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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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»Ich habe das Gefühl, auch wenn ich mich erinnern könnte, wäre es nicht viel anders.«
    »Du meinst, du bist immer ein Einzelgänger gewesen?« Das erschien ihr einleuchtend. Ilyas kam ihr nicht wie jemandvor, der sich in einer Clique wohlfühlen würde. Sie konnte das auch deshalb so gut nachempfinden, weil sie selbst ebenfalls eine Einzelgängerin war, so wie Chris.
    Na toll! Drei asoziale Gestalten auf einer gemeinsamen Reise! Chris hatte vielleicht doch recht.
    Das musste einfach zu Problemen führen.

Mart
    Martin Bergman saß mit einer Lupe über ein Foto gebeugt, als eines seiner drei Handys klingelte. Er runzelte die Stirn. Die Nummer dieses Telefons war nur einer Handvoll enger Freunde bekannt – und natürlich Kati. Aber mit ihr hatte er ja erst vor einigen Stunden gesprochen.
    Er legte die Lupe weg und studierte das Display.
Unbekannt
. Die Falte über seiner Nasenwurzel vertiefte sich. Er nahm das Gespräch an.
    »Martin, alter Junge!«, tönte eine Stimme, die er nie mehr zu hören gehofft hatte.
    »Woher hast du diese Nummer, Karol?«
    »Ist das eine Begrüßung für einen alten Freund?«, fragte der Anrufer gespielt vorwurfsvoll.
    »Wir sind schon lange keine Freunde mehr, Karol. Und ich habe auch kein Interesse daran, unsere Beziehung wieder aufleben zu lassen.«
    »Tsk, tsk. Immer noch so nachtragend?«
    »Komm zur Sache. Wir haben beide etwas Besseres zu tun.«
    »Komm schon, du weißt doch, warum ich anrufe. Beleidige meine Intelligenz nicht.«
    Bergman seufzte. Karol Mullers Psychospielchen hatten ihn immer schon genervt. »Komm zur Sache.«
    »Nun, meine Leute sind ein wenig übereifrig gewesen, Martin. Dafür will ich mich bei dir entschuldigen. Ich weiß, wie sehr du deine Tochter liebst.«
    Es klang wie eine Entschuldigung, aber es war zweifelsfrei eine Drohung.
    »Andererseits«, fuhr Karol fort, »ist es auch unverantwortlich von dir, sie so in Gefahr zu bringen. Du solltest doch wissen, dass die Dinge manchmal schieflaufen.«
    »Danke für deine freundschaftliche Ermahnung«, erwiderte Bergman, der sich zu einem verbindlichen Ton zwingen musste. Schließlich wollte er Muller nicht spüren lassen, wie sehr ihn die Drohung getroffen hatte. »Aber bislang hatte ich noch keinen Grund zur Sorge. In der Vergangenheit haben wir unsere Suche nicht mit solchen Mitteln geführt.«
    »Die Zeiten ändern sich, mein lieber Martin.« Muller seufzte theatralisch. »Du weißt doch selbst, wie schwierig es ist, gute Leute zu kriegen. Die jungen Menschen von heute haben nun mal keinen Ehrenkodex mehr.«
    »Du meinst, sie setzen Mord und Gewalt als Mittel ein«, korrigierte ihn Bergman.
    Muller ließ sich nicht erschüttern. »Sie tun das, was sie für notwendig erachten. So wie du und ich.«
    »Gewalt anzuwenden war noch nie mein Stil.«
    »Oh, da habe ich aber andere Erinnerungen.«
    »Das ist lange her, Karol.«
    »
Ich
weiß das. Ob das der Bretone allerdings genauso sieht, wage ich zu bezweifeln.«
    Der Bretone! Natürlich musste ihn Muller daran erinnern! Wie oft hatte Bergman versucht, die Vorfälle jener Nacht (undvieler anderer Tage und Nächte auch) zu verdrängen. Er hatte die besten Therapeuten bezahlt, er hatte anonym hohe Summen gespendet, ja, er hatte sogar in seinem Testament festschreiben lassen, dass die Opfer von damals einen großen Teil seines Vermögens erben sollten.
    Und dennoch   …
    Erneut musste er sich zu einer neutralen Stimme zwingen. »Also, was willst du, Karol?«
    »Nur einen kleinen Gefallen unter alten Freunden. Du teilst in Zukunft deine Informationen über die Fibelscheibe mit mir, und ich versichere dir, deiner Tochter wird überhaupt nichts geschehen.«
    »Du drohst mir?«
    Muller lachte freudlos. »Wenn du es so nennen willst. Ich würde es eher als einen freundschaftlichen Rat bezeichnen.«
    Bergman kannte Mullers
Ratschläge.
Er hatte selbst oft genug davon profitiert. Deshalb wusste er auch, wie ernst sie zu nehmen waren.
    »Ich könnte Kati zurückrufen und die Suche abbrechen«, spielte er seine letzte Trumpfkarte aus.
    Muller lachte höhnisch. »Würdest du das wirklich tun?«
    »Verlass dich drauf.«
    »Dann bist du in der Tat nicht mehr der Mann, den ich einmal kannte. Der alte Martin Bergman hätte nicht so schnell aufgegeben.«
    »Vergiss die Vergangenheit, Karol. Menschen ändern sich.«
    »Ich mich zum Glück nicht. Und deshalb wirst du deine Kleine schön weitersuchen lassen.«
    »Und du lässt sie in Ruhe?«
    »Solange du mich auf dem Laufenden

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