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Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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Reise an Quellen, Wasserlöchern und Brunnen, überall, wo es Wasser gab und Palmen Schatten spendeten und er sich ausruhen und sein Pferd grasen lassen konnte. Oft waren seine Lagerplätze die einzigen grünen Fleckchen so weit das Auge reichte, und so bestand kaum die Gefahr, dass sein Pferd sich davonmachte, und der Assassine wurde auch nur selten einmal gestört.
    In dieser Nacht fand er eine Quelle, die man ummauert und überdacht hatte, um zu verhindern, dass die Wüste sich die kostbare Wasserstelle einverleibte. Er trank, dann legte er sich im Schutz des Brunnens nieder, lauschte dem Tropf-tropf von der anderen Seite der grob behauenen Steine und dachte daran, wie Talals Leben verebbt war. Seine Gedanken wanderten aber noch weiter zurück, hin zu den Leichen in seiner Vergangenheit. Ein Leben, das vom Tod durchsetzt war.
    Als Junge war er erstmals auf ihn getroffen, während der Belagerung. Er war ihm sowohl unter den Assassinen als auch unter den Sarazenen begegnet, und dann war da natürlich noch der Tod seines Vaters gewesen, dessen direkter Anblick ihm jedoch gnädigerweise erspart geblieben war. Aber er hatte ihn mit angehört, hatte gehört, wie das Schwert durch die Luft schnitt, gefolgt von einem weichen, dumpfen Laut, und er war auf die Seitenpforte zugerannt, um zu seinem Vater hinauszugelangen, als er von Händen gepackt worden war.
    Er wand sich und schrie: „Lass mich los, lass mich los!“
    „Nein, Kind.“ Altaïr sah, dass es Ahmad war, der Spion, für dessen Leben Altaïrs Vater sein eigenes geopfert hatte. Und Altaïr starrte den Mann an aus Augen, in denen der Hass brannte, wobei es ihm egal war, dass Ahmad geschunden und blutig zurückgekehrt war und kaum stehen konnte und dass seine Seele zernarbt war von der Scham, unter der Folter der Sarazenen nachgegeben zu haben. Für ihn zählte nur, dass sein Vater sein Leben gegeben hatte und  …
    „Du bist schuld!“,schrie er und entwand sich dem Griff von Ahmad, der mit gesenktem Kopf dastand und die Worte des Jungen hinnahm, als seien sie Schläge.
    „Du bist schuld“, spie Altaïr abermals hervor, und dann ließ er sich ins trockene Gras fallen, vergrub das Gesicht in den Händen und wollte die ganze Welt anschreien. Ein paar Schritte entfernt ließ sich auch Ahmad erschöpft und mitgenommen zu Boden sinken.
    Jenseits der Zitadellenmauern brachen die Sarazenen auf und ließen nur den kopflosen Leichnam von Altaïrs Vater zurück, damit die Assassinen ihn bergen konnten. Und mit ihm ließen sie Wunden zurück, die nie heilen würden.
    Fürs Erste blieb Altaïr in der Unterkunft, die er mit seinem Vater bewohnt hatte. Die Wände waren aus grauem Stein, der Boden mit einem Binsenteppich ausgelegt, das Mobiliar bestand aus einem schlichten Schreibtisch und zwei Pritschen, einer größeren und einer kleineren. Die Betten hatte Altaïr umgeräumt. Er schlief jetzt in dem größeren, damit er den Geruch seines Vaters in der Nase hatte, und manchmal stellte er sich vor, dass er noch da sei, am Schreibtisch säße und läse, auf Pergament schriebe oder spät in der Nacht heimkäme und Altaïr ausschimpfte, weil er noch wach war, bevor er die Kerze ausblies und sich zur Ruhe legte. Gedankenbilder waren alles, was Altaïr, der Waisenknabe, jetzt noch hatte. Al Mualim hatte gesagt, er würde zu gegebener Zeit Bescheid erhalten, sobald die Weichen für seine Zukunft gestellt seien. In der Zwischenzeit, hatte ihm der Meister lächelnd versichert, solle er, wenn er etwas brauche, zu ihm kommen und ihn als seinen Mentor betrachten.
    Ahmad war unterdessen von einem Fieber befallen worden. In manchen Nächten konnte man ihn in der ganzen Zitadelle im Fieberwahn faseln hören. Bisweilen schrie er wie vor Schmerz, dann wieder wie ein Wahnsinniger. Eines Nachts rief er etwas, ein einzelnes Wort, immer wieder, und Altaïr verließ sein Bett und trat ans Fenster, weil er glaubte, er hätte den Namen seines Vaters gehört.
    Und so war es auch. „Umar.“ Den Namen seines Vaters zu hören, das war wie ein Schlag ins Gesicht.
    „Umar.“ Der Schrei schien im leeren Hof widerzuhallen. „Umar.“
    Nein, der Hof war nicht leer. Altaïr schaute genauer hin und konnte die Gestalt eines Kindes ausmachen, das etwa in seinem Alter war und wie ein Wächter im leichten Dunst des frühen Morgens stand. Altaïr kannte den anderen Jungen kaum, er wusste nur, dass es sich um Abbas Sofian handelte, den Sohn von Ahmad Sofian. Der Junge stand da und lauschte dem

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