Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
das Liebste, was ihr euer Eigen nennt, in die Schale werfen. Doch seid gewarnt: Kein Leben darf geopfert werden, noch darf jemand zu Schaden kommen. Euer Wille wird entscheiden, ob eure Opfer würdig sind. Beginnt nun.« Argo senkte das Haupt und verließ den Kreis, um die Zeremonie von außerhalb zu überwachen.
Die fünf sahen sich an und jeder erkannte sowohl Unmut und Verunsicherung als auch Entschlossenheit und Mut in den Augen der anderen. Ari fasste sich ein Herz und trat näher an das Gefäß. Die Hitze war so stark, dass das Atmen schwerfiel. Sie fasste auf ihren Rücken und zog langsam ihre beiden Dolche aus den Scheiden. Sie sah sie an und bewunderte noch einmal die wunderschön gearbeiteten Falkenköpfe und die magischen Klingen, die auf der Haut prickelten, wenn man mit ihnen darüber fuhr. »Ihr habt mir gute Dienste geleistet und wenn es einen anderen Weg gäbe, würde ich ihn gehen, aber es muss sein.« Schweiß rann ihr von der Stirn über das Gesicht, als sie die beiden Waffen in die Opferschale warf. Es zischte und Qualm stieg auf. Ein grausiges Gelächter ertönte, als die beiden Dämonen, die in den Dolchen gebunden waren, ihr Gefängnis verließen. Über der Schüssel schwebten nun zwei Gestalten. Eine schimmerte durchsichtig und funkelte wie Firn in einer Vollmondnacht. Ihre Umrisse waren kaum zu erkennen. Lange Klauen saßen an den überlangen Armen. Die Zweite erschien tiefschwarz, und sie anzusehen, löste Gefühle der Angst und der Verzweiflung aus. Im Schädel des Dämons brannten zwei rote Kugeln, die hasserfüllt hin- und herzuckten. Zwei Flügel, die an die einer Gargoyle erinnerten, flatterten wild und verwirbelten den weißen Qualm. Das Gelächter schwoll an und ein Riss entstand mitten im Nichts. Dorthin eilten die beiden Dämonen. Als beide das Tor passierten, schloss es sich so schnell, wie es entstanden war. Ein Gefühl der Trauer, des Verlusts und der Verletzlichkeit durchzuckte Ari und sie zog sich von der Opferschale zurück.
Als Nächster trat Sai vor, der zur Rechten der dolchlosen Assassine stand. Er zog ein kleines Amulett aus seiner Wamstasche, drehte es in den Händen undlächelte: »Dieses Schmuckstück enthält meinen letzten Tropfen Blut, den ich einschloss, bevor ich zum Vampir wurde. Er ist das Einzige, was mich an mein altes Leben erinnert, aber wenn es unserer Sache dienlich ist, werde ich mich auch von diesem trennen.« Langsam führte er es über den Rand der Schale und ließ es mit zitternden Fingern los. Dampf stieg auf, als das Metall schmolz.
Wolfgar taumelte mehr nach vorne, als dass er ging. Die Hitze machte dem Menschen mehr zu schaffen als den anderen. Tränen liefen ihm über die Wangen, als er das zerrissene Kleid seiner ermordeten Frau aus seiner Gürteltasche fingerte. »Leb wohl, mein Augenstern«, war das Einzige, was er hervorbrachte, dann warf er es in die Glut und entfernte sich schnell wieder. Auch hier war die einzige Reaktion weißer Dampf.
Der Schwertmeister trat wortlos vor und blickte in das Opfergefäß. Er hielt eine kleine Holzfigur in seiner Linken. Es war das Abbild eines kleinen Elfenkriegers. Keine Gefühlsregung war in seinem Gesicht zu lesen, nur eine einsame Träne lief ihm über die Wange. Er blickte jedem seiner Freunde ins Gesicht und warf die Schnitzerei in die Schale, dann zog er sich wieder zurück.
Eriel war der Letzte, der vortrat. Seine Finger umklammerten ein kleines Buch, das sehr alt aussah. Er streckte seine Rechte aus und hielt sie über die dampfende Schüssel. Jedoch zögerte er und schaute Hilfe suchend in die Runde. »Das ist mein Zauberbuch, das Wichtigste, was ich besitze. All meine Sprüche und Beschwörungen stehen darin. Mein ganzes Leben, ohne diesen Folianten bin ich ein Nichts. Ich müsste mich auf die einfachsten Zauber beschränken und könnte den anderen Magiern nicht mehr unter die Augen treten, aber das Schlimmste für mich wäre, dass ich euch verlieren würde, denn ein Zauberer mit den Kenntnissen eines Novizen ist euch keine große Hilfe.« Er zog die Hand zurück und schluchzte.
Ari und die anderen umringten Eriel, der sich vor Anspannung fast nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Sie stützten ihn, um ihm ein wenig Halt zu geben. Keiner sah ihn vorwurfsvoll an, denn sie konnten nachvollziehen, welchen inneren Kampf er in diesem Moment ausfocht. Ari sah ihm in die Augen und legte ihre Hände auf seine Schultern. »Du musst nichts tun, was du nicht willst. Vergiss nicht, wir sind deine
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