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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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von 1184 bis 1213 regiert. Vor knapp achthundert Jahren.«
    Ilyas nickte. »Das weiß ich.«
    »Dann weißt du auch, dass kein Mensch so lange leben kann.« Aber noch während sie den Satz aussprach, wurde ihr der Widerspruch bewusst: Wenn sie Ilyas seine Geschichte abnahm, warum sollten dann nicht auch andere durch die Zeit reisen können?
    Ilyas warf ihr einen Blick zu, der fast schon mitleidig wirkte. »In eurer Zeit glaubt ihr nur an das, was ihr messen, wiegen und zählen könnt. In meiner Zeit waren die Menschen offener. Wir wussten, es gibt Dinge, die man nicht mit einem Zirkel und einem Lineal erklären kann, die aber trotzdem wirklich sind. So wie der Fluch von Tamar, der mich dazu verdammt, ihr ewig zu Diensten zu sein.«
    Kati holte tief Luft. Was sie jetzt tat, lief jeder ihrer Überzeugungen zuwider. Aber sie hatte sich entschlossen, Ilyas zu glauben.
    »Dann möchte ich, dass du mich zu dieser Tamar mitnimmst.«
    Er beugte sich vor und legte seine Hand auf ihre. Sofort richteten sich alle Härchen auf ihrem Arm auf. Seine Augen schienen in ihre Seele zu sehen.
    »Du bist eine starke Frau, und ich habe gelernt, das zu respektieren. Du hast mir das Leben gerettet. Und du hast mich aufgenommen, ohne einen Augenblick zu zögern. Dafür werde ich dir stets zu Dank verpflichtet sein. Aber vor Tamar kann ich dich nicht schützen, denn sie ist mächtiger als du oder ich. Und deshalb kann ich dir deinen Wunsch nicht erfüllen.«
    Kati zog ihre Hand unter seiner weg. Wie konnte er nur so unsensibel sein? Dankbarkeit? War das alles, was er für sieempfand? Ihr erster Impuls war, aufzustehen und ihn seinem Schicksal zu überlassen, aber dann besann sie sich.
    Sie war hier, um zu kämpfen.
    Und das würde sie, egal, was Ilyas sagte.
    Er bemerkte ihre Verärgerung, und ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht«, sagte er. »Ich war ein schlechter Mensch. Ich habe Dinge getan, die ich nicht hätte tun sollen, weil ich meine Augen verschlossen habe. Mein Freund Navid hat es vor mir gemerkt und Alamut verlassen, aber ich bin ihm nicht gefolgt. Tamar hingegen war ein guter Mensch. Vielleicht wusste ich das auch schon damals, als ich sie töten sollte. Aber ich war zu schwach, diese Einsicht in die Tat umzusetzen. Deshalb ist es nur gerecht, wenn ich ihrem Ruf folge, denn sie verfügt über mich, um ihr Volk zu schützen.«
    »Du willst dich ihr also freiwillig ausliefern?«, rief Kati.
    »Ich kann ihr nicht entkommen.« Er deutete auf das lederne Band um seinen Hals. »Dieses Amulett bindet mich an sie. Erst wenn ich es entfernen kann, werde ich wieder ganz frei sein.«
    »Das ist doch Unsinn!« Kati stand auf und trat zu ihm hin. Sie fasste mit beiden Händen das Halsband, um es über seinen Kopf zu ziehen. Doch sie konnte das Band nicht einen Millimeter anheben. Es war, als sei es mit seiner Haut verwachsen. Ilyas presste die Lippen zusammen, regte sich sonst aber nicht.
    Kati ließ das Halsband los. »Es sitzt fest«, sagte sie.
    Er nickte. »Weil es mit meinem Körper verbunden ist. Und nur Tamar kann das ändern.«
    In wenigen Worten berichtete er ihr von dem, woran er sich erinnert hatte. Kati hörte mit ungläubigem Staunen zu. »Und du hast nie versucht, das Amulett zu entfernen?«, fragte sie schließlich.
    »Mehr als einmal. Bei jeder Rückkehr war das mein erster Griff.«
    »Du erinnerst dich also auch daran?«
    Er nickte. »Dreimal bin ich zurückgekehrt. Das letzte Mal bei einem großen Krieg rund um das Schwarze Meer. Dort war ich der Stallbursche eines englischen Offiziers.«
    »Und da hast du Englisch gelernt«, begriff Kati. »Aber wenn das wahr ist, was du sagst, dann hast du schon lange für deine Verbrechen gesühnt! Du musst dich ihr widersetzen und für deine Freiheit kämpfen!«
    Ilyas griff in die Tasche und zog die kleine Holzschnitzerei hervor, die sie bereits auf der Polizeiwache in Dubrovnik gesehen hatte. Sie konnte die Umrisse einer Figur erkennen, deren Arme und Beine grob herausgearbeitet waren. Auch ein Kopf war zu identifizieren, allerdings konnte man keine Gesichtszüge erkennen.
    »Dies ist die einzige Erinnerung an mein Leben vor den Assassinen«, sagte er leise. »An jene frühen Jahre, in denen ich frei war. Ich habe sie immer bei mir geführt und auch vor den Dais versteckt, um mich daran zu erinnern, dass es ein Leben außerhalb von Alamut gibt. Aber dann habe ich es doch vergessen.«
    Er schob ihr die unfertige Figur hin. »Nimm du

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