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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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dem ich mich verstrickte, Fäden, die sich zu einem Seil zusammenzogen, das sich um meinen Hals legte und mir den Atem abschnürte …
    Hatte ich ein Geräusch hinter mir gehört?
    Ein leiser, verhaltener Laut, vom gedämpften Krachen des Feuerwerks fast übertönt?
    Großer Gott, litt ich schon unter Halluzinationen?
    Hatte der Mann mit dem Hut mich sogar in der lärmenden, wogenden Menschenmenge draußen auf dem kleinen Platz entdeckt? War er jetzt hier drin? Hier, bei mir, in der Kirche? Warum wußte ich, daß der kleine Mann ein Messer bei sich trug? Lag es daran, daß seine Kehle sich in eine Kraterlandschaft aus Narben verwandelt hatte?
    Die Eingangstür der Kirche wurde blitzschnell geöffnet, dann geschlossen. Ich wußte es. Ich hatte für einen Moment die Geräusche von draußen auf dem Platz aufbranden und dann abrupt wieder verstummen hören.
    Jemand war in der Kirche.
    Es herrschte tödliche Stille. Ich tastete nach dem Spielzeugrevolver. Eine verrückte Reflexbewegung. Als ich ihn aus der Tasche ziehen wollte, verhedderte er sich, rutschte mir aus den Fingern und fiel scheppernd auf den steinernen Boden. Ich hob ihn auf, wartete. Der Schweiß tropfte mir von der Nasenspitze. Ich fror.
    Nichts.
    Ich glitt vom Stuhl und zog mich tiefer in die Schatten neben einer der Säulen zurück. Die Härchen in meinem Nacken hatten sich aufgestellt. Irgendwie, trotz der Menschenmassen auf den dunklen, verwinkelten Straßen, hatte der kleine Hundesohn mich gefunden, hatte mich in dieser Kirche aufgestöbert.
    Großartig.
    Wer immer er sein mochte, er verstand es ausgezeichnet, sich vollkommen lautlos zu verhalten. Ich hörte nur mein eigenes Atmen und das Sssst-bum der Feuerwerkskörper. Sobald eine Rakete explodierte, sah ich das grelle Aufleuchten, gedämpft und verzerrt durch die bunten Bleiglasfenster, und ein gespenstischer Engel schien durch schweres Flak-Abwehrfeuer vom Himmel herabzuschweben.
    Dann vernahm ich das kaum wahrnehmbare Tappen von Schritten, aber ich konnte die Quelle des Geräuschs nicht ausmachen. Es hätte von überallher kommen können, von irgendwo zwischen den Stuhlreihen oder aus der Dunkelheit hinter mir. Dann wieder die Schritte, diesmal lauter. Das Geräusch huschte die Wände entlang, wisperte zwischen den Säulen. Er hatte sich ein Stück voranbewegt, leise, vorsichtig, auf der Suche nach mir.
    »Mister Driskill?«
    Das Blut gefror mir in den Adern. Ich krampfte die Hand um den Griff der Waffe, preßte meinen Körper an eine Säule. Aus welcher Richtung war die Stimme gekommen? Ich brauchte nur meine Nasenspitze zu zeigen, und schon war ich ein toter Mann.
    »Also bitte, Mister Driskill, seien Sie vernünftig. Ich muß mit Ihnen reden.«
    Er kam. Er kam auf Schuhen mit Kreppsohle, lautlos, so, wie Nebel in der Dämmerung herankriecht. Ich bewegte mich zurück, hinüber zum Seitenschiff, tastete mich mit der freien Hand die Wand entlang. Als ich dort angelangt war, stieß ich einen winzigen Seufzer aus. Ein wabernder Fleck aus trübem Licht lag zu meiner Linken; irgendwo in einer Bleiglasscheibe über mir waren ein, zwei Stücke aus der Fassung gebrochen und ließen das zuckende Leuchten der Feuerwerksraketen ungedämpft auf den Fußboden fallen. Wenn ich es schaffte, diesen kleinen Tümpel aus Licht zu durchqueren, bevor er mich entdeckte, dann konnte ich mich weiter vorantasten und versuchen, einen Nebeneingang zu finden, eine Hintertür, durch die ich aus dieser Falle zu entrinnen vermochte, die ich mir selbst gestellt hatte.
    Ich mußte hier raus. Irgendwie. Wie hatte er mir nur folgen können? Ich war so sicher gewesen, ihn abgehängt zu haben … und doch war er hier.
    Wer war der Kerl? Und was hatte er mit Summerhays zu tun?
    Die Fragen dröhnten in meinem Schädel wie die Explosionen der Feuerwerksraketen. Ich kam mir wie ein hilfloser armer Teufel vor, der in eine tiefe Schlangengrube gestürzt war.
    Ich spürte eine Bewegung, unsichtbar, lautlos, und dann war mir alles egal. Ich hielt den Atem an und durchquerte mit drei, vier schnellen Schritten den Lichtfleck und hielt sofort wieder inne, den Rücken an die Wand gepreßt, die Hand um den Griff der Waffe gekrampft, und blickte zurück. Nichts.
    Die Hand schoß aus der Finsternis hervor, klammerte sich wie ein Schraubstock um meinen Unterarm. Sein leises, ruhiges Atmen war ganz dicht neben meinem Ohr.
    »Mister Driskill, es ist höchste Zeit, daß Sie vorsichtiger werden. Ich habe ein sehr scharfes Messer … hier.« Ich

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