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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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beiden Männern ab und zog sich diskret zurück.
    Drew Summerhays sagte: »Father, ich bin hocherfreut, Sie als meinen Gast begrüßen zu dürfen, aber ich muß zugeben, daß ich außerordentlich neugierig bin, was Sie vorzubringen haben. Ich vermute, daß wir ein gemeinsames Interesse an dieser Angelegenheit haben. Und momentan verbindet uns die Sorge um die Familie Driskill. Liege ich mit dieser Vermutung sehr weit daneben, Father?«
    »Nein, Volltreffer. Wissen Sie, ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Darf ich sofort zur Sache kommen, ohne zuvor Jasper Johns Bewunderung zu zollen?«
    Die Lachfalten um Summerhays’ Augen vertieften sich. »Mister Johns wird nie davon erfahren.«
    »Also gut. Stimmt es, daß Sie seit langem mit Hugh Driskill befreundet sind? Und auch mit seiner verstorbenen Frau Mary befreundet waren?«
    »Das stimmt.«
    »Ich habe vor kurzem eine bemerkenswerte Geschichte gehört, Mister Summerhays. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie den Tatsachen entspricht. Mit anderen Worten: Ich brauche jemanden, der mir diese Geschichte bestätigen kann. Sie hört sich nämlich ziemlich weit hergeholt an.«
    »Weder in Ihrem noch in meinem Beruf gibt es weit hergeholte Geschichten.« Summerhays lächelte frostig.
    »Nun, da bin ich mir nicht mehr ganz so sicher. Die Geschichte handelt von einem Priester, der seit fünfzig Jahren tot ist, von einer Frau, die seit dreißig Jahren tot ist, und von einem Ihrer engsten Freunde …«
    Summerhays Lächeln zeigte plötzlich einen Anflug von Resignation. »Wissen Sie, es überrascht mich ganz und gar nicht, daß diese Sache aufs Tapet kommt. Es hat lange gedauert.« Er beugte sich vor und schenkte zwei Tassen Kaffee ein.
    »Milch?«
    »Danke, nein. Ich werde ihn heute schwarz trinken.« Dunn verbrannte sich die Zunge an dem starken, heißen Gebräu. »Es ist seltsam … so ähnlich hat sie sich auch ausgedrückt. Sie sagte, sie hätte ein halbes Jahrhundert darauf gewartet, daß wegen dieser Geschichte jemand zu ihr kommen würde.«
    »Von wem reden Sie, bitte?«
    »Von einer alten Ordensschwester, einer Freundin der Familie Driskill. Sie hat Val und Ben unterrichtet und hatte ein sehr enges, freundschaftliches Verhältnis zu Mary Driskill. Schwester Mary Angelina …«
    »Ah, ja. Natürlich. Ich bin ihr einmal begegnet. Eine außergewöhnlich attraktive Frau.«
    »Darf ich fragen – ich habe mir diese Frage in letzter Zeit oft gestellt –, wie sah Mary Driskill eigentlich aus?«
    »Mary war eine bezaubernde Frau, hochgewachsen, schlank, würdevoll, von großer natürlicher Anmut. Hellbraunes Haar, heller Teint. Hatte einen eigenwilligen Sinn für Humor. Schloß nicht schnell Freundschaften, war immer ein wenig zurückhaltend. Das war Mary. Sie hatte nur eine wirkliche Schwäche, den verdammten Alkohol. Sie war so korrekt, so distinguiert, so zurückhaltend, daß einige Leute vielleicht den Eindruck gewonnen haben, sie sei ein wenig unnahbar.« Er trank einen Schluck Kaffee, hielt die Untertasse mit der anderen Hand, stellte dann beides auf die Armlehne des Sessels. »Hugh und Mary paßten in vielerlei Hinsicht gut zusammen. Allerdings waren sie nicht gerade überschäumend, was ihre Gefühle füreinander betraf.«
    »Aber sie haben sich geliebt?« fragte Dunn. »Naja, Liebe ist in einer Ehe zwischen zwei solchen Menschen nicht immer das Wesentliche. Hughs und Marys Ehe war mehr eine freundschaftliche Allianz, ein großes Vermögen – das der Driskills – hat sich ein etwas kleineres einverleibt. Ich würde es eher als Vernunftehe bezeichnen.«
    »Hinter der sich eine Art Fusion versteckte, eine geschäftliche Übernahme?«
    »Wie immer Sie es bezeichnen wollen, Father. Sie sind der Schriftsteller. Aber wohin führt uns das alles? Sie sagten, Schwester Mary Angelina hat damit gerechnet, daß jemand wegen einer alten Geschichte zu ihr kommt – um was handelt es sich?«
    »Um den Tod von Father Governeau.«
    »Ah. Das.«
    »Schwester Mary Angelina hat Mary Driskill sehr nahe gestanden. Sie war ihre Vertraute. So etwas wie ein weiblicher Beichtvater. Jemand, dem sie auch intime Dinge anvertrauen konnte.«
    »Ich habe mir sagen lassen, daß heutzutage viele Frauen die Behandlung durch weibliche Gynäkologen bevorzugen. Ich nehme an, das war bei diesen beiden Frauen im Prinzip der gleiche Mechanismus.«
    »Mary Driskill hat Schwester Mary Angelina einige Jahre nach dem Tod von Father Governeau aufgesucht. Er wurde, wie Sie sich gewiß

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