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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Geometrie. Ptolemaios ließ den einhundertzwanzig Meter hohen Leuchtturm auf der Insel Pharos errichten, eines der Sieben Weltwunder. Später konnten die Römer der Verlockung dieser Stadt nicht widerstehen, die sich zum Handelszentrum des Ostens entwickelt hatte, und so kamen sie: Julius Caesar, Marcus Antonius und Octavian, der spätere Kaiser Augustus. Das Schicksal der Kleopatra wurde Legende; Ägypten wurde römische Provinz. Und später brachte der heilige Markus das Christentum nach Ägypten und wurde damit zum Begründer der sich daraus entwickelnden koptischen Kirche. Und noch später kehrten die Perser als Eroberer in dieses Land zurück. Und dann die Araber. Ägypten blickte auf eine lange, lange Geschichte zurück. Im zwanzigsten Jahrhundert schließlich hatten die Briten die Macht und dann, nach Jahrtausenden, wieder die Ägypter selbst …
    Ich mußte herausfinden, warum meine Schwester nach Alexandria gekommen war.
    Der Fußboden meines Zimmers bestand aus Hartholz und war so gründlich gebohnert, daß er matt schimmerte. Das Mobiliar war ziemlich heruntergekommen, ließ aber noch den Glanz früherer Zeiten erahnen. Vom Balkon hatte man einen herrlichen Blick auf die Klippen und den alten Hafen. Durch das geöffnete Fenster wehte eine erfrischende Brise. Das Zimmer hatte Telefon, aber ich war vorerst zu erschöpft, es zu benutzen. Es gab auch einen Fernseher, aber ich konnte mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, mir Dallas oder, was wahrscheinlicher war, Bonanza auf arabisch anzuschauen. Der Kühlschrank schließlich war leer bis auf das Gefrierfach, das großzügig mit Eiswürfeln bestückt war. Ich bestellte mir eine Flasche Gin, mehrere Flaschen Tonic und Zitronen aufs Zimmer. Dann suchte ich das Fläschchen Tylenol und das Codein in meiner Reisetasche. Ich hatte eine halbe Wagenladung Schmerzmittel und Aspirin bei mir. Mein Arzt in Princeton hatte mir gesagt, ich sollte mich nicht darauf verlassen, in Ägypten Aspirin auftreiben zu können.
    Ich ging ins Bad und zog das Hemd aus. Behutsam betastete ich den Verband über der Messerwunde am Rücken. Er war durchgeblutet und verrutscht. Notgedrungen biß ich die Zähne zusammen, riß Pflaster und Mull ab und legte mir einen neuen Verband an, was alles andere als einfach war. Der Anblick der Wunde verursachte mir Übelkeit. Der Arzt hatte mir gesagt, sie ähnele einer altmodischen Operationswunde nach der Entfernung einer Niere. Die Ränder der runzeligen, gelblichen Fleischlappen waren zusammengenäht. Der Arzt hatte mich für verrückt erklärt, hatte mir dringend davon abgeraten, mit der noch so frischen Verletzung eine so lange Reise zu unternehmen. Wahrscheinlich hatte er recht gehabt. Ich wurde das widerliche Gefühl nicht los, daß mir Ströme von Blut über den Rücken flossen. Natürlich war das nur Einbildung, aber es war beunruhigend.
    Ich mixte mir einen Gin Tonic mit sehr viel Gin und sehr wenig Tonic und legte mich vorsichtig aufs Bett, schob mir die beiden riesigen, weichen Kopfkissen unter, so daß ich nach draußen auf die unbewegte blaßblaue Fläche des Meeres schauen konnte. Sie wirkte fast wie eine Glasscheibe, die sich bis zum milchigen Horizont erstreckte und die zersplittern würde, wenn ich einen Stein vom Balkon warf. Ich war schrecklich müde. Und erst jetzt wurde mir bewußt, wie weit ich von zu Hause entfernt war.
    Ich hatte nur deshalb nicht das Bewußtsein verloren, weil ich mit dem Gesicht auf der Eisfläche lag.
     
    Sandanato war völlig ratlos gewesen. Zuerst hatte er gar nicht richtig begriffen, was passiert war; dann aber hatte er das Blut gesehen, das aus meinen Wunden lief wie Motoröl aus einer alten, kaputten Ölwanne. Ich konnte ihn nur wie aus weiter Ferne sprechen hören, teils mit sich selbst, teils zu mir, und er fragte sich -und mich –, ob er mich hier liegenlassen und ins Haus gehen solle, um von dort telefonisch Hilfe herbeizurufen; oder ob er schreien solle in der Hoffnung, den Polizisten zu alarmieren, den Sam Turner vor dem Haus postiert hatte; oder ob er versuchen solle, mir auf die Beine zu helfen und mich zum Haus hinüberzuführen. Dann muß ich wohl irgend etwas gesagt haben, denn er kniete nieder, und ich packte ihn bei den Schultern und versuchte mich aufzurichten. Die Schmerzen waren gar nicht so schlimm, aber ich verlor sehr viel Blut. Ich stand unter Schock, aber ich wollte um nichts in der Welt hier auf dem Eis, hier draußen in der Kälte das Bewußtsein verlieren.
    Schließlich legte

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