Assassino
hältst, ja. Großes Ehrenwort.«
Bergman wusste, was von Mullers Ehrenwort zu halten war. Trotzdem willigte er ein, wenn auch nur deshalb, um Zeit zu gewinnen. »Wie kann ich dich erreichen?«
»Ich wusste, dass du Vernunft annehmen wirst.« Mullers Stimme triefte vor Selbstzufriedenheit. »Ich schicke dir gleich eine SMS mit meiner Nummer. Aber gib dir keine Mühe, mich darüber ausfindig machen zu wollen. Dagegen habe ich ein paar Vorkehrungen getroffen. Aber du könntest mir gerade noch den Stand der Dinge mitteilen.«
»Da gibt es nicht viel zu sagen. Kati und Chris werden nach Istanbul reisen. Du weißt selbst, das ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.«
»Komm schon, ein wenig mehr Informationen wirst du sicherlich haben.«
»Wir wissen nur, dass die Fibelscheibe im Besitz eines ragusischen Adligen war, der sie auf seiner Flucht zu den Türken mitgenommen hat. Das ist alles.«
Muller schwieg einen Moment. »Nun gut«, sagte er schließlich. »Ich erwarte alle zwei Tage einen Bericht von dir. Egal, ob es Fortschritte gibt oder nicht.«
»Wie du willst«, sagte Bergman in resigniertem Ton.
»Und wenn ihr die Fibelscheibe gefunden habt, will ich sie natürlich haben.«
»Selbstverständlich. War es das?«
»Für heute ja. Auf gute Zusammenarbeit dann. Fast wie in den alten Tagen. Du magst es vielleicht nicht glauben, aber ich denke gern an jene Zeit zurück. Wir waren ein gutes Team.«
»Verschone mich bitte mit deiner billigen Nostalgie.« Bergman beendete das Gespräch und warf das Handy vor sich auf den Schreibtisch. Er beugte sich vor und stützte den Kopf in die Hände. Den Piepton, der das Eintreffen der SMS anzeigte, ignorierte er. Eine Zeit lang hockte er so da und erwog die möglichen Handlungsalternativen.
Er hatte bereits nach dem Gespräch mit Kati angenommen, dass Muller es war, der die Angreifer geschickt hatte. Nun besaß er Gewissheit. Natürlich war er besorgt, aber Mullers Hauptinteresse galt der Fibelscheibe. Bis er die nicht hatte, würde Kati sicher sein. Das hoffte er zumindest. Sein Gegenspieler hatte seine Unberechenbarkeit schon häufig unter Beweis gestellt.
Bergman seufzte. Hätte er Kati vor ihrer Reise die Wahrheit sagen sollen? Wie er sie kannte, wäre sie trotzdem gefahren. Und jetzt änderte es sowieso nichts mehr.
Dann fasste er einen Entschluss.
Er richtete sich auf und betätigte einen Knopf unter der Schreibtischplatte. Wenige Sekunden später trat ein breitschultriger, kahlköpfiger Mann in den Raum, der auch als Rausschmeißer in ein Rotlichtetablissement gepasst hätte.
»Bernie, wir gehen auf Reisen«, sagte Bergman.
Der Mann nickte stumm und nahm ihm gegenüber Platz.
Dann erläuterte ihm Bergman die Details seines Plans.
Flug nach Istanbul
1.
Der Flughafen von Dubrovnik liegt auf einem Plateau etwa 25 Kilometer südlich der Stadt und besteht aus einer einzigen Start- und Landebahn, die auf der einen Seite vom Gebirge und auf der anderen vom Meer flankiert wird.
Als sie aus dem Taxi stiegen, brannte die Sonne unbarmherzig vom Himmel. Kati war froh, als sie den gut klimatisierten Terminal betraten. Seamus holte ihre Tickets vom Schalter der Fluggesellschaft und sie gingen zum Check-in, um ihr Gepäck aufzugeben.
Kati hatte alle Überredungskünste aufbieten müssen, um Ilyas davon zu überzeugen, sich von seinem Messer zu trennen und es in ihrem Koffer zu verstauen.
»Ein Mann ohne Waffe ist kein Mann«, hatte er gesagt.
»Bist du etwa weniger wert ohne dein Messer?«, hatte sie gefragt. Sie wusste, dass es für viele Beduinen auf der Arabischen Halbinsel noch heute zum guten Ton gehörte, sich nicht ohne Gewehr oder Krummdolch in der Öffentlichkeit zu zeigen. Aber selbst dort war anerkannt, dass man die Waffen unter bestimmten Bedingungen abzulegen hatte.
»Wie hätte ich dich ohne Messer gegen diese Männer verteidigen sollen?«
»An Bord des Fliegers wird niemand sein, der es auf uns abgesehen hat.«
»Woher weißt du das?« Er hatte die Stirn in Falten gelegt. Kati gefiel diese Ernsthaftigkeit, aber dennoch hätte sie sich in Situationen wie diesen ein wenig mehr Leichtigkeit von Ilyas gewünscht. Sie hatte ihn bislang noch nicht einmal lachen sehen.
»Vertrau mir einfach.«
Es war ihm sichtlich schwergefallen, ihrem Rat zu folgen, doch schließlich hatte er sich dazu durchgerungen. Unter seinen wachsamen Augen hatte sie das Messer in ihrem Koffer verstaut. Dabei waren ihr die Intarsien in der Klinge aufgefallen, die ihrem
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