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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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einladende Geste und aus der unendlichen Dunkelheit seiner Kapuze lösten sich seine Worte: »Lass uns ein Stück gehen, wir haben etwas zu bereden.« Wortlos gesellte sich Ari an seine Seite, gemeinsam gingen sie am Strand entlang.»Du und deine Freunde wart fleißig. Ihr habt den Eingang zum Felsendom also gefunden, aber dieser Ort wird euch keine sonderlichen Probleme bereiten und darum geht es jetzt auch nicht. Ich bin hier, um mit dir deinen weiteren Weg zu besprechen. Du kennst nun die Gründe, warum Narrond die Welt der Menschen in Finsternis taucht, deshalb wüsste ich gerne deine Meinung dazu.«
    Ari blieb stehen und starrte in das schwarze Nichts, das sich unter der Kapuze des Hüters verbarg. Noch immer konnte sich nicht die kleinste Kontur darin ausmachen. – Die Bilder der Vergangenheit kamen in ihr hoch. Die letzte Schlacht der Dunklen, die Vernichtung ihres Volkes, das widerliche Fest Anzbachers und seine neue Gestalt. Die unglaublichen Frevel, die die Menschen aus Gier begingen, und die Toten der anderen Völker, die es zu betrauern gab. Zu ihrem Erstaunen erinnerte sie sich aber auch an gute Erlebnisse. Menschen wie Wolfgar, die all die Gräuel nicht guthießen und die sogar den Kampf gegen Narrond und seine Truppen aufgenommen hatten. Ihre Ordensbrüder und -schwestern, die ihr Leben für das Gleichgewicht der Völker gaben, damit alle in Frieden leben konnten. Es war nicht viel, aber es kam ihr wie ein kleines Licht in finsterer Nacht vor. Sie legte die Stirn in Falten und überlegte sich ihre nächsten Worte genau. »Ich glaube, dass die Menschheit die Prüfung nicht besteht und am Ende total vernichtet wird. Sollte es der Orden nicht tun, dann die anderen Völker. Sie werden sich zusammenschließen und das Gleichgewicht wieder herstellen. Nur eines verstehe ich nicht. Narrond ist eine Art Prüfer, warum lässt er dann zu, dass ganz Tiro in Brand gesetzt wird?«
    Ari nahm ein leichtes Nicken des Hüters wahr. Er setzte zu einer Erläuterung an. »Du hast recht, Dunkle. Ich sehe es ähnlich. Sollte sich die Menschheit nicht grundlegend ändern, wird sie über kurz oder lang von den anderen Völkern vernichtet werden, oder Tiro selbst wird das für sie erledigen. So oder so, die Menschen können nicht gewinnen. Sie haben sich alles zum Feind gemacht, sogar das Land selbst. Sie roden Wälder in Massen, um Holz für ihre Flotten zu erhalten, und dass die Wüsten sich ausdehnen, haben sie in ihrer Kurzsichtigkeit noch nicht einmal bemerkt. Sie legen die Sümpfe trocken, um mehr Ackerland zu gewinnen, doch damit beschwören sie neue Seuchen herauf, die besser im Schlamm verborgen geblieben wären. Sie begradigen die Flüsse und vertreiben sie aus ihren angestammten Betten, nur damit die Schiffe mit ihrer ach so wertvollen Fracht ein paar Stunden schneller am Ziel sind und ihre Mühlen besser betrieben werden können, aber bei Regenzeit oder Schneeschmelze wundern sie sich, dass ganze Landstriche unter Wasser gesetzt werden. Sie haben keinen Respekt vor dem Leben, sie züchten Tiere, pferchen sie in dunkle Kisten, die sie übereinanderstapeln, und töten sie dann. Diese armen Geschöpfe haben niemals die Sonne gesehen oder ihre Glieder ausstrecken können! Doch trotz dieser unglaublichen Fülle an Fleisch, das sie aus ihnen gewinnen, verhungernund verdursten immer noch Tausende in den kalten Wintern oder den heißen Sommern Tiros. All das tun sie nur, um ihren Machtbereich auszuweiten oder ihren Reichtum zu mehren. Das Schlimme daran ist aber, dass nur eine kleine, privilegierte Gruppe der Menschen in ihre »obere« Gesellschaftsschicht kommen kann und der Rest für immer arm bleibt. Doch diese Wenigen werden von der Gier, also der Möglichkeit, noch reicher zu werden, getrieben – und deshalb werden die Menschen auf Dauer nicht überleben können.
    Es gibt zu viele Sklaven und zu wenige Freie. Die Liste der menschlichen Frevel an Mutter Erde oder den anderen Völkern könnte man endlos fortsetzen, aber dazu fehlt uns die Zeit. – Ari, das Problem der Menschen ist einfach, dass ihre Lebensspanne zu kurz ist, um das Ausmaß ihres Handelns nur im Ansatz abschätzen zu können. Ich werde dir jetzt ein Geheimnis verraten: Narrond hat die Menschen auch unterschätzt. Er hat sich einfach getäuscht. Sein Fehler war es, die Menschen wie alle anderen Völker einzuschätzen und an deren Weiterentwicklung und Selbstheilung zu glauben, aber sie vermehren sich zu schnell und lernen nicht aus ihren Fehlern. Die

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