Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
…«
    »Ach Gott, das war sicher hart für dich, Dad. Du mußt durch die Hölle gegangen sein …« Tödlicher Haß brodelte in meinem Innern, überflutete mein Hirn.
    »Ich bin in der Hölle! Mein Gott, siehst du das denn nicht? Ich bin in der Hölle, und es führt kein Weg mehr hinaus!«
    »Und da sagen die Leute, es gibt keine Gerechtigkeit auf Erden. Ich möchte nur noch ein paar Dinge klargestellt bekommen: Du hast Horstmann oder Indelicato grünes Licht gegeben, deine Tochter zu ermorden. Wann und wo, interessiert mich nicht – aber was war ihr Verbrechen? Hatte Val jemanden ermordet? Wen hat sie totgeglaubt am Straßenrand liegen gelassen? Oder draußen in der Kapelle? Sie war eine Nonne, die ihre Kirche geliebt hat, die daran glaubte, daß sie in ihrem Wesen gut ist und daran, daß sie die Macht hat, Gutes zu bewirken. Sie wollte die Kirche vom Bösen befreien – und sie war keine religiöse Fanatikerin oder eine Verrückte, sie hatte Beweise. Das ist der große Unterschied zwischen dir und Val. Du glaubst nicht an das Wesen der Kirche, wie sie es getan hat. Sie hat an die Güte und die Ehrlichkeit und die Milde und die Kraft der Kirche geglaubt. Sie wußte, daß die Kirche überleben und wieder aufblühen und gedeihen würde, sobald sie geläutert war …«
    »Aber ich habe dich gerettet, Ben! Man wollte dich töten – ich lag noch im Krankenhaus … wollte sterben, wegen Val … und dann wurde der Mordanschlag auf dich verübt … und ich habe Indelicato erklärt, daß ich an die Öffentlichkeit gehe, falls man dich auch tötet, weil mir außer dir nichts mehr geblieben war … zumal ja auch die Kirche in den Abgrund gestürzt wäre, hätte ich alles auffliegen lassen … Verstehst du? Ich habe dich gerettet, und ich habe die Kirche gerettet!«
    »Herzlichen Glückwunsch, Dad.«
    »Und dann, dann fing sie von Governeau an. Sie sagte, Mord wäre doch mein Metier … und es würde alles herauskommen, sagte sie … die Finsternis hatte sie umfangen, und sie zog mich mit hinab …«
    »Ich weiß jetzt alles über das Herz der Finsternis. Ich schaue in diesem Moment hinein.« Ich sah Val, und das Sonnenlicht spielte auf ihrer Haut; ich sah das kleine Mädchen in seinem roten Badeanzug unter dem Rasensprenger herumtollen, und die Sonne badete ihren kleinen Körper, auf dem die Wassertropfen wie winzige Brillanten funkelten, und ich bewegte mich auf meinen Vater zu. Es war an der Zeit, dem Elend ein Ende zu machen. Es war an der Zeit, diesen tollwütigen Hund totzuschlagen.
    Er wich zurück. Er wußte, was ihm bevorstand. Und ein Vatermord hätte sich sehr schön in unserer Familiengeschichte ins Bild gefügt. Er hob die Hand, um sich zu verteidigen. Seine Hemdsärmel und sein Pullover waren blutdurchtränkt.
    Ich hörte ein Geräusch. Ein Klopfen, und einen gedämpften Schrei, der das Heulen des Windes übertönte. Ich blickte über die Schulter. Außer uns beiden war niemand im Zimmer. Der Weihnachtsbaum schien mich mit seinen hellen Lichtern und dem funkelnden Lametta zu verspotten. Das bunte Licht der elektrischen Kerzen spiegelte sich in den gläsernen Augen des Bären, als wäre er zum Leben erwacht. Ich hörte, wie das Klopfen sich in ein lautes Hämmern verwandelte, und dann hörte ich ein Krachen. Das Geräusch kam von oben.
    Ein Mann lag auf der Schräge des Panoramafensters, die Arme ausgestreckt; er schlug mit den Fäusten kraftlos auf das Glas, und der Rahmen und die riesige Scheibe gaben unter seinem Gewicht langsam nach.
    Dann stürzte der Himmel ein. Das Panoramafenster schien beim Aufprall zu explodieren. Der Aluminiumrahmen verbog und verdrehte sich, zerplatzte an einigen Stellen; scharfkantige Splitter sirrten durch die Luft, Metall kreischte, Glas knirschte, klirrte ohrenbetäubend, und der schimmernde Regen aus Scherben und Metallfetzen wurde vom Licht der bunten elektrischen Kerzen und den Flammen des Kaminfeuers erfaßt, und ein eisiger Windstoß fegte Myriaden von Schneekristallen ins Zimmer, und irgendwo im Hintergrund schrie mein Vater, und inmitten des Scherbenregens und der zerrissenen Metallstücke und der wirbelnden Schneemassen stürzte ein Mann auf uns herunter wie ein Meteorit in einer kosmischen Lightshow.
    Der Körper prallte auf die Rückenlehne eines Sofas und wurde von dort auf einen Beistelltisch geschleudert. Dann lag der Mann mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, genau vor dem Weihnachtsbaum. Seine behandschuhten Finger zerrten verzweifelt an seiner schwarzen

Weitere Kostenlose Bücher