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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Anweisungen. Dieser Unbekannte ist der wirkliche Killer. Wir sind uns darüber einig, daß …«
    »Deswegen ist Horstmann noch lange nicht freigesprochen! Er hat meine Schwester erschossen!«
    D’Ambrizzi nickte, fuhr aber unbeirrt fort: »Warum sind all diese Leute ermordet worden? Ich bin geneigt, Herrn Kessler in diesem Punkt zuzustimmen: um diejenigen zu beseitigen, die gewußt haben, was während des Krieges in Paris geschehen ist. Um jeden aus dem Weg zu räumen, der die Wahrheit über die Kirche und die Nazis und die Assassini und die Rolle unseres Unbekannten wußte. Diese Leute waren eine Gefahr für diesen Mann, und darum mußten sie sterben. Nun, wen hätte es am schlimmsten getroffen, wenn die Vergangenheit ans Licht gezerrt worden wäre?«
    »Jemanden, der in Paris Menschen getötet hat und töten ließ«, sagte ich. »Womit wir wieder bei Simon Verginius angelangt wären. Er ist derjenige, der am meisten zu befürchten und am meisten zu verlieren hat, steht er doch unmittelbar vor dem Papstthron. Auf niemanden trifft das alles besser zu als auf Sie, Saint Jack …«
    »Aber«, sagte D’Ambrizzi mit ruhiger Stimme, »ist der alte Saint Jack denn der einzige Verdächtige? Was ist, wenn hinter all diesen Schrecken noch ein anderes Motiv steht? Denken Sie mal an die Wahl, die Auswahl des neuen Papstes. Sie müssen berücksichtigen, daß es sich um einen sehr kleinen Wählerkreis handelt – das Konklave der Kardinale. Und der noch amtierende Papst ist ein Mann, der großen persönlichen Einfluß besitzt. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Wahl zu beeinflussen. Geld, natürlich, ist auch eine dieser Möglichkeiten. Ebenso gewisse Versprechungen. Oder sich Gehör beim Papst zu verschaffen. Und schließlich das wahrscheinlich älteste und wirksamste Mittel, Einfluß auf andere Menschen auszuüben: Angst verbreiten. Ich will Ihnen sagen, was die Kirche und der Vatikan und das kirchliche Establishment am meisten fürchten – den schlimmsten aller Flüche, nämlich die Zerstörung der Ordnung. Das Chaos. Es gibt nichts Schrecklicheres als das Chaos. Und die Kirchenhierarchie wird sich dagegen wehren, seien Sie versichert. Mächtige Männer werden ihren ganzen Einfluß geltend machen, um dies zu verhindern. Sie werden es vernichten, zerstampfen, zerschmettern, und glauben Sie mir, sie werden sich durchsetzen. Sie werden sich an einen Mann mit eiserner Faust wenden, verstehen Sie? Falls erforderlich, wird die Kirche eine Reise in die finstere Vergangenheit ertragen, in die Dunkelheit, in die Zeiten, als Andersdenkende Repressalien ausgesetzt waren, wenn nötig, sogar zu einer anderen Form der Inquisition. Es gibt hohe geistliche Würdenträger, die ohnehin der Meinung sind, daß das Wiederaufleben der Inquisition längst überfällig ist. Seine Heiligkeit Papst Calixtus haßt das Chaos genauso wie jeder andere vernünftig denkende Mensch – auch er wird nach einem starken Mann Ausschau halten, nach einem rücksichtslosen Rohling, der alles niederwalzt, was der Kirche im Wege steht. Nun sollten wir uns einmal die Frage stellen: Wer könnte den größten Nutzen aus Angst und Chaos und Verfall ziehen? Die Antwort lautet natürlich: der Mann, der es geschaffen hat! Er ist die Antwort auf all unsere Fragen.«
    Schließlich meldete sich Schwester Elizabeth zu Wort; ihre Stimme zitterte vor Furcht und innerer Verkrampfung. »Warum machen Sie uns hier etwas vor? Wie sollen wir denn herausfinden, wer dieser Mann ist? Wie lange soll dieser Wahnsinn noch dauern? Und was ist, wenn Sie selbst dieser Mann sind? Wenn Sie von Angst und Chaos profitieren? Sie sind derjenige, der dem Papst am nächsten steht … Mein Gott, Sie stellen das alles so dar, als gäbe es keinen Unterschied zwischen dem Vatikan und der Mafia, dem KGB, dem CIA – es ist die Kirche! Die Kirche ist doch keine Verbrecher- und Spionageorganisation!«
    D’Ambrizzi hörte ihr mit geschlossenen Augen zu; er nickte bedächtig und offenbar zustimmend zu ihren Worten. Er räusperte sich. »Die traurige Wahrheit ist, daß der Unterschied zwischen der Kirche und den von Ihnen genannten Organisationen kleiner ist, als Sie glauben, wenn das, was auf dem Spiel steht, wichtig genug ist und wenn es zu einem Kampf um Einfluß und Macht kommt. Das lehrt uns schon die Geschichte. Ihre Freundin, Schwester Valentine, hatte das begriffen. Sie hat das düstere Gesicht der Kirche besser gekannt, als Sie alle auch nur ahnen können. Sie hatte aber auch begriffen, daß die

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