Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
gewesen.
    Aber was spielte das hier für eine Rolle.
    Die offenbar fortdauernde Bedrohung durch die Assassini faszinierte Elizabeth viel mehr.
    Denn der letzten Seite des maschinegeschriebenen Manuskripts war eine kurze Notiz Badell-Fowlers angeheftet, handgeschrieben mit schwarzer Tinte, in kräftigen, markanten Schriftzügen. Die Aussage war verschleiert, hintergründig; dennoch war klar, worauf der Brite abgezielt hatte.
     
    1949.
    Wie viele von ihnen sind dort gewesen? Alle tot? NEIN! Aktivitäten während des Krieges. Simon der Anführer? Pius- Verschwörung … Verraten von …?
     
    Elizabeth versuchte Ruhe zu bewahren. Sie wußte nicht, was diese Zeilen zu bedeuten hatten, nicht genau, aber sie hatte das Gefühl, als wäre sie plötzlich mitten unter ihnen, den Assassini. Auch Val hatte diese Zeilen gelesen.
    Ab jetzt galt es, zu überleben. Sie war in einen Mahlstrom hineingeraten, aus dem es kein Entrinnen gab. Es schien jetzt tatsächlich möglich, daß die Kirche Mörder entsandte, Priester – Dunn mochte mit seiner These, daß der schwarze Stoffetzen von dem Regenmantel eines Geistlichen stammte, den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Der Mann, der Val getötet hatte, der wie ein Schatten aus der Nacht gekommen war, um auch Ben zu ermorden, konnte durchaus ein Priester gewesen sein.
    Sie trug die wenigen handschriftlichen Zeilen Badell-Fowlers in ihr Notizbuch ein.
    Dann dachte sie lange nach. Nur das leise Flüstern der Belüftungsanlage und das kaum hörbare Rascheln uralten, spröden Papiers in dieser leichten Brise waren zu hören – der Pulsschlag der Geheimen Archive.
    Badell-Fowler war wegen seines Wissens über die Assassini getötet worden. Die Arbeit eines ganzen Lebens war in den Flammen vernichtet worden. Nein, dachte Elizabeth, sie waren weder 1949 alle tot gewesen, noch waren sie es heute. Aus irgendeinem Grunde hatte sich aber erst vor relativ kurzer Zeit die Notwendigkeit für den Tod dieses alten Mannes ergeben …
    Ein nachdenkliches Lächeln legte sich langsam auf Elizabeth’ Gesicht.
    Sie hatte keine Ahnung, was Ben Driskill inzwischen erreicht hatte, wo immer er sich aufhalten mochte. Aber sie hatte die Assassini nach jahrhundertelangem Schlummer wieder ans Licht gezerrt, aus dem Dunkel der Vergessenheit ins zwanzigste Jahrhundert geholt, in dem sie ihre Arbeit wieder aufgenommen hatten …
    Und jetzt, verdammt, konnte sie dieses Wissen an Ben Driskill weitergeben. Sie konnte ihm beweisen, daß sie nicht so war, wie er sie eingeschätzt hatte, daß sie keine treulose, wortbrüchige, starr doktrinäre Papistin war, die brav an ihren theologischen Grundsätzen festhielt und sich um nichts anderes als die Kirche, die Kirche und noch mal die Kirche kümmerte. Ja, sie wollte Ben zeigen, daß ihr genauso wie ihm daran gelegen war, Vals Mörder zu finden. Es war auch ihr Anliegen, ihre Suche, wohin auch immer das führen mochte.
    Und wenn es eine billige Entschuldigung sein mochte, ein unbedeutender Triumph – egal. Hauptsache, sie konnte Ben Driskill beweisen, daß er sich in ihr geirrt hatte.
    Sie mußte mit jemandem über ihre Entdeckung reden. Und was lag näher, als sich Vals höchstem und engstem Verbündeten in der Kirchenhierarchie anzuvertrauen – Saint Jack.
    Elizabeth hatte Sandanato angerufen und ihm berichtet, daß sie eine wichtige Entdeckung gemacht habe, was Vals Nachforschungen betraf, und daß sie mit Kardinal D’Ambrizzi darüber reden müsse. Schon eine Stunde, nachdem Elizabeth in ihr Büro zurückgekehrt war, hatte der Kardinal sich mit ihr in Verbindung gesetzt und ihr mitgeteilt, er wäre hocherfreut, wenn sie ihm beim Abendessen in seiner Privatwohnung im Vatikan Gesellschaft leisten würde.
    In den verbleibenden Stunden überlegte Elizabeth, auf welche Weise sie D’Ambrizzi eine derart brisante Sache nahebringen sollte. In einer Männerwelt wie der des Vatikans war sie eindeutig im Nachteil: Sie mußte ihr Anliegen behutsam und wohlüberlegt vorbringen, um es nicht von vornherein zum Scheitern zu verurteilen. Schon der leiseste Anflug weiblicher Geschwätzigkeit, jede Art von Überschwang oder Dramatisierung, und es war aus und vorbei. Nicht etwa, daß D’Ambrizzi und Sandanato ihr mißtrauten oder etwas gegen sie hatten, im Gegenteil; aber sie war eine Frau, eine Nonne, und aus diesem Grund eine Person, die nicht wirklich von Bedeutung war. Diese Haltung, die ihr schon allzuoft begegnet war, machte sie nicht mal ärgerlich. Es war nun einmal so. Man

Weitere Kostenlose Bücher