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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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getan.«
    »Ich glaube, Sie sind ein bißchen zu wagemutig. Ich habe seit gestern über all das nachgedacht und hatte mich fast schon entschlossen, Sie – und was immer Sie vorhaben – einfach zu vergessen. Aber wie ich schon sagte, Sie haben eine sehr weite Reise auf sich genommen. Und Ihre Schwester war eine herausragende Persönlichkeit. Ein Aushängeschild unseres Ordens. Und ich könnte Sie sowieso nicht von Ihren Plänen abhalten, stimmt’s?«
    »Erzählen Sie mir lieber, an was Sie sich erinnert haben.«
    »Schwester Valentine hat hier einen weiteren Mann getroffen. Jedenfalls hatte sie die Absicht. Sie hat es Schwester Beatrice gegenüber erwähnt, und Beatrice hat es mir gesagt – es ist mir erst gestern nacht wieder eingefallen.« Sie seufzte tief, als wüßte sie, daß es besser gewesen wäre, mir niemals von diesem anderen Mann zu erzählen.
    »Sagen Sie mir, wie er heißt.«
    »Wenn ich Ihnen den Namen nenne, sagen Sie mir dann, was Sie vorhaben?«
    »Schwester …« Meine Rückenwunde brachte mich um. Der Schmerz war wie aus dem Nichts über mich hergefallen, wie der Mann mit dem Messer. »Ich … weiß nicht, was ich tun werde.«
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?« Sie beugte sich vor; in ihren großen Augen stand Besorgnis. »Sie sind auf einmal so blaß.«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen.« Ich dachte jetzt wie Val, als Elizabeth sie gefragt hatte, was eigentlich los sei. Ich schützte Schwester Lorraine vor etwas, was ich nicht wußte. »Aber ich brauche den Namen, Schwester.«
    »LeBecq. Etienne LeBecq. Er besitzt Kunstgalerien in Kairo und Alexandria. Tres chic. Ein Landsmann von mir, fürchte ich. Seine Familie ist seit Generationen im Kunsthandel tätig. LeBecq kam anscheinend als junger Mann hierher nach Ägypten, gleich nach Kriegsende.« Sie verzog das Gesicht. »Wissen Sie, die LeBecqs waren … na ja, Vichy, glaube ich.«
    »Kennen Sie ihn?« Ich brauchte dringend eine Schmerztablette.
    Sie schüttelte den Kopf. »In den Kreisen, in denen Monsieur LeBecq verkehrt, sollte eine katholische Nonne sich nicht bewegen, nicht einmal der Orden.«
    »Ist er einer von Richters alten Freunden?«
    »Sie meinen, wegen Vichy? Eine Nazi-Marionette? Das weiß ich nicht. Warum fragen Sie?«
    »Weil diese Männer zumindest eins verbindet: daß meine Schwester sich für beide interessiert hat. Außerdem habe ich heute vor Richters Lagerhaus einen Lieferwagen LeBecqs gesehen. Ein Bote hat ein Päckchen in Richters Büro gebracht.« Ich verlagerte vorsichtig mein Gewicht im Stuhl, versuchte, den Schmerz zu mildern. Mein Rücken fühlte sich feucht an.
    »Was haben Sie, Mister Driskill? Brauchen Sie einen Arzt?«
    »Nein, nein, bitte. Ein altes Rückenleiden.«
    »Ich glaube, Sie sollten jetzt lieber zu Bett gehen. Ich bringe Sie zum Hotel.« Sie verlangte die Rechnung. Sie wollte das verdammte Abendessen bezahlen, aber ich schaffte es, ihr zuvorzukommen und dem Ober meine Kreditkarte in die Hand zu quetschen.
    Schwester Lorraine fuhr ein VW-Cabrio, und der kühle Fahrtwind erfrischte mich ein wenig. Ich stieg vor dem Cecil aus, versicherte ihr, daß es mir gutgehe, dankte ihr für ihre Hilfe und schleppte mich hinauf in mein Zimmer.
    In einem von Father Dunns Romanen hätten die Finsterlinge inzwischen mein Zimmer auf den Kopf gestellt oder würden mich mit vorgehaltenen Waffen begrüßen, oder die hübsche Blonde, die auf dem Flug nach Kairo neben mir gesessen hatte, läge jetzt nackt und erwartungsvoll in meinem Bett. Aber Gott sei Dank war nichts von alledem der Fall. Das Zimmer war unversehrt und ruhig, und ich war ganz allein. Sehr allein.
    Ich holte das Fläschchen mit den Schmerztabletten und sah mir meinen Rücken an, der, wie sich herausstellte, weder blutete noch sonst einen Grund zur Besorgnis gab. Dann legte ich mich aufs Bett und fragte mich, ob ich nach langer Abstinenz nicht wieder mit dem Beten anfangen sollte.
    Die Fassade der Galerie LeBecq lag zum Meer hin; vor den Schaufenstern der beiden Etagen bewegten sich Palmen sanft im Wind und spiegelten sich im Glas wider. Das Innere wirkte sachlich, ja steril: Chrom und Glas und Plexiglas und weiße Mauerwände. In den Schaufenstern im Erdgeschoß zu beiden Seiten der Eingangstür entdeckte ich einen Rauschenberg, einen Noland, einen Diebenkorn, zwei große Gemälde von David Hockney; sie standen auf Dreibeinen aus Chrom.
    Ich ging zu einem etwa fünf Minuten von der Galerie entfernten Restaurant, rief von dort aus an und erkundigte mich, ob ich

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