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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Hinweise zu finden, mit deren Hilfe sie Vals Code entschlüsseln konnte. Vielleicht hatte er gar keinen Bezug zum Turm der Winde. Vielleicht aber doch …
    AS, TW – aber was war mit IV? Sie konnte diese römische Ziffer jedoch nirgendwo entdecken, und wenn, war sie ohne Bedeutung. Diese Suche beschäftigte Elizabeth eine ganze Weile. Vielleicht war mit der IV das vierte Bücherregal gemeint? Das vierte Regal – von wo aus gesehen? Man mußte erst den Standort von Nummer eins kennen, wollte man die Nummer vier finden …
    Mit wachsender Verzweiflung verbrachte sie mehrere Stunden damit, sich durch die Akten hindurchzuarbeiten – ohne Ergebnis. Verschwitzt, durstig und entmutigt hielt sie schließlich inne. Vielleicht befand sie sich auf einer völlig falschen Fährte. Sie fragte sich, ob es Driskill in Alexandria auch so viel Vergnügen bereitete, Vals Spuren zu verfolgen. Vergnügen! Sie mußte kurz an seine Rückenverwundung denken; dann schüttelte sie den Kopf, machte sich wieder auf die Suche.
    Sie blätterte unzählige Folianten durch, öffnete verstaubte Aktenmappen, zwang sich, nicht aufzugeben, suchte jetzt blindlings, wahllos nach einem noch so winzigen Hinweis. Assassini. Das war ihr Ziel, mußte es sein; das war alles, worauf sie sich stützen konnte. Assassini und fünf tote Männer auf Vals Liste. Fünf Tote und ein Lebender: Erich Kessler. Warum war Val davon ausgegangen, daß dieser Mann das nächste Opfer sein würde?
    Elizabeth fuhr fort, sich wahllos eine Akte nach der anderen vorzunehmen, und allmählich beschlichen sie Zweifel, hier im Turm der Winde auf irgendeinen Hinweis zu stoßen, der die Assassini betraf. Durch Zufall bestimmt nicht. Nein, es war sinnlos, eine geradezu verrückte Hoffnung. Aber noch wollte sie nicht aufgeben. Was machten ein paar vergeudete Tage mehr oder weniger jetzt noch aus? Die Welt würde sich weiter drehen.
    Sie erhob sich, klopfte den Staub aus ihrer Kleidung, wie auch Val es getan haben mußte, trat ans Fenster und ließ den Blick über die Vatikanstadt schweifen. Sie war sich auf einmal nicht mehr sicher, welcher Wochentag heute war, wußte plötzlich nicht mehr, ob sie die Messe am heutigen Morgen oder gestern besucht hatte. In diesem unbeobachteten Moment beunruhigte sie die Erinnerung an eine von vielen Fähigkeiten, die Val und ihr gemeinsam gewesen war: Sie beide konnten sich in eine Aufgabe so sehr vertiefen, daß sie darüber die Außenwelt vollkommen vergaßen. Schon als Kind war dies eine bestimmende Charaktereigenschaft Elizabeth’ gewesen. Die Arbeit hatte in ihrem Leben immer uneingeschränkte Vorrangstellung besessen. Das war bei Val nicht anders gewesen, doch sie hatte es geschafft, einen immensen Arbeitsaufwand und ein gewisses Maß an Privatleben unter einen Hut zu bringen. Sie hatte eine Laufbahn eingeschlagen, die ihr weit mehr abverlangt hatte als Elizabeth ihr Job als Chefredakteurin, und dennoch hatte Val einen Weg gefunden, Curtis Lockhardt in ihr Leben einzufügen. Aber das war Vals Fähigkeit gewesen, Vals Leben. Elizabeth spürte die sanfte Brise, die durchs Fenster wehte, die wärmenden Sonnenstrahlen. Sie war nicht Val, und sie konnte ihr Leben nicht so führen, wie Val es geführt hatte. Ihr wurde deutlich, welche Beschränkungen sie selbst ihrem Leben auferlegt hatte, Grenzen, die es ihr unmöglich machten … und plötzlich fiel ihr eine Möglichkeit ein, Vals Code vielleicht auf eine andere Weise zu entschlüsseln.
    Übergehe die IV, sagte sie sich. Mach weiter mit SW. Elizabeth kannte nur einen einzigen Begriff mit der Abkürzung SW: Südwest. Und dieses Turmzimmer, dieses Observatorium, war nach den Tierkreiszeichen ausgerichtet – und den Himmelsrichtungen. Sie fand die entsprechenden Markierungen auf dem Mosaik, ging hinüber in die Südwestecke des Raumes. Nichts. Berge verstaubter Akten … und dann entdeckte sie, eingeklemmt zwischen dicken Folianten, eine kleine, unscheinbare, mit Lederriemen umwickelte hölzerne Truhe.
    TR. Truhe. Val!
    PBF.
    Sie zog die Truhe hervor, stellte sie auf den Boden, löste vorsichtig die Lederriemen und hob den Deckel an.
    Im Innern, sorgfältig in einer Pappschachtel verstaut, fand sie das maschinegeschriebene Originalmanuskript, das Pryce Badell-Fowler im Jahre 1934 verfaßt hatte: Kirchliche Macht und Politik. Offensichtlich war es seit einem halben Jahrhundert unentdeckt und unkatalogisiert geblieben, war irgendwie durch die Maschen der Hundert-Jahre-Vorschrift geschlüpft, war achtlos

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