Assassini
Fußstapfen getreten war. Natürlich habe ich meinen getreuen Sandanato in dies alles eingeweiht. Und er half mir denn auch dabei, diese beiden brillanten Detektivinnen in die Irre zu leiten, obwohl er sehr viel über meine früheren Heldentaten in Paris wußte. Er war mein Protegé, er war jener junge Mann, den ich so erzogen zu haben glaubte, daß er meine Anschauungen teilte, was die Kirche betraf, er war derjenige, der einst mein Erbe antreten sollte, dem ich all meine Erfahrung geschenkt habe, all mein Wissen. Doch ich habe mich auch an einen alten Freund gewandt, mit der Bitte, einigen speziellen Fragen nachzugehen, was die fünf letzten Morde betraf. Dieser Freund sollte sich außerdem bemühen herauszufinden, welche Absichten Valentine eigentlich verfolgt hatte – diese heikle Aufgabe fiel dem getreuen Father Dunn zu. Und das Ergebnis seiner Bemühungen war, daß er mir sämtliche Behauptungen Valentines bestätigen konnte. Aber wer verübte die Morde oder ließ sie verüben? Und aus welchem Grund?
Wie gesagt, begann die Mordserie kurz nach der Erkrankung von Calixtus. Je intensiver ich über einen möglichen Zusammenhang nachdachte, desto deutlicher wurde mir, daß es sich hier um Ursache und Wirkung handeln mußte. Auch Schwester Elizabeth hat das erkannt, doch als sie es mir darlegte, habe ich mich über sie lustig gemacht – und dafür möchte ich sie im nachhinein um Verzeihung bitten. Aber Valentine war wegen ihres Wissens ermordet worden, und ich wollte Schwester Elizabeth das gleiche Schicksal ersparen. Gut. Ich bin dann zu der Einsicht gelangt, daß auch die Wahl des nächsten Papstes irgendwie mit dieser ganzen Angelegenheit zusammenhängen muß. Aber auf welche Weise?
Nun, was hatten die Mordopfer gemeinsam? Welches Muster verbarg sich hinter all dem? Die Tatsache, daß sie alle im von den Nazis besetzten Paris gewesen sind. Die Tatsache, daß diese Männer gewisse Dinge wußten, oder gewußt haben könnten … und daß sie alle ermordet wurden. Und schließlich, daß offensichtlich ich der Mörder sein mußte, wie Father Dunn mir auf seine gewohnt zurückhaltende Weise zu verstehen gegeben hat. Immerhin war -und bin ich – ja einer der Anwärter auf den nun bald vakanten Thron Petri, und somit lag die Vermutung nahe, daß ich durch die Morde meine sündenbefleckte Vergangenheit reinwaschen wollte – und weil ja auch ich zu denen zählte, die wußten, was damals alles geschehen war, nur mit dem Unterschied, daß ich nicht getötet worden bin! Eine ausgezeichnete, logische Theorie, die nur einen Fehler hat. Sie ist falsch. Ich bin weder für die Morde verantwortlich, noch habe ich einen der Männer getötet.
Dann wurde Schwester Valentine ermordet. Father Dunn berichtete mir, daß der Täter ein silberhaariger Priester gewesen ist. Er beschrieb mir noch einige weitere Äußerlichkeiten dieses Mannes, und ich erkannte sehr schnell, daß es sich um meinen ehemaligen Kameraden August Horstmann handeln mußte, den ich nach Kriegsende völlig aus den Augen verloren hatte. Woher war Horstmann gekommen? Ich wußte nur noch, daß er früher in einem Kloster in seiner Heimat gelebt hatte, den Niederlanden. Aber wem war das ebenfalls bekannt? Und wie war August – eine friedfertige Seele – in einen Killer zurückverwandelt worden?
Auf die letzte Frage gab es nur eine Antwort, denn es existiert nur ein einziger Mensch, von dem er Befehle entgegennehmen würde. Von mir … Simon. Aber ich hatte ihm die Mordaufträge nicht erteilt. Jemand hatte Horstmann befohlen, Schwester Valentine zu töten, die ich seit ihrer Kindheit gekannt habe und die die Tochter meines alten Freundes Hugh Driskill war. Wer kam nun als Auftraggeber in Frage? Wer würde so etwas fertigbringen? Wer kannte Simons Vergangenheit?
Monsignore Sandanato weiß sehr viel über meine Vergangenheit, das trifft zu. Aber es gibt jemanden, der alles weiß … jemanden, der in den zwei Jahren, die nunmehr seit Ausbruch von Calixtus’ Krankheit vergangen sind, meinen getreuen, fanatischen Sandanato auf seine Seite gezogen hat – nein, Pietro, keine Widerrede, es spielt keine Rolle …«
Sandanato war plötzlich aufgesprungen, hochrot im Gesicht, schwitzend, und wies mit einem zitternden Zeigefinger auf D’Ambrizzi. »Sie sind das Übel! Sie sind derjenige, der die Kirche zerstören will! Sie, Sie und Ihr Curtis Lockhardt, der mit Ihrer so kostbaren, unersetzlichen Schwester Valentine gehurt hat, mit Ihrer geliebten Schwester Val, die
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