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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Unterhaltungssendung degradieren konnte, über jeden Fernsehschirm auf dieser Erde – eine Nonne, die wegen ihrer guten Taten, ihrer Intelligenz und ihrer geistigen Fähigkeiten, ihrer Bücher und Veröffentlichungen weltbekannt war, sie hatte die Möglichkeiten.
    Erinnere dich, das Fernsehen hat deine Schwester vergöttert. Sie hätte dafür gesorgt, daß die Geschichte kein Ende mehr genommen hätte, es wäre immer weitergegangen, weiter und weiter, die Reporter hätten vor nichts mehr haltgemacht, sie hätten das Innere der Kirche nach außen gekehrt, und ein verhängnisvoller Auflösungsprozeß wäre in Gang gesetzt worden, siehst du das denn nicht ein? Der Papst liegt im Sterben, und nach seinem Tod wären all die Geschichten über die Ermordung von Johannes XXIII. und Johannes Paul I. ans Licht gezerrt worden, und diesmal hätte man nicht mehr locker gelassen, diesmal wäre alles aufgedeckt worden, auch der Skandal um die Vatikan-Bank, die nicht ganz sauberen Geschäfte, die Selbstmorde und Morde und Betrügereien, das alles hätte für Zündstoff gesorgt, nur daß diesmal deine Schwester Val die Lunte entzündet hätte, und alles wäre aus den Fugen geraten …« Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, und einige der Splitter in seinen Handflächen hinterließen blutige Schnittwunden auf seiner Stirn. Dieser Symbolismus hätte ihm gefallen, die blutende Stirn, die Dornenkrone, der Märtyrer, der für seinen Glauben, seine Kirche, sein Blut gibt. »Es war der Triumph des Antichristen, das Ende der römisch-katholischen Kirche … und es war meine Tochter, Ben, es war der Mensch, den ich am meisten geliebt habe, solange ich lebe … und ich habe ihr das alles gesagt, aber ich konnte sie nicht aufhalten, sie hatte alles bloßgelegt, alle Verbindungen hergestellt. Ich weiß nicht, wie sie herausgefunden hat, daß ich Archduke gewesen bin, aber sie hatte dieses erbärmliche Foto bei sich, das sie aus Richters Büro gestohlen hat, und sie sagte, ›Ich weiß, daß du Archduke bist. Ich weiß, daß du es die ganze Zeit gewesen bist, du, der alte OSS-Agent, der Kriegsheld, der ewige Diener der Kirche …‹.« Ich hörte zwar ihm zu, aber ich hörte Vals Stimme. Sie hatte hart sein können, eine Kämpferin, die sich durchboxt, die niemals aufgab, die Schläge austeilen konnte, die dem Gegner die Luft nahmen. Sie hatte den Killerinstinkt besessen, um dieses häßliche Wort zu benutzen; er hatte ihr im Blut gelegen, und ich konnte spüren, wie sie zum tödlichen Schlag ausholte. »Sie sagte, ›Und du, Daddy, hast das Foto aufgenommen, stimmt’s? Und du hast deinen Freund D’Ambrizzi an diesen Schleimscheißer Indelicato verraten‹ Sie hat Manfredi Indelicato einen Schleimscheißer genannt – was geschieht mit dieser Welt, Ben? Wenn eine Nonne solche Ausdrücke benutzt, was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, daß Indelicato ein Schleimscheißer gewesen ist. Sie hatte recht.« Ich fragte mich, ob ich lächelte, als meine Gedanken in diesem Augenblick bei Val waren. Ich glaube, ich habe gelächelt. »Und dabei ist sie nicht einmal allzu streng mit ihm ins Gericht gegangen«, sagte ich, »gewiß aus Respekt vor deinem Zartgefühl.«
    »Sie hat nicht begriffen, daß Männer wie Indelicato und Pius -ich habe ihn gekannt, Ben, ich habe diesen Mann gekannt –, daß diesen Männern nur das Wohl der Kirche am Herzen gelegen hat, und keine flüchtigen Launen, keine billigen, opportunistischen Abweichungen von ihren Moralvorstellungen, um die Kirche über eine bestimmte Epoche zu retten … mein Gott, Ben, D’Ambrizzi wollte den Papst ermorden! Er mußte aufgehalten werden. Aber er war ein guter Freund. Ich hätte ihn töten können! Aber ich habe ihn geliebt … Darum habe ich, wie Val es hingestellt hat, die Verschwörung verraten. Verraten! War es etwa Unrecht, daß ich dem Papst das Leben gerettet habe? Sie war verrückt, Ben, und sie war umgeben von Verrückten! Nichts war ihr mehr wichtig, sie hat ihr Gelübde gebrochen. Sie war Lockhardts Hure! Sie war drauf und dran, alles zu zerstören – du begreifst es nicht, oder? Du begreifst überhaupt nicht, was ich dir sagen will … aber ich habe getan, was ich konnte. Als ich an jenem Nachmittag das Haus verließ, hat Horstmann an der Straße nach Princeton gewartet. Meine Abfahrt war das Zeichen für ihn …« Er weinte. »Es war der schlimmste Augenblick meines Lebens. Das war das Herz der Finsternis, Ben, und du kannst dir nicht einmal vorstellen, wie es gewesen ist

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