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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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abrücken wollten. Dieser Hof war nicht das sicherste Versteck, das ich je gesehen hatte. Im Gegenteil, die Rebellen hätten sich wie auf dem Präsentierteller befunden, wären die näher kommenden genuesischen Soldaten nicht so verdammt plump gewesen. Das Geschick ihres Beobachters schmeichelte dem Rest des Unterfangens. Heimlichkeit war diesen Männer offensichtlich fremd, und ich hörte immer mehr Lärm vom Fuß des Hügels heraufdringen. Auch die Rebellen würden sie gewiss bald hören. Und wenn die Rebellen sie hörten, blieb ihnen noch mehr als genug Gelegenheit zur Flucht. Und wenn die Rebellen flüchteten, würden sie Lucio mitnehmen.
    Deshalb beschloss ich, ein bisschen auszuhelfen. Jeder Wächter war für einen tortenstückartigen Abschnitt des Geländes zuständig. Das hieß, derjenige, der sich da ganz in meiner Nähe befand, würde auf einer Strecke von etwa fünfundzwanzig Metern langsam hin- und hergehen. Er war gut, achtete darauf, dass er, während er den Blick über einen Teil seines Bereichs wandern ließ, auch den Rest nicht ganz aus den Augen verlor. Aber er war eben auch in Bewegung, und immer dann hatte ich ein paar wertvolle Sekunden, in denen ich mich ihm weiter nähern konnte.
    Und das tat ich. Stück um Stück. Bis ich nah genug heran war, um Einzelheiten zu erkennen: Der Mann hatte einen buschigen grauen Bart, die Hutkrempe überschattete seine Augen, die Muskete trug er am Riemen über der Schulter. Und auch wenn ich die marodierenden genuesischen Soldaten noch nicht sah oder hörte, so spürte ich doch ihre Nähe, und der Wächter würde sie ebenso spüren.
    Ich konnte nur vermuten, dass sich auf der anderen Seite des Hügels dieselbe Szene abspielte, was hieß, dass ich mich beeilen musste. Ich zog mein Kurzschwert und machte mich bereit. Der Wächter tat mir leid, und ich bat ihn stumm um Verzeihung. Er hatte mir nichts getan, war nur ein guter, aufmerksamer Wächter und verdiente es nicht zu sterben.
    Und dann hielt ich auf der felsigen Hügelflanke inne. Zum ersten Mal im Leben zweifelte ich daran, dass ich es wirklich fertigbringen würde. Ich dachte an die Familie am Hafen, die Braddock und seine Männer abgeschlachtet hatten. Sieben sinnlose Todesopfer. Und auf einmal war ich erfüllt von der Überzeugung, dass ich nicht mehr bereit war, die Zahl der Toten in die Höhe zu treiben. Ich konnte diesen Wächter, der nicht mein Feind war, nicht mit meinem Schwert durchbohren. Ich konnte es einfach nicht.
    Mein Zögern kam mich ums Haar teuer zu stehen, denn im selben Moment machten die genuesischen Soldaten dank ihrer Ungeschicklichkeit auf sich aufmerksam – Steine rollten den Hügel hinab, und ein Fluch erklang, den die Nachtluft bis zur Kuppe herauftrug, erst an mein Ohr, dann an das des Wächters.
    Sein Kopf ruckte herum, er griff sofort nach seiner Muskete, reckte den Hals und blickte angestrengt den Hang hinab. Er sah mich. Einen Moment lang kreuzten sich unsere Blicke. Ich überwand mein Zögern und sprang mit einem Satz auf ihn zu.
    Ich streckte die leere Rechte zur Kralle geformt nach vorn, mein Schwert hielt ich in der Linken. Als ich aufsetzte, packte ich mit der rechten Hand seinen Hinterkopf und stieß ihm das Schwert in die Kehle. Er war im Begriff gewesen, seine Kameraden zu alarmieren, doch der Ruf erstarb zu einem Gurgeln, während Blut über meine Hand sprudelte und ihm über die Brust rann. Ich hielt ihn weiter fest, nahm ihn dann in den Arm und ließ ihn sanft und lautlos in den trockenen Staub sinken.
    Dann ging ich in die Hocke. Der nächste Wächter war etwa sechzig Meter entfernt. Eine vage Gestalt im Dunkeln, aber ich konnte sehen, dass er sich gleich umdrehen würde, und wenn er das tat, würde er mich wahrscheinlich entdecken. Ich rannte los, und ich rannte so schnell, dass ich einen Moment lang die Nacht an mir vorüberrauschen hörte. Dann war ich bei ihm und erwischte ihn just in dem Augenblick, da er sich umdrehte. Auch diesen Mann fasste ich mit der rechten Hand im Nacken, während ich ihm das Schwert in den Leib rammte. Auch dieser Mann war tot, bevor er zu Boden ging.
    Von unten drang weiterer Lärm der genuesischen Soldaten herauf. Sie hatten keine Ahnung, dass sie mir das vorzeitige Auffliegen ihres Angriffs zu verdanken hatten. Allerdings waren ihre Kameraden auf der anderen Seite des Hügels tatsächlich genauso ungeschickt vorgegangen, und da sie keinen Kenway-Schutzengel hatten, waren sie von den dortigen Wachen gehört worden. Umgehend wurde

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