schloss die Tür von innen und drehte sich zu Rugor um. »Eine weise Entscheidung, den Generälen diese wichtigen Aufgaben zu übertragen. Das wird ihnen zeigen, dass Ihr ihnen vertraut.«
»Genau deshalb tat ich es. Es wäre in dieser Situation Gift, wenn sich Misstrauen und Unsicherheit in unseren Reihen breit machen würden.«
Der Hauptmann der Leibgarde sah seinem Komtur fest in die Augen. »Das ist aber nicht der Grund, warum ich noch hier bin. Es gibt Probleme in den Katakomben. Meine Späher berichten alle dasselbe und Zweifel sind ausgeschlossen: Sie sind wieder erwacht.«
Rugor erschrak zutiefst und tiefe Sorgenfalten teilten seine Stirn. »Bist du sicher?« Ithtar nickte ernst. »Dann müssen wir sofort handeln, es wird uns wenig Zeit bleiben.« Die beiden eilten aus dem Turmzimmer in Richtung des Quartiers der Leibgarde.
Die Vergessenen
ie fünf Gefährten standen im Halbkreis um die Statue der Mutter Erde. Eriel und Sai knieten vor ihr und tuschelten miteinander. Der Vampir erhob sich und ging zu Ari hinüber, dann erläuterte er, was Eriel und er besprochen hatten. »Wir konnten bisher nichts mit dem Satz anfangen, der auf dem Sockel steht, aber mir ist etwas aufgefallen, was seltsam und faszinierend zugleich ist. Seht euch den kleinen Kreis am Ende der Glyphen an. Erst dachten wir, es wäre nur eine Verwitterungsspur oder ein abgesprungenes Stück Stein, aber es hat einen Grund, warum dieser dort eingemeißelt wurde. Mein Volk benutzt solche Kreise, um anzuzeigen, wo ein Satz beginnt. Im Gegensatz zu anderen Rassen schreiben wir nicht immer von einer Seite zur anderen, sondern wechseln die Richtung, um Gefühle zu betonen oder die besondere Bedeutung hervorzuheben. Gehen wir einfach davon aus, dass dieser Kreis tatsächlich die Bedeutung hat, die Frage von hinten nach vorne zu lesen, um seine Wichtigkeit zu unterstreichen, dann dreht sich der Inhalt komplett um. Eriel und ich haben herumexperimentiert und sind zu dem Entschluss gekommen, dass es folgendermaßen lauten muss: ›Des Wesens höchstes Gut?‹ Da es aber eine draktische Frage sein soll, werden noch die Wörter ›was ist‹ davorgesetzt. Damit kommen wir dann zu dem Ergebnis: ›Was ist des Wesens höchstes Gut?‹ Wobei wir sicher sind, dass für ›Wesen‹ das zwergische Wort anzuwenden ist, also das ›Innere‹ oder der ›Einzelne‹. Gut, die Frage haben wir gestellt, aber die Antwort kennen wir leider immer noch nicht und es gibt auch keinen Hinweis darauf, was gemeint sein könnte, auch die Zeilen von Baron Rugor
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