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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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Jahre zurückdachte, die ich in meiner Jugend auf dem Château verbracht hatte und in denen Reginald …
    … den Unterricht und die Lehren meines Vaters fortgesetzt hatte? Gesagt hatte er das. Aber nun wusste ich natürlich, dass er mich in dieser Hinsicht getäuscht hatte. In puncto Kampf und Listigkeit mochte er das zwar getan haben, aber anderweitig hatte Reginald mich nach Art der Tempelritter erzogen, und er hatte mir eingetrichtert, dass der Weg der Templer der einzige Weg sei. Und wer etwas anderes glaubte, der sei bestenfalls irregeleitet und schlimmstenfalls böse.
    Unterdessen hatte ich jedoch herausgefunden, dass Vater einer dieser irregeleiteten, bösen Menschen war, und wer weiß, was er mir in meiner Jugend beigebracht hätte?
    Das Gras stand hoch, trotzdem es zwei Gärtner gab, die beide ein Kurzschwert an der Hüfte trugen und deren Hände nach den Waffen griffen, als ich auf den Eingang des Châteaus zuging. Ich passierte einen von ihnen in nächster Nähe, und da erkannte er mich und nickte mir zu. „Es ist mir eine Ehre, Euch endlich wiederzusehen, Master Kenway“, sagte er. „Ich nehme an, Eure Mission war ein Erfolg?“
    „Danke, das war sie, ja“, antwortete ich dem Wächter – oder Gärtner, was er auch sein mochte. Für ihn war ich ein Ritter, einer der berühmtesten im Orden. Konnte ich Reginald wirklich hassen, wenn mir seine Führung solche Anerkennung eingetragen hatte? Und hatte ich je an seinen Lehren gezweifelt? Die Antwort war Nein. Hatte man mich gezwungen, ihnen zu folgen? Nein. Ich hatte immer die Möglichkeit gehabt, meinen eigenen Weg zu wählen, aber ich war beim Orden geblieben, weil ich an den Kodex glaubte.
    Trotzdem hatte er mich belogen.
    Nein, belogen hatte er mich nicht. Wie hatte Holden es ausgedrückt? Er hatte mir „Informationen vorenthalten“.
    Warum?
    Und – das war momentan die dringendere Frage – warum hatte Lucio so reagiert, als ich ihm sagte, er werde seine Mutter wiedersehen?
    Als er meinen Namen fallen hörte, betrachtete mich der zweite Gärtner mit einem genaueren Blick, dann beugte auch er das Knie, als ich an ihm vorbeiging, und ich bedachte ihn mit einem Nicken. Ich kam mir auf einmal größer vor, und meine Brust schien zu schwellen, als ich mich der so vertrauten Eingangstür näherte. Ich drehte mich noch einmal um, bevor ich anklopfte, um den Blick über den Rasen schweifen zu lassen, wo die beiden Wachen standen und mir nachschauten. Ich hatte auf diesem Rasen trainiert, endlose Stunden damit zugebracht, meine Fähigkeiten im Schwertkampf zu verfeinern.
    Ich klopfte, und die Tür wurde von einem gleichartig gekleideten Mann geöffnet, der ebenfalls ein Kurzschwert an der Hüfte trug. Als ich dort gewohnt hatte, war das Château nie so stark besetzt gewesen, aber andererseits hatten wir während meines Aufenthalts auch nie einen Gast gehabt, der so wichtig war wie die Code-Expertin.
    Das erste wirklich bekannte Gesicht, das ich sah, gehörte John Harrison, der mich zweimal ansehen musste, und dann platzte er heraus: „Haytham? Was tut Ihr hier?“
    „Hallo John“, entgegnete ich gelassen, „ist Reginald hier?“
    „Nun ja, Haytham, Reginald soll ja auch hier sein. Aber was tut Ihr hier?“
    „Ich kam, um nach Lucio zu sehen.“
    „Was?“ Harrisons Gesicht rötete sich ein wenig. „Ihr seid gekommen, ‚um nach Lucio zu sehen‘?“ Er hatte nun etwas Mühe, die richtigen Worte zu finden. „Warum? Was um alles in der Welt soll das heißen?“
    „John“, erwiderte ich sanft, „bitte, beruhigt Euch. Ich wurde von Italien aus nicht verfolgt. Niemand weiß, dass ich hier bin.“
    „Na, das will ich auch hoffen, verdammt noch mal.“
    „Wo ist Reginald?“
    „Unten, bei den Gefangenen.“
    „Ach? Bei den ‚Gefangenen‘?“
    „Monica und Lucio.“
    „Ich verstehe. Ich hatte keine Ahnung, dass sie als Gefangene gelten.“
    Unterdessen hatte sich unter der Treppe eine Tür geöffnet und Reginald trat heraus. Ich kannte diese Tür – sie führte hinunter in den Keller, bei dem es sich zu meiner Zeit um einen muffigen, niedrigen Raum mit schimmligen, größtenteils leeren Weinregalen auf einer Seite und einer dunklen, feuchten Wand auf der anderen gehandelt hatte.
    „Hallo Haytham“, begrüßte Reginald mich zurückhaltend. „Wir haben nicht mit Euch gerechnet.“
    Nicht weit entfernt hielt sich einer der Wächter auf, und nun gesellte sich ein zweiter zu ihm. Ich schaute von den beiden zu Reginald und John, die wie zwei

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