Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
Sklavenhändler?“
Talal überging die Frage.
„Ich will dir meine Arbeit in all ihrem Glanz zeigen“, kündigte er an, und schon flammten weitere Fackeln auf und beleuchteten angsterfüllte, flehende Gesichter.
Vor Altaïr glitt ein zweites Tor auf, hinter dem ein weiterer Raum lag. Er stieg ein paar Stufen hinauf und trat in einen großen Raum, der ringsum von einer Galerie gesäumt wurde. Dort oben machte er schemenhafte Gestalten aus. Seine Faust schloss sich fester um den Schwertgriff.
„Und nun, Sklavenhändler?“, rief er.
Talal versuchte ihm Angst einzujagen. Und es gab durchaus Dinge, die Altaïr Angst machten. Aber der Sklavenhändler gehörte nicht dazu, dessen war er sich gewiss.
„Nenn mich nicht so“, zürnte Talal. „Ich will diesen Menschen nur helfen. So wie mir selbst geholfen wurde.“
Immer noch konnte Altaïr das leise Stöhnen der Sklaven aus dem anderen Raum hören. Er bezweifelte, dass sie glaubten, ihnen würde geholfen. „Du hilfst ihnen nicht, indem du sie einsperrst“, rief er ins Halbdunkel.
Talal zeigte sich noch immer nicht. „Einsperren? Ich biete ihnen Schutz und bereite sie auf eine Reise vor, die vor ihnen liegt.“
„Was für eine Reise?“ Altaïr schnaubte. „Ihnen steht ein Leben in Knechtschaft bevor.“
„Du weißt gar nichts. Es war eine Torheit, dich überhaupt hierherzubringen. Ich dachte, du würdest es verstehen, wenn du es mit eigenen Augen siehst.“
„Ich verstehe genug. Dir fehlt der Mut, mir gegenüberzutreten. Lieber versteckst du dich in der Dunkelheit. Genug geredet. Zeige dich.“
„Du willst also den Mann sehen, der dich hergerufen hat, ja?“
Altaïr hörte Bewegung auf der Galerie.
„Du hast mich nicht gerufen“, rief er. „Ich kam aus freien Stücken.“
Gelächter hallte von der Galerie zu ihm herab.
„Ach ja?“, höhnte Talal. „Und wer hat die Tür entriegelt? Dir den Weg bereitet? Musstest du deine Klinge auch nur gegen einen einzigen meiner Männer erheben? Nein. Das alles habe ich für dich getan.“
In der Decke über der Galerie bewegte sich etwas. Ein Lichtfleck fiel auf den steinernen Boden.
„Dann tritt ins Licht“, rief Talal von oben, „und ich gewähre dir einen letzten Gefallen.“
Abermals sagte sich Altaïr, dass er längst mit Pfeilen gespickt wäre, wenn sie ihn hätten töten wollen, und so trat er ins Licht. Im selben Moment erschienen aus den Schatten auf der Galerie maskierte Männer, die über die Brüstung herabsprangen und ihn lautlos umzingelten. Sie musterten ihn aus leidenschaftslosen Augen. An den Hüften trugen sie Schwerter, sie atmeten ein und aus, ihre Brust hob und senkte sich, ansonsten rührten sie sich nicht.
Altaïr schluckte. Sie waren zu sechst. Von „kaum einer Herausforderung“ konnte jetzt keine Rede mehr sein.
Dann drangen Schritte von oben zu ihm herab, und er schaute zu der Galerie hinauf, wo Talal aus dem Halbdunkel getreten war und nun auf ihn herabsah. Er trug eine gestreifte Tunika und einen breiten Gürtel. Über seiner Schulter hing ein Bogen.
„Jetzt stehe ich vor dir“, sagte er, breitete die Arme aus und lächelte so warm, als heiße er einen Gast in seinem Haus willkommen. „Was ist dein Begehr?“
„Komm herunter.“ Altaïr wedelte mit seinem Schwert. „Lass uns die Sache ehrenvoll beilegen.“
„Warum muss immer alles zu Gewalt führen?“, entgegnete Talal, und er klang fast so, als sei er enttäuscht von Altaïr, bevor er hinzufügte: „Es sieht so aus, als könnte ich dir nicht helfen, Assassine, weil du dir selbst nicht helfen willst. Und ich kann nicht zulassen, dass meine Arbeit gefährdet wird. Du lässt mir keine andere Wahl … du musst sterben.“
Er gab seinen Männern einen Wink.
Sie hoben ihre Schwerter.
Und griffen an.
Altaïr ächzte. Schon musste er sich gegen zwei Wachen zugleich zur Wehr setzen. Er stieß sie zurück, dann richtete er seine Aufmerksamkeit sofort auf einen dritten Mann. Die anderen warteten ab. Rasch erkannte er, dass ihre Strategie darin bestand, jeweils zu zweit auf ihn loszugehen.
Darauf konnte er sich einstellen. Er packte einen von ihnen, nahm erfreut zur Kenntnis, dass sich die Augen des Mannes über dessen Maske vor Schreck weiteten, dann warf er ihn nach hinten gegen einen fünften Mann, woraufhin die beiden gegen ein Gerüst prallten, das über ihnen zusammenstürzte. Altaïr nutzte den Vorteil, stach mit der Schwertspitze zu und hörte einen Schrei und einen Todesseufzer von dem Mann, der mit
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