Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
Jahr 1204 zu großen Aufständen, als das Volk sich gegen den byzantinischen Kaiser Alexios erhob und wenig später den Kreuzfahrern der Durchbruch gelang, woraufhin sie die Stadt plünderten. Inmitten dieser Tumulte konnte Altaïr seine Pläne nicht umsetzen, und so zog er sich zurück. Das war sein einziger richtiger Fehlschlag in jener Zeit. Er sah mich übrigens ganz merkwürdig an, während er mir davon erzählte.“
„Weil Konstantinopel unsere Heimat ist?“
„Vielleicht. Darüber muss ich später einmal nachdenken. Es ist gut möglich, dass unsere Herkunft aus Konstantinopel und sein Versuch, dort eine Gilde zu gründen, nicht ohne Zusammenhang sind … “
„Und das war sein einziger Fehlschlag?“
„Ja. Abgesehen davon hat Altaïr mehr für den Orden bewirkt, als alle anderen Führer vor ihm. Es war nur der Aufstieg von Dschingis Khan, der ihn an der Fortsetzung seiner Arbeit hinderte.“
„Wie das?“
„Vor etwa vierzig Jahren schrieb Altaïr in seinen Kodex, dass sich im Osten eine dunkle Flut erhebe. Eine Armee, so groß und stark, dass das ganze Land in tiefster Sorge sei.“
„Damit meinte er das mongolische Reich?“, fragte Maffeo. „Den Aufstieg von Dschingis Khan?“
„Genau“, antwortete ich. „Darim war Anfang zwanzig und ein fähiger Bogenschütze, und so verließ Altaïr Masyaf mit ihm und Maria.“
„Um Khan entgegenzutreten?“
„Altaïr hegte den Verdacht, hinter dem Aufstieg von Dschingis Khan könnte ein weiteres Artefakt in der Art des Apfels stecken. Das Schwert vielleicht. Er musste herausfinden, ob das der Fall war, und Khans unerbittlichen Vormarsch stoppen.“
„Wie war es derweil um Masyaf bestellt?“
„Altaïr setzte Malik als seinen Stellvertreter ein. Außerdem ließ er Sef zurück, der Malik helfen sollte, sich um alles zu kümmern. Sef hatte inzwischen eine Frau und zwei junge Töchter, Darim nicht. Und Altaïr ging davon aus, dass sie lange fort sein würden.“
„Wie lange?“
„Er war zehn Jahre fort, Bruder, und als er nach Masyaf zurückkehrte, hatte sich dort alles verändert. Nichts sollte je wieder so sein wie zuvor. Soll ich dir davon erzählen?“
„Ich bitte dich darum, Bruder – ich bin ganz Ohr.“
49
Aus der Ferne schien mit Masyaf alles in Ordnung zu sein. Keiner von ihnen – weder Altaïr noch Maria oder Darim – ahnten auch nur im Geringsten, was sie erwartete.
Altaïr und Maria ritten ein Stück voraus, Seite an Seite, wie sie es bevorzugt taten, glücklich, zusammenzusein, und froh, die Heimat vor Augen zu haben. Beide ließen sie sich im trägen, steten Rhythmus ihrer Pferde treiben. Beide saßen hoch aufgerichtet und stolz im Sattel, trotz der langen, anstrengenden Reise. Sie mochten zwar beide jetzt Mitte sechzig sein, aber beugen ließen sie sich von den Jahren nicht. Dennoch ritten sie langsam. Die Pferde hatten sie aufgrund deren Kraft und Ausdauer gewählt, nicht im Hinblick auf ihre Schnelligkeit, und an beide Tiere war jeweils ein Esel angeleint, der mit Vorräten und Ausrüstung beladen war.
Hinter ihnen ritt Darim, der die hellen, funkelnden Augen seiner Mutter und seines Vaters Teint und Statur geerbt hatte. Beiden verdankte er seine impulsive, leidenschaftliche Art. Er wäre gern vorausgaloppiert und schon die Schrägen zur Zitadelle hochgestiegen, um die Rückkehr seiner Eltern anzukündigen, aber stattdessen trottete er brav hinterher und respektierte den Wunsch seines Vaters nach einer unauffälligen Heimkehr. Ab und zu verscheuchte er mit der Reitpeitsche die Fliegen von seinem Gesicht und dachte, dass er sie im Galopp viel effektiver losgeworden wäre. Er fragte sich, ob sie von der Höhe der Festung, vom mächtigen Wehrturm aus beobachtet wurden.
Sie passierten die Ställe, ritten durch das hölzerne Tor und auf den Marktplatz, wo sie alles unverändert vorfanden. Dann kamen sie ins Dorf, wo die Kinder um sie herumtollten und um Süßigkeiten bettelten; Kinder, die zu jung waren, um den Meister zu kennen. Ältere Bewohner erkannten ihn jedoch, und Altaïr nahm zur Kenntnis, dass sie ihn und seine Begleiter aufmerksam beäugten, allerdings nicht mit Herzlichkeit, sondern Argwohn. Gesichter wandten sich ab, wenn er versuchte, ihnen in die Augen zu schauen. Beunruhigung begann in ihm zu nagen.
Jetzt kam eine Gestalt, die er kannte, auf sie zu und trat ihnen am Fuß des Festungsbergs entgegen. Es war Swami. Als Altaïr aufbrach, war Swami ein Novize gewesen, einer von der Sorte, die den Kampf
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