Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
natürlich.
    Summerhays wandte sich um und starrte durch den trostlos wirkenden Obstgarten zum Haus hinüber. Dunkelheit senkte sich um uns. »Lockhardt verbrachte etwa ein Jahr damit, die ganze Angelegenheit zu regeln. Fangios Kardinale erwiesen sich als gehorsame Soldaten. Und so kam es, Ben, daß Sal di Mona, ein Organisationstalent, ein guter Zuhörer, ein Gemäßigter, Papst Calixtus IV. wurde. Und vor einigen Tagen ist Curtis Lockhardt nach New York gekommen, um sich mit Andy Heffernan zu treffen, weil Calixtus im Sterben liegt und Curtis wußte, daß das gleiche Spiel wie damals im Gange war, verstehen Sie? Nur wird er diesmal nicht erfahren, wie das alles ausgeht. Dennoch hatte Curtis, das kann man wohl behaupten, ein glückliches, ausgefülltes Leben.« Er seufzte und blickte auf die Uhr. »Ich muß mich langsam auf den Weg machen. Und, Ben, wenn ich Ihnen noch einen guten Rat geben darf: Vergessen Sie das alles so schnell wie möglich – Vals Tod, meine ich. Sie ist nicht mehr, Ben, und auch sie hat ein glückliches, ausgefülltes Leben gehabt. Begreifen Sie nicht? Es geht hier um ein gefährliches Geschäft, an dem äußerst skrupellose Leute beteiligt sind. Halten Sie sich da lieber heraus. Erinnern Sie sich an den Vergleich mit dem Elefanten? Versuchen Sie besser nicht, aus den Bruchstücken auf dem Boden ein Bild zu rekonstruieren. Sie werden es nie schaffen, Sie werden niemals auch nur die Umrisse von Vals Mörder sehen können. Es ist ein kirchliches Problem, es sind die Katholiken, Ben, und es ist besser, die Lösung ihrer Probleme ihnen selbst zu überlassen. Das Leben ist ohnehin kurz genug.«
    Er nahm meinen Arm. Auf dem Weg zurück zum Haus zeigte ich ihm das Foto, das Val hinterlassen hatte. Er schüttelte den Kopf und behauptete, es sage ihm nichts. Er erkannte D’Ambrizzi, aber in seinen Gedanken war er mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Was bedeutete da schon ein altes, vergilbtes, zerknittertes Foto?

6 DRISKILL
    Der Tag nach der Beerdigung meiner Schwester war klar und kalt und strahlend. Es war nicht leicht gewesen, aber es war mir in der Nacht zuvor gelungen, schließlich doch noch irgendwann einzuschlafen. Meine nervlichen Schaltkreise waren überlastet, und im Gerichtssaal meines Verstandes war Drew Summerhays der letzte Zeuge gewesen, der ausgesagt hatte. Bevor ich eingeschlafen war, hatte ich die Entscheidung darüber getroffen, wie ich weiter vorgehen wollte – und dabei war mir klar geworden: Es hatte nie einen Zweifel daran gegeben, was ich tun wollte, nicht den geringsten.
    Monsignore Sandanato war in New York und stattete Erzbischof Kardinal Klammer einen Höflichkeitsbesuch ab. Schwester Elizabeth flog am heutigen Nachmittag zurück nach Rom. Ich wollte ihr von meinem Plan erzählen, um, wenn möglich, ihre Hilfe zu gewinnen. Ich war nur nicht darauf vorbereitet, daß alles schiefgehen sollte.
     
    Wir warteten auf Father Dunn, der Elizabeth abholen wollte. Er hatte sich erboten, sie zum Kennedy Airport zu bringen. Das Haus war still, und im Long Room heiterten nur die vielen Vasen und Töpfe mit frischen Blumen die bedrückende Atmosphäre ein wenig auf. Gleißendes, grelles Sonnenlicht fiel durch die Fenster. Draußen war es bitterkalt, der Boden weiß und gefroren. Wir näherten uns einem neuen Minustemperaturrekord. Ich hatte die Garritys gegen Mittag nach Hause geschickt, und Margaret widmete sich in ihrem Hauptquartier im Nassau Inn den anfallenden Aufgaben. Momentan versorgte sie dort die Journalisten von Presse und Fernsehen mit Informationen. Sam Turner hatte noch immer den einsamen Polizeibeamten draußen vor dem Haus postiert. Er hatte die Absicht, die Bewachung so lange aufrechtzuerhalten, bis der Sturm sich gelegt hatte, um seine Worte zu benützen.
    »Ben, es hat gutgetan, bei Ihnen zu sein«, sagte sie. Sie trug die Reisekleidung, mit der sie am Abend des Halloween hier angekommen war. »Ich wünschte, nicht schon abreisen zu müssen … alles ist irgendwie so unfertig. Aber ich muß zurück ins Büro. Calixtus kann jeden Tag sterben, und Sie können sich vorstellen, was das in meiner Welt bedeutet – ich muß dann an Ort und Stelle sein. Aber« – sie legte mir die Hand auf den Arm und suchte mit ihren faszinierenden grünen Augen meinen Blick – »ich mache mir Sorgen um Sie. Ich habe darüber nachgedacht, was Sie gesagt haben … Daß Sie rücksichtslos wären, daß Sie der Sohn Ihres Vaters wären. Darüber habe ich mir den Kopf zerbrochen.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher