Assassini
der genannten Organisationen in die Morde verstrickt ist.«
»Also will uns keine von ihnen eine Lektion erteilen?«
»So ist es, Heiligkeit. Jedenfalls keine dieser Gruppierungen.«
»Tatsache ist«, knurrte D’Ambrizzi, »daß all diese Leute sich immer über irgend etwas ärgern. Die Jesuiten fühlen sich übervorteilt, weil sie glauben, daß Sie, Heiligkeit, ihnen das Opus Dei vorziehen und sie dadurch benachteiligt werden. Und den Zorn des Opus Dei haben wir deshalb auf uns gezogen, weil Sie, Heiligkeit, dessen autonomistischen Bestrebungen einen Riegel vorschieben, zum Beispiel hinsichtlich der Frage der Loslösung aus der bischöflichen Kontrolle. Die Marxisten wiederum betrachten uns als kapitalistische Tyrannen, die hier im Vatikan ihre Fäden ziehen. Die Konservativen schließlich halten den Vatikan für eine Brutstätte kommunistischer Bastarde, die das Ziel haben, die Kirche zu zerstören. Gott allein weiß, welche Haltung Propaganda Due uns gegenüber einnimmt, doch der Herr im Himmel sollte sich was schämen – diese Organisation jagt sogar mir Angst ein. Aber was Morde innerhalb der Kirche betrifft – da kommt auch diese Organisation nicht in Frage.« Er schüttelte den Kopf. »Da ist zum Beispiel die Tatsache, daß die Mörder ihre Opfer scheinbar blindlings und wahllos töten, ohne Rücksicht auf deren kirchliche, moralische oder philosophische Standpunkte. Habe ich irgend jemanden ausgelassen, Heiligkeit?«
Calixtus machte eine resignierende Geste. »Stellen Sie drei beliebige Priester an eine Straßenecke, und schon bildet sich eine neue Splittergruppe, die mit irgend etwas unzufrieden ist. Aber werden sie deshalb gleich zu Mördern? Nein … Aber sagen Sie, was ist das für eine Geschichte, die mir über einen Priester zu Ohren gekommen ist, der die drei Morde in Amerika begangen haben soll?«
D’Ambrizzi weitete die Augen unter der tief gefurchten Stirn. »Darf ich fragen, Heiligkeit, von wem Sie so etwas gehört haben?«
»Giacomo, bitte. Ich bin der Papst. «
D’Ambrizzi nickte. »Ich verstehe. Verzeihung.«
»Und? Was ist wahr an der Geschichte?«
D’Ambrizzi sagte: »Pietro?«
Sandanato berichtete eingehend, was er wußte, und als er endete, bedankte Calixtus sich mit einem unverbindlichen Grunzen. »Wir müssen dieser Sache auf den Grund gehen. Dem muß ein Ende gemacht werden.«
»Selbstverständlich, Heiligkeit«, sagte D’Ambrizzi. »Aber diese Angelegenheit wirft Probleme auf.«
»Aber, aber, aber …« Indelicato schien widersprechen zu wollen, gab sich aber schließlich geschlagen und sagte: »Er hat recht. Wir können es immerhin versuchen.«
»Ich wünsche, daß es aufhört. Falls diese Sache von innerkirchlichen Kreisen ausgeht, muß dem ein Ende gemacht und jede Spur verwischt werden. Die Frage, wer die Mörder sind, macht mir noch die wenigsten Sorgen … wir werden uns zu gegebener Zeit um sie kümmern.« Calixtus blinzelte, kämpfte gegen die plötzlich aufkommenden Kopfschmerzen an. »Es geht mir vor allem um das Warum. Auf diese Frage will ich eine Antwort!« Er holte tief Atem. »Und ich wünsche nicht, daß irgendeiner weltlichen Behörde Raum für irgendwelche Nachforschungen innerhalb unserer Kirche gegeben wird – weder hier in Rom noch in Amerika, noch sonstwo. Haben Sie mich verstanden? Es handelt sich hier um eine kirchliche Angelegenheit! «Er stöhnte laut auf und preßte die Hände an die Schläfen.
»Heiligkeit!« D’Ambrizzi sprang auf und eilte zu ihm hinüber.
»Ich bin plötzlich sehr müde, Giacomo. Das ist alles. Ich muß mich hinlegen.«
Gestützt von D’Ambrizzi und Indelicato ließ Calixtus sich aus dem Sessel helfen und langsam zu seinem Bett führen.
Schwester Elizabeth verfluchte sich selbst. Sie hatte vor lauter Arbeit so vieles nicht gründlich genug überdenken können. Immer wieder kamen ihr Dinge in den Sinn, die ihr schon Tage zuvor hätten einfallen müssen.
Sie war auf dem Weg zur Schwester Oberin, einer Nonne Ende Vierzig – die oberste Verwaltungsinstanz des Ordens. Sie wohnte und arbeitete in dem pfirsichfarbenen Gebäude oben an der Spanischen Treppe, das teils Kirche, teils Kloster, teils Schloß war. Sie war Französin. Sie hatte Schwester Valentine sehr gemocht. Elizabeth kannte sie seit nunmehr fast zehn Jahren. Die Äbtissin konnte Wärme und Zuneigung ausstrahlen, aber sobald man diese Gefühle erwiderte, wurde sie geschäftsmäßig, kehrte die Ordensregeln heraus und ließ einen wissen, wer die Herrin
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