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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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unsere Kirche mißachtet und besudelt hat, alles, worauf die Kirche sich gründet und was sie lehrt … Sie mußte sterben, das müssen Sie einsehen. Sie müssen einsehen, daß sie unserer Kirche das Ende zu bringen drohte, indem sie deren Grundsätze verkehrte und verdrehte, indem sie kommunistische Priester unterstützte, indem sie die Lehrsätze der Humanae Vitae bekämpfte; sie beschimpfte und entweihte alles, was geheiligt ist; sie war ein Idol der Schwachen und Ungehorsamen und Sündigen, die das Fundament unserer Kirche untergraben und sie zum Einsturz bringen wollen! Sie, und alle Menschen wie sie, zerstören die christliche Kirche! Und, so wahr mir Gott helfe, die Kirche muß gerettet werden! «
    Elizabeth spürte, wie Driskills Muskeln sich spannten, wie er jeden Augenblick die Beherrschung zu verlieren und sich auf Sandanato zu stürzen drohte. Sie hielt ihn zurück. »Ben, bitte …«
    Tödliche Stille hatte sich ausgebreitet. Sandanato stand hoch aufgerichtet da und starrte D’Ambrizzi an, doch seine Augen schienen durch ihn hindurch in weite Fernen zu blicken. Hin und wieder durchlief ein Zittern seinen Körper wie ein Kälteschauer. Dann erklang seine Stimme erneut, leise, monoton, als wäre er allein, als redete er zu sich selbst. »Sie wollte ein Buch über die Nazis und die Kirche schreiben – sie hätte Sie vernichtet, Eminenz. Sie hätte einen Regen aus Feuer und Glut über uns niedergehen lassen und das Chaos entfacht. Ihr mußte Einhalt geboten werden. Die Ordnung mußte wiederhergestellt werden. Und ich habe gewußt, wer die letzte Hoffnung für die Kirche ist …«
    »Pietro«, sagte D’Ambrizzi leise, »setzen Sie sich wieder, mein Sohn.« Er wartete, bis Sandanato sich in seinen Stuhl hatte sinken lassen. In seinem gequälten, ausgemergelten Gesicht arbeitete es; Tränen liefen ihm über die Wangen: Er kannte die Wahrheit und wußte, daß er ans Rad geflochten und zerbrochen worden war -von Händen, die sehr viel stärker waren als die seinen.
    Er hatte es nicht begriffen. Er war nur benutzt worden.
    D’Ambrizzi nahm den Blick von Sandanato, als hätte er ihn in genau diesem Moment voller Bedauern verstoßen – wohl wissend, daß er ihn damit der Finsternis preisgab. »Wer könnte meinen armen jungen Freund vom rechten Weg geführt haben? Nur jemand, der genauso viel über die Vergangenheit weiß wie ich selbst. Der Mann, den Papst Pius nach Paris geschickt hatte, der Mann, der später als der ›Collector‹ bezeichnet wurde. Er war derjenige, der auf der Suche nach den Spuren der Assassini den Trümmerschutt des Zweiten Weltkriegs durchwühlt hat. Er hat sich auf meine Fährte gesetzt, hat mich aufgespürt, hat mich verhört, hat mich bedroht, aber nur bis zu einem gewissen Punkt … denn ihm war bekannt, daß ich eine Lebensversicherungspolice besaß. Ich wußte, was er und Pius getan hatten, was diese beiden befohlen hatten, so wie sie wußten, was ich getan hatte – nämlich das, was einige von Ihnen als die ›Pius-Verschwörung‹ bezeichnen.
    Manfredi Kardinal Indelicato will Papst werden. Ihm ist bewußt – und war es immer –, daß ich seine größte Herausforderung darstelle. Er mußte seine Vergangenheit auslöschen, die Zeugen aus den Kriegsjahren, und er hat das Problem auf konsequente, logische Weise gelöst. Er hat jene Männer beseitigen lassen, die zuviel wußten. Aber warum hat er nicht einfach mich aus dem Weg geräumt? Es wäre doch so viel einfacher gewesen – ein Unfall, eine Herzattacke – so viel einfacher … wäre da nicht ein Problem gewesen. Die Waffe, die er benutzen wollte, war jener Mann, der vor gut vierzig Jahren auf meinen Befehl hin getötet hat. Horstmann. Und Horstmann würde sich niemals gegen mich stellen. Aber Indelicato hatte recht – Horstmann würde wieder für Simon töten … für mich. Also bestand Indelicatos Aufgabe zuerst einmal darin, Horstmanns Aufenthaltsort zu ermitteln, was für ihn kein Problem war, hatte er doch nach dem Krieg alle überlebenden Assassini aufgespürt. Aber Indelicato mußte Horstmann nicht nur finden – er mußte ihn auch davon überzeugen, daß Simon ihn wieder zum Kampf für die Kirche aufrief.
    Also blieb Indelicato keine Wahl – er mußte Sandanato verführen. Eine geistige Verführung, die auf Pietros fanatisch-religiöse Seele zielte. Sie war Pietros einzig verwundbare Stelle. Pietro hat mich geliebt, hat meine Fähigkeiten bewundert, die Reichtümer der Kirche zu mehren und ihre Macht zu stärken.

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