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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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mit dem Rücken zur Wand stand, mein letzter Stoß traf ihn zwischen den überkreuzten Bändern, die sein Obergewand hielten, und mitten ins Herz. Ich kreiselte herum und stellte mich einem dritten Mann, wehrte seinen Hieb ab, zog ihm meine Klinge über den Bauch und schickte ihn zu Boden. Mit dem Handrücken wischte ich mir Blut aus dem Gesicht, und im Moment darauf sah ich, wie John einen weiteren Mann aufspießte und Charles, der das Schwert eines Gegners geschnappt hatte, den anderen mit ein paar selbstbewussten Hieben erledigte.
    Dann war der Kampf vorbei, und ich stellte mich dem letzten Gegner – und dieser letzte Gegner war General Edward Braddock.
    Es wäre so einfach gewesen. So einfach, die Sache an Ort und Stelle zu beenden. Seine Augen verrieten mir, dass er es wusste – er wusste, dass ich das Zeug dazu hatte, ihn zu töten. Vielleicht zum ersten Mal erkannte er, dass die Bande, die einst zwischen uns bestanden hatten, die Bande der Templer und der gegenseitige Respekt voreinander und auch vor Reginald, nicht mehr existierten.
    Ich ließ den Augenblick wirken, dann ließ ich mein Schwert fallen. „Ich werde heute die Hand nicht gegen Euch erheben, weil Ihr einst mein Bruder wart“, sagte ich zu ihm, „und ein besserer Mann, als Ihr es heute seid. Aber sollten sich unsere Wege noch einmal kreuzen, wird alle Schuld vergessen sein.“
    Ich wandte mich an John. „Ihr seid frei, John.“
    Wir drei – John, Charles und ich – gingen davon.
    „Verräter!“, rief Braddock. „Geht nur. Vergeudet wie sie Eure Zeit auf dieses nutzlose Unterfangen. Und wenn Ihr sterbend am Grund irgendeines finsteren Loches liegt, dann bete ich, dass diese meine Worte die letzten sein mögen, an die Ihr Euch erinnert.“
    Und damit entfernte er sich mit großen Schritten, stieg über die Leichen seiner Männer hinweg und drängte sich ungestüm zwischen den Umstehenden hindurch. Auf den Straßen von Boston war der nächste Rotrock nie weit, und da Braddock in der Lage gewesen wäre, Verstärkung zu rufen, beschlossen wir, uns zu verdrücken. Während er ging, ließ ich den Blick über die toten Soldaten schweifen, die im Schlamm lagen, und befand, dass es in puncto Rekrutierung nicht der erfolgreichste Nachmittag gewesen war.
    Kein Wunder, dass die Leute einen weiten Bogen um uns machten, als wir durch die Straßen zurück zum Green Dragon eilten. Wir waren mit Dreck und Blut bespritzt, und Charles zog im Laufen sein Hemd über. John war unterdessen neugierig auf meine Abneigung gegen Braddock, und ich erzählte ihm von dem Massaker an der Familie. „Danach war es nie mehr wie zuvor“, kam ich zum Ende. „Wir unternahmen noch eine Anzahl gemeinsamer Missionen, aber davon war jede neue verstörender als die vorherige. Er mordete und mordete – Feind oder Freund, Zivilist oder Soldat, schuldig oder unschuldig, das war ihm einerlei. Wenn ihm jemand im Wege stand, musste er sterben. Er behauptete, diese Gewalt sei eine effektivere Lösung. Das wurde sein Mantra. Und es brach mir das Herz.“
    „Wir sollten ihn stoppen“, meinte John und warf einen Blick zurück, als sollten wir es auf der Stelle versuchen.
    „Ich nehme an, Ihr habt recht … Aber ich hege die törichte Hoffnung, dass er vielleicht doch noch zu retten und wieder zur Vernunft zu bringen ist. Ich weiß, ich weiß … es ist albern zu glauben, dass jemand, der vom Tod dermaßen besessen ist, sich plötzlich ändern könnte.“
    Oder war das gar nicht so albern? Diese Frage stellte ich mir im Weitergehen. Denn … hatte ich selbst mich nicht auch geändert?

14. Juli 1754
    I
    Im Green Dragon waren wir am rechten Ort, um jedwede Gerüchte über Schritte wider uns frühzeitig aufzuschnappen, und unser guter Thomas sperrte die Ohren besonders weit auf. Eine große Mühe war das für ihn natürlich nicht – sich nach Hinweisen auf Pläne gegen uns umzuhören bedeutete, dass er reichlich Ale schlürfte, während er Gespräche belauschte und anderen Gerüchte abrang. Darin war er sehr gut. Das musste er auch sein. Wir hatten uns Feinde geschaffen: Silas natürlich, aber auch – und schlimmer noch – General Edward Braddock.
    Gestern Nacht saß ich in meinem Zimmer am Schreibtisch und schrieb in mein Tagebuch. Meine versteckte Klinge lag neben mir auf dem Tisch, mein Schwert in Reichweite, für den Fall, dass Braddock seinen unausweichlichen Vergeltungsschlag sofort führen wollte, und ich wusste, dass es von nun an so sein würde – mit einem offenen Auge

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