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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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aufgelöst hatte, die wenigen, die von uns am Leben geblieben waren, und kein Mensch wußte, wo sie sich aufhielten. Nur meine Wenigkeit und die Männer selbst. Und ich war der einzige, der sie alle gekannt hat – das heißt, mit einer Ausnahme. Es gab da noch einen Mann. Sein Deckname war Archduke. Und es stimmt ebenfalls, daß ein Dokument existierte, das aus der Zeit der Borgia stammte, ein Verzeichnis mit Namen von Männern, die allem entsagt hatten, die im Dienst für die Kirche alles riskiert hatten – Männer, die getötet hatten, für die Päpste, für die Kirche. Ich habe das Dokument nach Norden bringen lassen, nach Irland, von zweien meiner Männer, von Bruder Leo und meinem allerbesten Kämpfer, meinem selbstlosesten Mann, dem ich mehr als allen anderen vertraut habe … August Horstmann.
    Nachdem die beiden sich auf den Weg nach Irland gemacht hatten, habe ich nichts mehr von ihnen gehört. Ich hatte meine eigenen Probleme in Paris, mit dem Collector. Und als er mich fast schon in die Enge getrieben hatte, da habe ich es gespürt, mit jeder Faser meines Körpers gespürt. Ich wußte, daß er methodisch und peinlich genau die Beweise gegen mich zusammenfügte, und er hätte Pius sicherlich eine Anklageschrift vorgelegt, die den Papst mehr als zufriedengestellt hätte. Ich wußte, daß Pius zu jedem Mittel greifen würde, mich zu bestrafen, zu jedem Mittel … Und dann, Benjamin, habe ich mich an Ihren Vater gewandt, meinen alten Waffengefährten, einen jener OSS-Agenten, die sich damals wie Gespenster kreuz und quer durch Europa bewegten und auf jede nur erdenkliche Art und Weise Informationen für die Alliierten sammelten. Und es war Hugh Driskill, der seinen beträchtlichen Einfluß geltend machte, um mich aus Paris herauszuschaffen, bevor der Collector zuschnappen konnte – im letzten Moment. Hugh hat mich nach Princeton mitgenommen, und dann haben er und sein großer Freund Drew Summerhays Verhandlungen mit Pius aufgenommen, um mir die Rückkehr nach Rom zu ermöglichen. Eine sichere Rückkehr.«
    D’Ambrizzi zündete sich eine seiner schwarzen Zigaretten an und ließ einen müden Blick über uns schweifen; seine schwerlidrigen Augen schienen wie in Zeitlupe zu blinzeln. Er gab uns in der Tat eine außergewöhnliche Vorstellung.
    »Und schließlich noch das Manuskript. Was habe ich die ganze Zeit über getan, als Sie, Ben, und die kleine Val draußen auf dem Flur vor meinem Zimmer herumzappelten und darauf warteten, daß ich herauskam, um mit euch Ball zu spielen oder im Garten mit euch und eurer Mutter zu arbeiten? Warum habe ich das alles niedergeschrieben? Weil ich mehr brauchte, als euer Vater und Summerhays bei den Verhandlungen mit Pius jemals erreichen konnten, denn Pius hatte sehr persönliche Gründe, mich zu hassen, mich zu fürchten. Ich brauchte eine sehr gute Rückversicherung, um Priester bleiben zu können und vor allem: zu überleben. Und darum habe ich mir meine persönliche Lebensversicherungspolice ausgestellt. Erst als ich das Manuskript dem Pfarrer im Nachbarort zur Aufbewahrung gegeben hatte, wußte ich, daß ich in Sicherheit war. Ich hatte eine Durchschrift angefertigt, die ich Pius vorlegen konnte – ich konnte ihm sagen, daß im Falle meines Todes die Welt sich an der Geschichte der Assassini ergötzen könne und an Pius’ Entschlossenheit, mit den Nazis bei der Plünderung der Kunstschätze Europas zusammenzuarbeiten. Ja, ich habe im Manuskript Decknamen benutzt, weil ich mich davor schützen mußte, daß der alte Pfarrer in New Prudence der Versuchung nicht widerstehen und mal einen Blick hineinwerfen und zuviel erfahren würde. Indem ich die Decknamen benutzte, wurden die Personen der Geschichte sozusagen verschlüsselt. Aber die Einzelheiten, sie standen dort, waren schwarz auf weiß zu lesen, sie konnten nachgeprüft werden, das alles war tatsächlich geschehen.
    Als das Manuskript fertig war und Ihr Vater und Summerhays mir den Weg zurück nach Rom geebnet hatten – und das hatten sie großartig gemacht; Pius mußte eine sehr, sehr bittere Pille schlucken –, kehrte ich in den Vatikan zurück und machte meinen Weg, meine Karriere, denn ich konnte ja jederzeit die Keule über Pius’ Kopf schwingen. Also« – er ließ den Blick von einem Gesicht zum anderen schweifen – »damit wäre das Thema Vergangenheit wohl abgehakt, oder nicht?«
    Ich hatte der ganzen Geschichte schweigend zugehört und versucht, mir einen Reim darauf zu machen. Als D’Ambrizzi nun

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