Assassini
spürte, wie die kalte Spitze der Klinge durch Jacke und Hemd drang und in meinen Rücken stach. Er zog meinen Arm langsam zu sich heran, weg von der Tasche des Trenchcoats. »Geben Sie mir die Waffe, Mister Driskill.«
»Wissen Sie, es ist nur eine …«
»Pssst.« Er zog mir die Waffe aus den Fingern. »Oh, Mister Driskill … das ist ein … Spielzeug.« Er reichte mir das Ding zurück.
»Seien Sie vorsichtig«, sagte er leise.
Er stieß mich sacht in den Tümpel aus flackerndem, buntem Licht, und ich drehte mich um, sehr langsam und sehr vorsichtig, um ihn anzuschauen, die Narbe und den komischen Hut.
Aber ich hatte einen Fehler gemacht. Ich hatte den falschen Mann erwartet.
Wieder ein leichter Stich mit der Messerspitze.
»Gehen Sie nach Hause, nach Princeton, Mister Driskill. Gehen Sie nach Hause, und ich werde für Sie beten. Gehen Sie dorthin, wo Sie etwas Gutes tun können. Ich möchte Ihnen kein Leid zufügen. Ihnen nicht, der Nonne nicht. Gehen Sie einfach … fort.«
Er starrte mich aus seinen unergründlichen, bodenlosen Augen an; das schwache Licht spiegelte sich auf den flachen Gläsern seiner Brille.
Horstmann.
Dann war er verschwunden.
Ich war allein in der Kirche.
3 DRISKILL
Ich stand am Ende eines schlammigen, zerfurchten und glitschigen Feldwegs und lauschte den Hunden, die den Mond ankläfften, der hin und wieder zwischen den vorüberziehenden Wolken hindurchlugte. Ich hatte den Citroen-Mietwagen auf dem nassen, aufgeweichten Bankett geparkt, so, wie Dunn mich angewiesen hatte. Er hatte mich kurz nach meiner Rückkehr ins Hotel angerufen.
»Aber woher soll ich denn wissen, daß es der richtige schlammige Feldweg ist?« Ich versuchte, meinen Zorn im Zaum zu halten. Ich hatte ein paar schwere Stunden hinter mir.
»Fühlen Sie sich nicht wohl? Sie hören sich ein wenig angegriffen an …«
»Sie würden ohnehin nicht glauben, was mir passiert ist.«
»Sie müssen sich wohl oder übel zur Ruhe zwingen. Die Sache duldet keinen Aufschub. Ist Schwester Elizabeth bei Ihnen?«
»Nicht direkt. Also, sagen Sie mir, welcher schlammige Feldweg?«
»Parken Sie einfach den Wagen dort, wo ich gesagt habe«, hatte er geantwortet, »und dann steigen Sie aus und spitzen die Ohren. Sie werden die Hunde hören. Wenn nicht, haben Sie die falsche Stelle erwischt. Und ziehen Sie Ihre Gummistiefel an, mein Junge.«
Jetzt konnte ich die Hunde hören. Ich drehte mich um und blickte zurück auf den seltsam geformten kleinen Wagen, in dem Elizabeth schweigend saß und auf die Bodennebel starrte, die über den feuchten Feldern aufstiegen. Wir hatten nur wenige Worte gewechselt, seit ich sie in der Lobby des Hotels gefunden – angetroffen – hatte. Es gab nichts zu sagen. Ich war es ihr schuldig, sie um Verzeihung zu bitten, aber ich brachte es nicht fertig. Ich wußte, daß ich recht hatte, was meine Meinung über sie und die Kirche und deren Vorrangstellung betraf: Ich konnte meine Meinung nicht einfach deshalb ändern, weil sie ein menschliches Wesen war, das mir vertraut, sich mir anvertraut hatte. Das stand nicht zur Debatte.
Ich wollte ihr erzählen, was ich vor gerade erst zwei Stunden erlebt hatte. Von Summerhays. Von dem Mann mit der furchtbar zugerichteten Kehle. Und von Horstmann, der auf mich gewartet hatte, Horstmann, der seine Hand um meinen Arm geklammert hatte …
Horstmann.
Als mir bewußt geworden war, daß er die Kirche verlassen hatte, war es zu spät gewesen, ihn wiederzufinden. In der Menge auf dem Platz hatte ich keine Spur mehr von ihm gesehen. Und keine Spur mehr von Summerhays und seinem Begleiter.
Das alles hätte genausogut ein Traum sein können. Aber es war keiner. Natürlich nicht. Ich kam mir wie Basil Fawlty an einem schlechten Tag vor, wenn er den Kopf auf die Schreibmaschine rammte, in der Hoffnung, aus einem Alptraum zu erwachen, um dann erkennen zu müssen: nein, nein, es ist Realität. Nein, nein, es war Realität, es war Summerhays gewesen, und es war Horstmann gewesen, und ich wünschte, ich hätte es Elizabeth erzählen können, aber ich konnte es nicht.
Ich konnte mit dem, was in den vergangenen zwei Stunden passiert war, fertig werden. Aber das, was nicht passiert war, konnte ich nicht begreifen.
Ich lebte noch.
Horstmann hatte mich in der Kirche erwischt, als ich ganz allein gewesen war.
Aber ich lebte noch. Ich konnte keine Erklärung dafür finden. Die Bühne dieses Dramas war von Leichen bedeckt. Warum war jetzt nicht auch meine darunter?
Was hätte
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