Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
den Apfel machen, hatte er mich mit drohendem Zeigefinger gewarnt. Stattdessen sollte ich mich lieber mit dem Kodex befassen. Denn darin seien die Geheimnisse des Apfels zu finden, sagte er, und zwar frei von den üblen Wirkungen des Artefakts.
Der Kodex. Ja, hatte ich beschlossen, der Kodex würde sich in der Zukunft als bedeutsam erweisen. Bedeutsam in meiner Zukunft.
Sei’s drum, hier und jetzt beobachtete ich Maffeo, der darüber nachdachte, dass Darim der Sohn von Altaïr und Maria war und dass aus zunächst feindseligen Anfängen erst Respekt erblüht war, den die beiden einander entgegenbrachten, und dann Anziehung, Freundschaft, Liebe und …
„Heirat?“, sagte Maffeo. „Maria und Altaïr waren verheiratet?“
„Oh ja. Ungefähr zwei Jahre nach den Ereignissen, die ich geschildert habe, heirateten sie in Limassol. Die Feier fand dort auch aus Respekt vor den Zyprioten statt, die ihre Insel als Stützpunkt für die Assassinen zur Verfügung stellten. Zypern war eine der wichtigsten Festungen des Ordens. Ich glaube, Markos war als Ehrengast eingeladen, und man trank auf die Piraten, die ohne Absicht dafür verantwortlich waren, ihn mit Altaïr und Maria bekannt gemacht zu haben. Kurz nach ihrer Hochzeit kehrten der Assassine und seine Braut nach Masyaf zurück, wo ihr Sohn Darim geboren wurde.“
„War er ihr einziger Sohn?“
„Nein. Zwei Jahre nach der Geburt von Darim brachte Maria einen zweiten Sohn zur Welt, Sef.“
„Und was ist aus ihm geworden?“
„Alles zu seiner Zeit, Bruder, eins nach dem anderen. Im Moment genügt es zu sagen, dass dies eine in erster Linie friedliche und ergiebige Zeit für den Meister war. Er spricht wenig davon, als sei sie zu kostbar, um sie ans Licht zu bringen, aber in seinem Kodex steht viel darüber. Immerfort machte er neue Entdeckungen und erfuhr neue Offenbarungen.“
„Zum Beispiel?“
„Er hat alles in seinen Tagebüchern festgehalten. Dort findest du nicht nur Rezepte für neue Gifte der Assassinen, sondern auch für Arzneien. Er beschreibt Errungenschaften und Katastrophen, die noch bevorstehen, Entwürfe für Rüstungen und neue verborgene Klingen, darunter eine, die Projektile verschießt. Er dachte nach über die Natur des Glaubens und die Anfänge der Menschheit, von der er meint, sie sei aus dem Chaos geschmiedet worden und der nicht etwa ein höheres Wesen die Ordnung beschert hätte, sondern der Mensch selbst.“
Maffeo wirkte entsetzt. „Aus dem Chaos geschmiedet, die Ordnung nicht beschert von einem höheren Wesen … “
„Die Assassinen stellen jeden festen Glauben infrage“, sagte ich. „Sogar ihren eigenen.“
„Warum das?“
„Nun, der Meister schrieb über die Widersprüchlichkeit und die Ironie der Assassinen. Dass sie einerseits Frieden schaffen wollen, andererseits aber Gewalt und Mord als Mittel einsetzen, um ihr Ziel zu erreichen. Dass sie des Menschen Geist öffnen wollen, aber doch Gehorsam einem Meister gegenüber verlangen. Die Assassinen warnen vor den Gefahren des blinden Glaubens an etablierte Lehren, fordern von den Anhängern des Ordens jedoch, dass sie dem Credo folgen, ohne es anzuzweifeln. Er schrieb auch über jene, die vor uns waren, die Angehörigen der ersten Zivilisation, die all die Artefakte hinterließen, nach denen die Templer und die Assassinen suchen.“
„Und zu denen auch der Apfel gehört?“
„Genau. Ein Gegenstand von ungeheurer Macht, um den die Tempelritter kämpften. Auf Zypern hat der Meister erlebt, dass die Templer sich nicht mit den üblichen Mitteln die Herrschaft verschaffen wollten, sondern es mit List versuchten. Altaïr befand, dass dies auch der Weg der Assassinen sein sollte. Der Orden sollte nicht länger gewaltige Festungen bauen und aufwendige Rituale zelebrieren. Es seien nicht diese Dinge, so beschloss er, die einen Assassinen ausmachten. Der Assassine zeichne sich durch das Einhalten des Credos aus. Wofür ursprünglich ja Al Mualim eintrat – welch eine Ironie, nicht wahr? Eine Ideologie also, die eingeführte Lehren infrage stellte und die ihre Anhänger ermunterte, über ihre Grenzen hinauszugehen und das Unmögliche möglich zu machen. Diese Prinzipien hat Altaïr entwickelt und befolgt in all den Jahren, da er durch das Heilige Land reiste, den Orden festigte und ihm die Werte bescherte, die er als Assassine gelernt hatte. Nur in Konstantinopel geriet er mit seinen Bemühungen, die Wege der Assassinen populär zu machen, ins Straucheln. Dort kam es im
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