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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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ich schreiben?« Sie sah, wie er sich wieder entspannte. Sie genoß die Gelegenheit, seine Reaktionen fast nach Belieben lenken zu können. »Aber ich hätte da eine Frage. Eigentlich stammt diese Frage von Schwester Valentine.«
    »Und worum geht es?«
    »Val hat einmal den Tod eines prominenten irischen Laien erwähnt … jedenfalls glaube ich, daß es ein Laie war, aber der Name will mir einfach nicht mehr einfallen. Jedenfalls hat sie in diesem Zusammenhang gesagt: ›Das macht dann fünf in einem Jahr‹. Was hat sie damit gemeint? Fünf Todesfälle? Welcherart Todesfälle? Fünf Katholiken? Wer waren diese fünf Personen? Was hat sie damit sagen wollen?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Schwester.«
    Die Antwort war so schnell, ja hastig gekommen, daß er gar nicht darüber hatte nachdenken können – fast noch in die Frage Elizabeth’ hinein. Sie kannte diese Reaktion von zahlreichen vorherigen. Seine Augen verdüsterten sich, schienen durch Elizabeth hindurchzublicken, sobald sie einen bestimmten Punkt überschritten hatte. Als Frau würde sie immer ein Außenseiter bleiben, wenn es um ernste Angelegenheiten innerhalb der Kirche ging.
     
    An manchen Morgen fühlte sich Seine Heiligkeit Papst Calixtus IV. einigermaßen wohl. Er spürte, daß die schmerzlindernde Wirkung der Medikamente von Tag zu Tag mehr nachließ, und darum erfreute er sich an einem solchen Morgen, sofern Freude überhaupt noch eine Rolle für ihn spielte: Vor allem ging es ihm darum, irgend etwas zu tun, bevor die Schmerzen wieder einsetzten, was meist nach einer, spätestens zwei Stunden der Fall war; dann kehrten das Stechen und Pochen in Brust oder Kopf zurück, die er mit einer weiteren Dosis von Medikamenten zu bekämpfen versuchte, und so fort, bis er schließlich das Bewußtsein verlor. Also galt es, die wenigen schmerzfreien, bewußt erlebten Stunden zu nutzen. An diesem Morgen ging es ihm einigermaßen gut. Er hatte die Männer zu sich bestellen lassen, mit denen er sprechen wollte, und nun wartete er auf ihr Eintreffen und versuchte, sich zu entspannen.
    Er stand am Fenster seines Büros im dritten Stock des Vatikanpalastes und beobachtete, wie die Sonne über den Hügeln der Ewigen Stadt aufging, sich über den glitzernden Strom des Tiber erhob und die dunstigen Schleier am Horizont durchbrach. Zu seinem Erstaunen überkam ihn ein Anflug von Wehmut. Er war nie ein sonderlich gefühlsbetonter Mensch gewesen, und mit dem bloßen Betrachten der Welt, so wie jetzt, hatte er sich nie zufrieden gegeben. Und das war vermutlich auch einer der Gründe dafür gewesen, warum er aus der Gruppe der papabili aufgestiegen und il papa geworden war. Über viele, viele Jahre hinweg war er immun gewesen gegen Unruhe, Angst, Gefühlsausbrüche, Begierden, und sogar gegenüber dem schlimmsten aller Übel, dem Fortschreiten des Unglaubens, der Gottesverleugnung. Aber das alles war nun anders, da er bald die letzte Station seines Lebens erreicht hatte. Während er die Schönheit des Sonnenaufgangs betrachtete, fragte er sich, ob einer seiner Vorgänger jemals soviel Angst vor dem gehabt hatte, was jenseits des Fensters lag. Natürlich war ihm klar, daß dies eine dumme Überlegung war. Er wußte nur zu gut, daß er lediglich der vorläufig letzte in der langen Reihe von Angst verfolgter Päpste war.
    Er war entsetzt über die Morde. Diese Greueltat, die unlängst in New York geschehen war … und der Mord an dieser aufsässigen, lästigen Nonne. Wann würde das ein Ende nehmen? Wohin würde das noch führen?
    Er seufzte und goß sich aus einer silbernen Kanne eine Tasse starken schwarzen Kaffee ein. Ein Teller mit belegten Brötchen stand unangetastet auf dem Tisch. Vom Fenster aus konnte er den Stadtteil Roms sehen, wo er als Student gewohnt hatte. Es war ein beunruhigender Gedanke, sich vorzustellen, daß in diesem Augenblick von einem der namenlosen Gebäude an den Hängen der Hügel ein Mann mit einem modernen, weittragenden Gewehr auf das Fenster zielte, auf Calixtus IV, Bischof von Rom, und daß der Schütze nur auf diesen Moment gewartet hatte, da der Papst vor dem Fenster stehenblieb, verzaubert vom Anblick der aufgehenden Sonne – und dann drückte der Mann ab, und das Hirn des Heiligen Vaters spritzte durch das Büro.
    Aber nein, jetzt wurde er melodramatisch. Noch war keines der Opfer mit einem Gewehr erschossen worden. Zumindest bis jetzt noch nicht.
    Er hatte gerade seinen Kaffee ausgetrunken, als seine Piaget-Armbanduhr –

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