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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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abzulegen. Nicht bei dem, was sie bedrückte. Aber sie war mit einem Menschen befreundet, von dem sie wußte, daß sie ihm alles anvertrauen konnte. Einer Frau, die außerdem die Kirche repräsentierte – Schwester Mary Angelina. Also hat sie sich mit Schwester Mary Angelina verabredet. Sie trafen sich im Driskillschen Haus in Princeton. Die Kinder lagen an jenem Abend bereits im Bett, Hugh war geschäftlich unterwegs, und Mary Driskill erzählte der Nonne, was mit Father Governeau passiert war.«
    »Und nun«, sagte Summerhays, »hat die Schwester es Ihnen erzählt.«
    »Genau. Und ich möchte in Erfahrung bringen, ob das, was sie erzählt hat, der Wahrheit entspricht. Und ich kenne nur einen Menschen, der die Geschichte möglicherweise bestätigen kann. Nämlich Sie. Also, wollen Sie mir weiter zuhören?«
    »Mit dem größten Interesse.« Summerhays’ Lächeln war verschwunden; seine Augen blickten kühl und klar.
    »Mary Driskill hat Schwester Mary Angelina anvertraut, daß sie Father Governeau schon vor dem Krieg kennengelernt hat, als Hugh in Rom für die Kirche arbeitete. Governeau war ein paarmal nach Princeton gekommen, um in der Kapelle der Driskills die Messe zu lesen. Er war ein zurückhaltender, ernster, ehrenwerter Mann, ein Mann Gottes. Mary faßte Vertrauen zu ihm. Er aber verliebte sich in die hübsche junge und einsame Frau … das muß etwa 1936, ’37 gewesen sein, ich kann Zahlen so schlecht behalten …«
    »Das spielt keine Rolle, Father. Nur weiter.«
    »Nach kurzer Zeit wurden sie ein Liebespaar. Offensichtlich wurden sie beide von Schuldgefühlen geplagt. Aber die sexuelle Begierde war stärker. Es war eine verzweifelte Liebesaffäre. Mitternächtliche Besuche Governeaus im Haus in Princeton und dergleichen … zwei tiefgläubige Katholiken, die sich vor schlechtem Gewissen selbst – und gegenseitig – zerfleischten. Als Hugh Driskill dann aus Rom in die Staaten zurückkehrte, gelangten Mary und Father Governeau zu der Einsicht, daß es besser sei, ihr Verhältnis zu beenden; es gab keine andere Möglichkeit. Und beide hatten die Absicht, mit ihrem Leben, ihrem Glauben wieder ins reine zu kommen; beiden war bewußt, wie schwierig das sein würde, aber sie wollten es versuchen. Nun, es erwies sich nicht als schwierig, es erwies sich als unmöglich. Jedenfalls für Father Governeau. Er konnte Mary einfach nicht vergessen. Er rief sie immer wieder an, doch sie wollte nicht mit ihm sprechen, versuchte ihm aus dem Weg zu gehen. Und dann kam es zur Katastrophe.
    Eines Abends, als Hugh geschäftlich unterwegs war – und Hugh war übrigens kaum einen Abend zu Hause –, kam Father Governeau zum Driskillschen Haus. Mary versuchte, ihn zum Gehen zu bewegen, sie sagte ihm, es sei vorbei, doch Governeau ließ sich nicht abweisen, und so redeten sie den ganzen Abend über diese Sache, bis Governeau schließlich durchdrehte. Er stieß Mary Driskill zu Boden, riß ihr das Kleid vom Leib und vergewaltigte sie. Nun, Hughs geschäftliche Besprechung endete eher als geplant, und er kam unerwartet früh nach Hause zurück – um mit ansehen zu müssen, wie seine Frau von Governeau vergewaltigt wurde, von einem ihm bekannten Priester … Hugh sah rot. Er nahm den erstbesten Gegenstand – einen Bären aus massivem Silber, wie Schwester Mary Angelina mir sagte – und schlug Father Governeau den Schädel ein! Gemeinsam tüftelten Mary und Hugh dann die Sache mit dem angeblichen Selbstmord aus: Hugh hängte den Leichnam an einen Baum im Obstgarten … Und die Vertuschungsgeschichte nahm ihren Lauf, und jetzt kommt das Verrückte an der Sache. Was Mary Driskill schließlich um den Verstand brachte war nicht die Tatsache, daß ihr Mann Father Governeau ermordet hatte, nein, nein – aber daß Governeau als Selbstmörder in ungeweihter Erde, außerhalb des Friedhofs, beigesetzt wurde, trieb sie in den Wahnsinn! Das war es, was sie Schwester Mary Angelina anvertraute, die all die Jahre darauf gewartet hat, sich wiederum jemandem anvertrauen zu können.« Dunn trank die Tasse Kaffee leer. »Also, Mister Summerhays, ich möchte nur eines wissen: Stimmt diese Geschichte?«
    Summerhays starrte Dunn eine ganze Weile schweigend an. Schließlich seufzte er und setzte sich im Sessel auf.
    »Nein«, sagte er leise, »so ist es nicht gewesen. Nein, sie hat es völlig mißverstanden. Also gut, warum sollen Sie nicht die Wahrheit erfahren. Ich lasse uns von Edgecombe frischen Kaffee bringen, und dann werde ich Ihnen

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