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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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mir nicht ein paar Antworten gegeben haben, werden Sie mich nicht los.« Ich stützte die Hände auf die Schreibtischplatte und starrte auf ihn hinunter. »Ich habe ein Foto von Ihnen, LeBecq.« Ich zog die zerknitterte Aufnahme aus der Tasche und knallte sie vor ihn auf den Schreibtisch. Er zuckte zurück. Ich jagte ihm Angst ein, aber ich wußte nicht warum. »Sehen Sie sich das Foto an«, sagte ich. Er wandte sich ab. Ich beugte mich über den Schreibtisch und packte seinen Arm. »Sie sollen sich das verdammte Foto ansehen!«
    Er nahm die Brille ab und beugte sich zögernd vor, als rechnete er damit, daß ich ihn packen und seinen Kopf auf die Schreibtischplatte hämmern könnte. Ich hielt das Foto an den Rändern fest, und er schaute angestrengt darauf, senkte den Kopf noch tiefer hinab, blinzelte. Ich fragte mich, wie er mit so schlechten Augen ein Flugzeug fliegen konnte.
    »D’Ambrizzi, Richter … und Sie«, sagte ich. Der dünne Mann mit dem schmalen Gesicht, den tiefen Falten in den Mundwinkeln und dem Schmutzfleck auf der Stirn. Es lag vierzig Jahre zurück, seit dieser Schnappschuß aufgenommen worden war, aber es war unverkennbar LeBecq. »Erzählen Sie etwas über dieses Bild. Sagen Sie mir, wer der vierte Mann ist.« Ich hielt inne. »Und wer die Aufnahme gemacht hat.« Ich wartete. »Reden Sie!«
    »Wie kann ich Ihnen helfen?« murmelte er wehleidig. »Woher soll ich denn wissen, wer Sie sind?«
    Meine Faust donnerte auf die Schreibtischplatte. Das gerahmte Foto kippte um.
    LeBecq fuhr entsetzt zurück. Seine Lippen bewegten sich, doch er brachte keinen Laut hervor. Dann krächzte er: »Vielleicht haben Sie sie ermordet … Nein, nein, schlagen Sie mich nicht! Rühren Sie mich nicht an!«
    »Sagen Sie mir, was das damals für ein Treffen gewesen ist. Sie, Richter und D’Ambrizzi … Sie werden es mir sagen. Je eher, desto besser.«
    »Sie sind gekommen, um mich zu töten, nicht wahr?« sagte er schicksalsergeben und schaute schließlich zu mir auf, als wollte er einem grausamen Schicksal ins Antlitz blicken. In den großen, feuchten Augen schimmerten Hoffnungslosigkeit und Furcht. »Vielleicht werden Sie uns alle töten …«
    »Wovon reden Sie?« Ich trat noch näher an ihn heran. Ich mußte dafür sorgen, daß er weitersprach. »Sie alle töten? Wen?«
    »Sie ist hier gewesen, Ihre Schwester, sie hat Fragen über die alten Zeiten gestellt, über … Ich wußte, daß es früher oder später geschehen würde. Man wird immer von der Vergangenheit eingeholt, irgendwann … Wer hat Sie geschickt?« Seine wäßrigen Augen blickten mich an. Er tastete nach seiner Brille.
    »Ich habe Ihnen gesagt, warum ich gekommen bin.«
    »War es Simon? Hat Simon Sie geschickt?«
    »Wer, zum Teufel, ist Simon? Der vierte Mann auf dem Foto? Oder der Mann, der die Aufnahme gemacht hat?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. Er schien furchtbare Angst zu haben. »Sind Sie aus Rom gekommen? Ich habe recht, nicht wahr?« Er leckte sich über die aufgesprungenen Lippen. »Um Himmels willen, töten Sie mich nicht … nicht nach so vielen Jahren … Ihre Schwester ist tot … mein Bruder ist tot … Ist das nicht genug?«
    »Ihr Bruder? Was hat Ihr Bruder mit dieser Sache zu tun?«
    »Ihr Foto«, sagte er. Er räusperte sich, versuchte, seine Angst abzuschütteln. Er schien in Minuten um Jahre gealtert zu sein. »Der Mann auf dem Foto bin nicht ich. Es ist mein Bruder … Guy LeBecq. Pere Guy LeBecq. Er war zehn Jahre älter als ich. Ein Priester. Ich weiß nichts über dieses Foto … Bitte, Sie müssen mir glauben.« Jetzt war er nicht mehr ängstlich, sondern mißmutig. »Auch er wurde ermordet, Mister Driskill, wie Ihre Schwester … vor langer Zeit, in Paris. Während des Krieges. Man hat ihn auf einem Kirchfriedhof getötet. Seine Leiche wurde … an einen Grabstein gelehnt aufgefunden. Man hatte ihm das Genick gebrochen …«
    Ich nahm das Foto, trat einen Schritt vom Schreibtisch zurück und ließ mich in einen Sessel fallen. »Das tut mir leid«, sagte ich schließlich. »Woher sollte ich das wissen?« Er schwieg und atmete schwer. »Was haben Sie damit gemeint, daß ich gekommen bin, Sie zu töten? Wer ist Simon? Warum soll Rom mich geschickt haben? Ich verstehe nicht, was das alles zu bedeuten …«
    »Dann hören Sie mir zu«, sagte er langsam. Er setzte die Brille auf, krampfte die Hände um die Armstützen seines Stuhls. »Man wird auch Sie töten. Da können Sie ganz sicher sein. Sie sind weit fort von zu Hause,

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