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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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seiner Reichtümer befreit zu werden. Und es lag in der Natur der Sache, daß alles auf streng geschäftlicher Basis abgewickelt werden mußte. Curtis Lockhardt war in seinem Element.
    Das Institut für Geburtenregelung in Bolivien war der perfekte Deckmantel, dieses Geschäft zu tätigen. Das Institut war liberal, aber nicht zu liberal – ein Anzeichen dafür, wie sehr die Dinge sich verändert hatten. Viele Katholiken in Machtpositionen, wenn nicht sogar in der römischen Kurie selbst, dieser Bastion des bürokratischen Konservativismus – hielten das Institut für eine wichtige und vor allem gesellschaftlich und moralisch vertretbare Einrichtung, deren Ziele nicht mehr im Widerspruch zu den kirchlichen Lehren standen, seit Papst Paul die 1962 von Johannes XXIII. eingesetzte Pontifikalkommission zu Fragen der Familie ausgeweitet und in seinem Sinne eingespannt hatte – eins der zentralen Ereignisse in der jüngeren Geschichte der Kirche, ein Dreh- und Angelpunkt – allerdings ein sehr umstrittener, führte dies doch letztendlich zur Verkündung der Enzyklika Humanae Vitae. Curtis Lockhardt erkannte jedenfalls die Möglichkeit, Pauls VI. arme, in den Streitigkeiten mit der Pontifikalkommission zerschundene Seele als Hebel in der Conway-Affäre zu benutzen, wie er sie später nannte.
    Wie erwähnt, hatte es mit Johannes XXIII. angefangen, mit seiner Kommission für Geburtenkontrolle, die dann zusammen mit Amt und Würden auf Paul VI. überging, der die Größe dieser Institution auf 68 Mitglieder erweiterte und sie dem Einflußbereich des Vatikanischen Konzils entzog, wodurch er der Kommission außerordentliche Bedeutung verlieh. Die Katholiken dieser Welt hatten sich seit Beginn der sechziger Jahre der Pille bedient – somit hatten ein paar hundert Millionen Menschen die offiziellen Lehren der Kirche mißachtet. Pauls Ausschuß hatte nun den Auftrag erhalten, einen Weg zu finden, aus all denen, die mit Verhütungsmitteln ›eigenmächtig‹ Geburtenregelung praktizierten, womit sie gegen die gültigen Doktrinen verstießen, wieder sündenfreie Katholiken machen zu können.
    Im Bericht der Kommission wurde dem Papst – in groben Zügen – empfohlen, die Haltung der katholischen Kirche in Sachen Geburtenregelung zu liberalisieren und den Gebrauch von Verhütungsmitteln zu sanktionieren, insbesondere die Benutzung der ›Pille‹ zu erlauben.
    Das war der entscheidende doktrinäre Durchbruch, der die Kirche nach Lockhardts Ansicht in das einundzwanzigste Jahrhundert hätte führen können und der viele Gläubige zurück in den Schoß der Kirche gehoben hätte.
    Doch Pauls Gewissen – sowie die Intrigen hinter den Kulissen, die von den erzkonservativen Kräften im Vatikan mit dem Ziel betrieben wurden, auf die endgültige Entscheidung des Papstes
    einzuwirken – hatte ihn schließlich dazu bewogen, die richtungweisenden Vorschläge der Kommission zu ignorieren. Seine Enzyklika Humanae Vitae wies sie in umfassender Weise zurück und versetzte der Kirche einen Schlag, von dem sie sich noch immer nicht erholt hat. Dennoch war Humanae Vitae in Lockhardts Augen ein Wendepunkt, der das Ende der alten, konservativen Kirche markiert hatte. Sie stand nun vor der Entscheidung, den Weg nach vorn oder zurück zu beschreiten. Entweder würde die Kirche in den Händen der Konservativen verbleiben und zu Staub zerfallen, oder sie würde von den gemäßigten und liberalen Kräften bestimmt werden, die die Vision einer neuen Zukunft und einer veränderten, anpassungsfähigen und wandelbaren Kirche hatten.
    Doch diese Entscheidung war noch längst nicht gefallen – der ›Wendepunkt‹ konnte schließlich jahrelang, wenn nicht jahrzehntelang dauern – als die erwähnte Conway-Affäre an einem Nachmittag bei einer Verwaltungsratssitzung der Conway-Stiftung ihren Anfang nahm.
    »Genau an diesem Punkt«, sagte Summerhays, als wir am Ufer des zugefrorenen Sees standen und über die Eisfläche hinweg zum grauen Horizont blickten, »wandte Lockhardt sich an zwei andere Mitglieder des Verwaltungsrats – Ihren Vater und mich – und machte den Vorschlag, uns nach Ende der Sitzung auf einen Drink zu treffen. Lockhardt glaubte in aller Bescheidenheit, daß nur Hugh Driskill und ich Fähigkeiten besäßen, die den seinen gleichkämen.«
    Die drei Männer trafen sich in einem Club, den Lockhardt in Philadelphia des öfteren besuchte. Hugh Driskill hatte Lockhardts Ausführungen schweigend zugehört und dann gesagt: »Die Frage, Curtis,

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