Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
von sich gestreckten Gliedern auf dem Steinboden lag.
Altaïrs Gegner sammelten sich wieder und warfen einander Blicke zu, während sie ihn langsam umkreisten. Er drehte sich mit ihnen, das Schwert vorgestreckt und lächelte. Jetzt machte ihm die Sache beinah Spaß. Er konnte in ihren Gesichtern lesen – sie waren zu fünft, bestens ausgebildete, maskierte Mörder, die gegen einen einzelnen Assassinen standen. Sie hatten ihn für leichte Beute gehalten. Doch schon einen Schlagabtausch später waren sie sich nicht mehr so sicher.
Er pickte sich einen heraus. Ein alter Trick, den ihm Al Mualim beigebracht hatte, wenn man es mit mehreren Gegnern zu tun hatte.
„Wähle einen deiner Widersacher aus … “
Mit Bedacht heftete Altaïr den Blick auf einen Mann, der direkt vor ihm stand.
„Lass die anderen nicht außer Acht, aber konzentriere dich auf einen von ihnen. Nimm ihn dir zum Ziel. Und lass ihn wissen, dass er dein Ziel ist.“
Er lächelte. Der Mann wimmerte.
„Dann machst du ihm den Garaus.“
Altaïr stieß wie eine Schlange zu, ging den Maskierten an, dessen Reaktion zu langsam war – und der auf Altaïrs Klinge starrte, als sie in seiner Brust verschwand. Dann sank er stöhnend in die Knie. Ein feuchter, fleischiger Laut entstand, als Altaïr sein Schwert aus dem Leib des Mannes zog. Dann wandte er sich dem Nächsten zu.
„Wähle einen deiner Widersacher aus … “
Der Mann wirkte regelrecht entsetzt, von Mordlust keine Spur mehr. Sein Schwert fing an zu zittern. Er rief etwas in einer Sprache, die Altaïr nicht verstand, dann stürzte er ungeschickt auf Altaïr zu, um ihn in die Defensive zu zwingen. Aber Altaïr wich aus und hieb nach dem Bauch des Mannes, und schon sah er glänzende Eingeweide, die aus der Wunde quollen. Von oben erscholl Talals Stimme, der seine Männer zum Angriff trieb. Jetzt gingen die drei übrigen gleichzeitig zum Angriff über. Trotz ihrer Masken erweckten sie nun gar keinen bedrohlichen Eindruck mehr. Sie stellten nur noch dar, was sie wirklich waren – von Angst erfüllte Männer, die im Begriff waren zu sterben.
Altaïr streckte noch einen von ihnen nieder, Blut spritzte aus seinem aufgeschlitzten Hals. Der fünfte starb, als Altaïr ihn zu Boden trat und ihm gnadenlos den Todesstoß versetzte. Der sechste machte kehrt und rannte davon, um Zuflucht auf der Galerie zu suchen. Aber Altaïr steckte sein Schwert ein und schleuderte zwei Wurfmesser, die blinkend durch die Luft wirbelten und sich – eins, zwei – tief in den Rücken des Fliehenden bohrten, woraufhin er von der Leiter stürzte.
Auf der Galerie erklangen hastige Schritte. Talal wollte fliehen. Altaïr bückte sich, zog seine Wurfmesser aus dem Leichnam und kletterte die Leiter hoch. Gerade als er oben ankam, sah er, wie Talal eine Treppe zum Dach hinaufeilte.
Der Assassine folgte ihm, kletterte durch eine Luke im Dach des Lagerhauses und zog blitzschnell den Kopf wieder ein, als sich neben ihm ein Pfeil ins Holz bohrte und dort zitternd stecken blieb. Er sah den Bogenschützen auf einem entfernten Dach, wo er schon einen zweiten Pfeil auf die Sehne legte. Altaïr stemmte sich aus der Luke, machte eine Rolle vorwärts übers Dach und warf die beiden Messer, an denen noch das Blut des vorigen Opfers klebte.
Der Bogenschütze schrie auf und fiel. Eines der Messer ragte aus seinem Hals, das andere aus der Brust. Ein Stück weiter sah Altaïr den Sklavenhändler über eine Brückenverbindung zwischen zwei Häusern laufen. Von dort aus sprang Talal auf ein Gerüst hinüber, an dem er zur Straße hinunterkletterte. Da drehte er sich um und legte kurz den Kopf in den Nacken, um zu sehen, ob Altaïr ihm schon auf den Fersen war. Dann hastete er weiter.
Altaïr holte bereits auf. Er war schnell, und im Gegensatz zu Talal schaute er nicht dauernd über die Schulter zurück, um nachzusehen, ob er verfolgt wurde. Und weil er das nicht tat, prallte er auch nicht gegen arglose Fußgänger – wiederum im Gegensatz zu Talal, der eine regelrechte Spur aus keifenden Frauen und fluchenden Männern hinterließ, wobei Letztere ihm noch Knüffe versetzten und ihn zur Rede stellen wollten.
All das verlangsamte Talals Vorankommen durch die Straßen und Märkte. Sein Vorsprung schmolz, und als er abermals den Kopf wandte, konnte Altaïr das Weiße in seinen Augen sehen.
„Scher dich davon“, schrie Talal ihm über die Schulter hinweg zu, „solange du’s noch kannst. Meine Wachen werden bald hier
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