Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Erzmagier kratzte sich wieder am Kopf und fuhr fort: »Wo war ich? Ach ja. Ihr müsst verzeihen, aber der Zustand der Versteinerung verlässt mich nur sehr langsam und deshalb ist alles noch ein wenig schwer für mich. Nun, so wie ich das sehe, ist Narrond wieder einmal tätig. Nur dass er es diesmal übertrieben hat. Er hat die Menschheit einer Prüfung unterzogen, aber er hat sie unterschätzt und jetzt ist alles außer Kontrolle geraten. Der Orden stemmt sich gegen die Übermacht, droht aber zu unterliegen, und der jetzige Komtur Baron Rugor hat euch hierher geschickt, um den Großmeister zu erwecken, damit er bei dem bevorstehenden Kampf die Rubinfalken anführt.«
Fast schien es so, als läse Argo in einem Buch. Das Wissen sprudelte nurso aus ihm heraus und er erzählte die ganze Geschichte vom Anfang bis zum heutigen Tag. Die Verwirrung stand den Gefährten ins Gesicht geschrieben, denn sie konnten sich alle nicht erklären, woher der Erzmagier sein ungeheures Wissen bezog. Als Ari Eriel ansah, schüttelte dieser den Kopf und zuckte leicht mit den Schultern. Damit war ein magisches Kunststück wohl auch ausgeschlossen. Als Argo geendet hatte, versicherte er sich bei der Assassine, dass seine Schilderung der Wahrheit entsprach. Ari blieb nichts anderes übrig, als wortlos zu nicken. Alles entsprach genau der Wahrheit und hatte sich so zugetragen. Argo legte daraufhin seine runzelige Hand auf Aris Schulter und bat die Dunkle, mit ihm zu kommen. Die anderen sollten es sich derweil bequem machen. Er schnippte mit den Fingern und der Tisch füllte sich mit köstlichen Speisen und edlen Weinen. Vor Sai erschienen eine Karaffe mit einer dunklen, roten Flüssigkeit und ein Kelch aus purem Gold. Der Erzmagier zwinkerte dem Vampir zu, hakte sich bei Ari unter und führte sie sanft von ihren Freunden weg. Diese waren bereits damit beschäftigt, kräftig zuzulangen, und verloren die beiden in den Weiten des Felsendoms aus den Augen.
Argo stellte der Dunklen viele Fragen über ihr Leben und über die letzte Schlacht der Enrai. Besonders bei diesem Thema wurde er sehr ernst und nachdenklich. Sie waren derweil durch die Halle gegangen und über eine Treppe in die unteren Stockwerke gelangt. Die Wände wurden rauer und sahen nur mehr grob bearbeitet aus. Nach einer Weile wechselte der Fels dann noch einmal seine Beschaffenheit. Er wurde wieder glatt, hatte dabei aber eine natürliche Form. Es erweckte den Anschein, als ob der Stein einfach weggebrannt worden wäre oder etwas sehr Heißes sich den Weg durch den Granit regelrecht geschmolzen hätte.
Beide standen nun in einem riesigen natürlichen Gewölbe, das aussah, als ob eine gigantische Luftblase hier eingeschlossen worden wäre. Da der Erzmagier keine Fragen mehr stellte, konnte Ari sich voll und ganz ihrem Staunen hingeben. Sie blickte sich langsam um. – Nur eine schmale Felsbrücke führte vom einzigen Eingang weg auf eine große Plattform inmitten des Raumes. Dort stand ein Kohlebecken, auf dem eine Schüssel aus rotem, Ari unbekanntem Metall ruhte. Rot kam in der Natur nur bei Gold und Roheisen vor und auch dort nur als angedeuteter Schimmer. Argo breitete nun die Arme aus und stellte die Halle als das Audienzzimmer des Großmeisters vor: »Es wird Zeit, deine Freunde zu holen, denn auch sie werden gebraucht, um Mandrax aus seinem Schlaf zu wecken. Ich alleine vermag es nicht und ich werde mich auch davor hüten, es zu tun, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Er kann sehr ungemütlich werden, wenn man seine Zeit verschwendet.« Argo lächelte schelmisch und sein Kopf zuckte in Richtung Eingang. Mirx erhob sich mit einem Schrei von der Schulter des Erzmagiers und flog davon.Schließlich standen die fünf Gefährten um die Metallschüssel herum und Argo intonierte einen Zauberspruch. Das Gefäß begann, rötlich zu leuchten. Mit jeder Sekunde wurde das Strahlen intensiver und die Farbe wechselte über ein grelles Gelb zu reinem Weiß. Feiner Dampf kräuselte sich über der Schale; ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie siedend heiß war. Die Hitze wurde unerträglich, sodass Ari und ihre Freunde unwillkürlich einen Schritt zurückwichen. Die Luft flirrte und die Konturen der Schüssel verschwammen. Argo ließ die Arme sinken und richtete seine nächsten Worte an die Umstehenden. »Es ist so weit, das Werkzeug wurde bereitet. Doch den Rest des Weges müsst ihr alleine gehen. Es wird kein einfacher werden, denn um den Großmeister zu erwecken, müsst ihr nun
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