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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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kletterte er die Stufen empor.
    Das Flugzeug war halb leer und sie konnten sich ihre Sitzplätze aussuchen. Ilyas setzte sich neben Kati auf die eine Seite, Seamus und Chris nahmen gegenüber vom Gang Platz.
    Obwohl Kati ihm im Terminal alles rund ums Fliegen erklärt hatte, kam es doch zu einem kleinen Problem, als die Flugbegleiterin Ilyas aufforderte, den Sicherheitsgurt anzulegen, und er sich weigerte. Wieder war es Kati, die ihn davon überzeugte, dass dies keine Fesselung bedeutete, sondern lediglich eine Sicherheitsmaßnahme, und dass ihnen während des Fluges keine Gefahr drohte.
    Schließlich heulten die Motoren auf, das Flugzeug raste die Piste entlang und hob ab. Ilyas presste die Nase gegen die Fensterscheibe.
    Er flog!
    Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Sein Magen zog sich zusammen, und er musste immer wieder den Mund öffnen,um den Druck in seinen Ohren zu mindern. Die Maschine zog eine breite Schleife über das Meer und nahm dann Kurs auf ihr Ziel.
    Ilyas drehte sich zu Kati hin, um sein Erstaunen mit ihr zu teilen, aber sie hatte den Kopf zur Seite gelegt und schlief. Natürlich, für sie war das nichts Außergewöhnliches. Auch Seamus und Chris unterhielten sich, als säßen sie in einem Auto und nicht in einer fliegenden Metallröhre.
    Ilyas studierte Katis Züge. Sie hatten sich im Schlaf entspannt, und zum ersten Mal bemerkte er, wie schön sie war. Und wie verletzlich. Da war noch ein anderer Mensch hinter der entschlossenen Kati, die er bislang kennengelernt hatte. Ein Mensch, der beschützt werden wollte. Und ihm war klar, dass er bei ihr bleiben würde.
    Er wusste zwar nicht, wer er war, aber schon in der kurzen Zeit, die er Kati kannte, hatte er eine Veränderung an sich bemerkt. Hatte er bei ihrer ersten Begegnung noch ganz automatisch reagiert, wie eine Kampfmaschine, so war das bei dem Überfall in der Villa schon anders gewesen. Er hatte sich zwar nach wie vor von seinen Instinkten leiten lassen, auf die er sich verlassen konnte, aber seine Handlungen zugleich
bewusst
wahrgenommen und zum Teil auch kontrolliert. War es das, was Kati meinte, wenn sie von »Zivilisation« sprach?
    Und er spürte, dass sie die Ursache für diese Veränderungen war, die in ihm vorgingen.
    Eine Haarsträhne hing quer über ihr Gesicht, die bei jedem Atemzug leicht flatterte. Er beugte sich zu ihr herüber, fasste die Strähne mit den Fingerspitzen und legte sie behutsam hinter ihr Ohr.
    Dann legte auch er den Kopf zurück, um ein wenig zu schlafen.
    3.
    Kati erwachte erst, als sie sich bereits im Landeanflug auf Istanbul befanden. Unter ihnen lag ein Meer von roten Dächern, das sich unendlich weit erstreckte und aus dem hier und da die schlanken Türme von Minaretten oder modernen Hochhäusern emporragten. Dazwischen schlängelte sich der blaue Streifen des Goldenen Horns entlang, bevor er in den Bosporus mündete.
    Das Flugzeug drehte eine Schleife über dem Meer und steuerte von dort die Landebahn an. Kurz darauf hatten sie wieder festen Boden unter den Füßen.
    Ilyas war sichtlich froh darüber, die Metallröhre verlassen zu können. Gemeinsam mit den anderen Passagieren marschierten sie auf die Passkontrolle zu, wo sie eine mehrfach gewundene Warteschlange vorfanden. Kati schätzte, dass sie bei dem Tempo der Schalterbeamten wahrscheinlich noch mindestens eine halbe Stunde brauchten, bis sie durch waren. Ihr Gepäck würde gewiss schneller sein.
    »Ilyas’ Dolch!«, fuhr es ihr durch den Kopf. Wie leicht konnte sich jemand anders mit ihrem Koffer davonmachen!
    Sie zupfte Chris, der auf seinem Smartphone seine Mails durchforstete, am Ärmel. »Kannst du bitte Faruk Sen anrufen und ihm eine Beschreibung meines Koffers durchgeben? Er soll aufpassen, dass ihn niemand anderes mitnimmt.«
    »Wie soll er das machen?« Chris zog fragend die Augenbrauen hoch. »Er kommt doch gar nicht in den Gepäckbereich.«
    »Aber er steht davor. Dann soll er halt nachfragen.«
    Mit einem Stirnrunzeln wählte Chris die Nummer des Kontaktmanns von Katis Vater, der sie vom Flughafen abholen sollte. Sen befand sich tatsächlich bereits in der Ankunftshalle. Nach einem kurzen Lagebericht über die Schlange bei der Passkontrolle schilderte ihm Chris Katis Wunsch.
    »Er wird sich drum kümmern«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte.
    »Danke.« Trotzdem trat sie nervös von einem Fuß auf den anderen. Sie mochte sich Ilyas’ Reaktion nicht vorstellen, wenn sie ihm mitteilen müsste, dass sein Messer weg war. Aber

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