Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
sich mittlerweile so weit gelegt, dass man erkennen konnte, wer dort stand. – Es war Argo und er lebte! Eine alte, müde, dennoch machtvolle Stimme hallte den Gefährten entgegen: »Es hat also begonnen. Das letzte Zeitalter ist angebrochen!«
Argo ging an den verdutzten Gefährten vorbei, es schien, als ob er sie gar nicht richtig wahrnähme, dabei brabbelte er unablässig vor sich hin. Er beklagte den Staub und die Unordnung und ob man sich denn auf niemanden mehr verlassen könne. Ari und die anderen folgten ihm neugierig. Er bewegte sich auf die Mitte der großen Halle zu, dabei brummelte und schimpfte er ohne Unterlass. Außerdem rief er ständig lautstark nach seinem Stab, und als er ihn nicht finden konnte, streckte er einfach die Hand aus und in ihr erschien ein langer Stecken aus blutrotem Holz. Er hielt ihn mit nur zwei Fingern und wog ihn ab, dann drehte er sich zu seinen Verfolgern um und murmelte: »Der wird es wohl tun müssen.« Mit einem abwesenden Lächeln schlurfte er weiter seinem Ziel entgegen. »Warum ist es hier eigentlich so dunkel?«, schrie der Erzmagier, als er eine der dicken Säulen umrundete. Er hob den Stab und sprach nur ein kurzes Wort. Es klang eher nach einer Silbe, aber daraufhin fingen verschiedene Kristalle an den Wänden und in der Kuppel an zu leuchten. Es wurde schlagartig taghell, sodass alle die Augen zukneifen mussten, weil der schnelle Lichtübergang sie schmerzte.
Ari blinzelte zu Eriel hinüber, der nur mit den Schultern zuckte. Dieser Verrückte konnte tatsächlich Argo sein. All das Magische, was er bisher zeigte, ging ihm sehr leicht von der Hand. Selbst einem geübten Magier fiel es normalerweise schwer, eine Halle dieser Größe mit nur einer Silbe zu erleuchten.
Die Dunkle merkte nun, worauf der alte Zauberer zusteuerte. Genau unter der Kuppelmitte stand ein runder Tisch mit massiven Lehnstühlen davor. Als Argo dort angekommen war, ließ er sich auf einem nieder, seufzte tief und schloss die Augen. Seine nächsten Worte klangen bereits kraftvoller. »Weißt du, Ari Schattenherz, das nächste Mal, wenn ich mich für Hunderte von Wintern versteinern lasse, muss ich unbedingt daran denken, das Ganze im Liegen zu vollziehen. Meine Füße bringen mich um.« Ari sah verdutzt auf den Alten. Er kannte ihren Namen! – Der Erzmagier rieb sich die nackten, knotigenFüße und blickte die Enrai lächelnd an. »Du fragst dich, woher ich deinen Namen kenne? Ich könnte dir auch deinen richtigen Namen nennen, aber da du ihn abgelegt hast und nicht mehr verwendest, will ich deine Entscheidung respektieren und ihn nicht gebrauchen.« Bei der angedeuteten Möglichkeit, Aris richtigen Familiennamen zu erfahren, kamen die anderen ein Stück näher. Der Alte kicherte jedoch bloß vergnügt vor sich hin.
Mirx kam angeflattert und landete vor Argo auf dem Tisch. Er stakste zu ihm, machte eine Art Verbeugung und tschiepte leise. Der Erzmagier begrüßte auch Mirx mit seinem Namen und kraulte ihn mit dem Finger unter dem Schnabelansatz, genau dort, wo er es liebte. Die Dunkle und ihre Freunde standen wie vom Donner gerührt herum und brachten keinen Ton heraus. Argo gebot ihnen, Platz zu nehmen, und sie gehorchten, ohne zu wissen warum. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, nachzudenken, woher der Magier all sein Wissen bezog, denn schließlich war er mehrere hundert Winter versteinert gewesen.
Ari nahm ihren ganzen Mut zusammen und brach das Schweigen. Sie versuchte nun, Argo zu testen, wohl wissend, dass man mächtige Magier nicht zu sehr reizen durfte. »Großmeister, wir sind zu Euch gekommen, um Euch um Hilfe zu bitten.«
Der Erzmagier blickte die Dunkle fest an und zog eine Augenbraue nach oben. Er hob eine Hand und die Enrai verstummte sogleich. Der Alte seufzte noch einmal tief, kratzte sich das schüttere, schlohweiße Haupt und hob zu sprechen an. »Ich möchte euch nicht eure Illusionen rauben, aber ich bin nicht der Großmeister der Rubinfalken. Ich bin nur ein Diener, genauso wie ihr. Aber bevor ihr mich jetzt mit noch mehr Fragen löchert und dem Nordmann die Enttäuschung gleich aus dem Gesicht springt, lasst es mich erklären.« Er erhob sich und begann einen Rundgang um den Tisch, dabei patschten seine Füße auf dem Steinboden. Mirx flatterte unentwegt um seinen Kopf und gab kleine Laute der Freude von sich. Ari war nun überzeugt, dass wirklich Argo vor ihnen stand und dass die Vermutung, jemand anderes müsse der Großmeister sein, richtig war. Der
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