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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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als je zuvor. Ich warf einen letzten Blick auf das vergessene Kloster, das wie eine Fata Morgana in den Hitzeschlieren flimmerte, so als würde es sich jeden Augenblick in Nichts auflösen. Und niemand würde ihm oder seinen Bewohnern nachtrauern, dieser Gemeinschaft der Verdammten. Dann stieg ich in die Fahrerkanzel, wo Abdul, mein Erlöser, mich bereits erwartete; er grinste so breit, daß er mir seine schiefen, sandfarbenen Zahnstummel präsentierte; die erloschene, durchweichte Zigarre hing wie üblich schlaff im Mundwinkel.
    Während der Fahrt fragte ich ihn, ob er sich an einen Mann erinnern könne, den er vor etwa zwei Jahren vom Kloster abgeholt habe, und beschrieb ihm Bruder August. Er nickte, spuckte aus und sagte, daß es nichts umsonst gäbe, am allerwenigsten Informationen. Ich reichte ihm ein paar Scheine, und er stopfte sie in seine Hemdtasche und versicherte mir, was für ein verdammt guter Kumpel ich wäre. Er trug ein schmuddeliges altes Safarihemd und einen Strohhut mit einem Loch, das offenbar auf eine Gewehrkugel zurückzuführen war. Er lachte wie ein Gauner – er war ja auch einer – und kratzte sich die schweißfeuchte Achselhöhle, wobei er fast die Gewalt über sein museumsreifes Gefährt verloren hätte.
    Er konnte sich an den silberhaarigen Mann erinnern. Er hatte ihn zu einem Dorf an der Mittelmeerküste gefahren und ihn dort abgesetzt. Seitdem hatte er ihn nie mehr gesehen. Ich hatte mein Geld praktisch zum Fenster hinausgeworfen. Aber das spielte im Grunde keine Rolle. Ich wußte, was ich über Bruder August wissen mußte. Er bekam seine Befehle aus Rom.

5
    Nachdem Elizabeth sich schaudernd mit den Greueltaten des Geschlechts des Vespasiano Sebastiano und der Vernichtung des toskanischen Assassini -Klosters beschäftigt hatte, wandte sie sich in Erwartung neuer Schrecken beinahe furchtsam wieder dem fondo über die Nuntiatur von Venedig zu. All das Blutvergießen, das Böse, Grausame, das sich darin widerspiegelte, war derart bedrückend, daß es ihr geradezu Platzangst verursachte; die Wände der Geheimen Archive schienen sie zu erdrücken. Während sie darüber nachdachte, wie sie nun am besten weiter verfahren sollte, entdeckte sie in ihren eigenen Unterlagen jenes Blatt wieder, das sie in Vals Aktenmappe gefunden hatte und das mit einer Aneinanderreihung von Großbuchstaben beschrieben war, die wie ein einfacher, aber schwer zu entschlüsselnder Code wirkten. Sie hatte diesen Zeichen vorher kaum Beachtung geschenkt, doch nun tat sie es.
    AS TW IV SW. TR. PBF.
    Elizabeth kritzelte diese Zeichenfolge wieder und wieder auf ein Blatt Papier und versuchte, Vals Gedankengänge nachzuvollziehen. Was konnte sie damit gemeint haben? Elizabeth grübelte so intensiv über diese Frage nach, daß diese Chiffre sie bis nach Hause und in ihre Träume hinein verfolgte. Ihr erster Gedanke nach dem Aufwachen galt wiederum der Frage: Was hatte dieser Code zu bedeuten?
    Auf dem Weg in die Vatikanstadt begann sie, aufs Geratewohl ein paar erste Vermutungen anzustellen.
    Angenommen, AS stand für ›Archivi Secreti‹, Geheime Archive. Weiter. Was bedeutete TW? Sie glaubte es zu wissen.
    Sie wandte sich an den Präfekten, Monsignore Petrella, und bat ihn, sie zum Turm der Winde zu führen.
    Als sie in die camera meridiani gelangten, jenen Raum, in dem das Tierkreiszeichen-Mosaik im Fußboden eingelegt war, ließ Petrella einen besorgten Blick über die Bücher und Akten schweifen, die hier aufbewahrt wurden. »Sie sind sich doch im klaren darüber, daß es äußerst ungewöhnlich ist, jemanden in diesen buste stöbern zu lassen. Ehrlich gesagt, ist das praktisch noch nie der Fall gewesen. Nur für Schwester Valentine hatte man eine Ausnahme gemacht. Ein Freund des verstorbenen Mr. Lockhardt …« Er zuckte mit einer vielsagenden Geste die Achseln. »Der betreffende Freund hatte jedenfalls einen so großen Einfluß, daß diese Ausnahmeregelung getroffen wurde. Nun, ich nehme an, sie wird folglich auch für Sie gelten, Schwester.«
    »Ich stehe in ihrer Schuld, Monsignore. Val hat hier oben ziemlich viel Zeit verbracht, nicht wahr?«
    »Ja. Sie schien – warten Sie, wie hatte Schwester Valentine sich ausgedrückt? Ach, ja. Sie sei hier oben ›auf eine Quelle gestoßen‹, hat sie gesagt.«
    »Dann werde ich diese Quelle anbohren, Monsignore. Sofern ich sie finde.«
    Monsignore Petrella nickte, ein dünnes Lächeln auf den Lippen.
    Als er gegangen war, sah Elizabeth sich im Raum um und versuchte,

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