Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
übertragen werden, erfüllt ihr entweder gar nicht oder schlecht. Damit ist Schluss und zwar auf der Stelle. Ich werde mich nicht noch einmal vom König maßregeln lassen. Ob ihr es einseht oder nicht – und ihr solltet es einsehen – , das ist alles eure Schuld. Ihr habt Schande über uns gebracht. Wir haben Akkon mit Können und Hingabe gewonnen. Und beides brauchen wir auch, um die Stadt zu halten . Ich war zu nachsichtig, wie es scheint, aber damit ist es vorbei. Ihr werdet ab sofort härter und häufiger trainieren. Und wenn das bedeutet, dass ihr Mahlzeiten versäumt und weniger zum Schlafen kommt, dann ist es eben so. Solltet ihr diese Befehle nicht befolgen, werdet ihr die wahre Bedeutung des Wortes Disziplin kennenlernen … Bringt sie her.“
Altaïr war inzwischen so nahe, dass er auf Montferrats kahl werdenden Kopf hinunterschauen und Speicheltröpfchen erkennen konnte, die ihm von den Lippen flogen, während er seine Männer anschrie. Wenn jetzt jemand dort unten aus irgendeinem Grund nach oben schaute, würde man ihn womöglich entdecken, aber das Augenmerk aller lag nun auf der Stelle vor Montferrats Tisch, wo man die beiden Soldaten hingezerrt hatte, aus deren Gesichtern Angst und Scham sprachen.
„Wenn ich an einigen von euch ein Exempel statuieren muss, um mich eures Gehorsams zu versichern“, erklärte Montferrat, „dann soll es so sein.“ Er richtete den Blick auf die beiden Gefangenen. „Ihr beide sollt im Dienst gehurt und gesoffen haben. Was habt ihr zu diesen Vorwürfen zu sagen?“
Die beiden Männer flehten mit schwerer Zunge um Gnade und Verzeihung.
Montferrat sah sie mit finsterer Miene an, dann ordnete er mit einer Handbewegung ihre Hinrichtung an.
Man schnitt ihnen die Kehle durch. Ihre letzten Augenblicke verbrachten die beiden Männer damit, zuzuschauen, wie ihr Blut sich auf das Pflaster des Hofs ergoss. Montferrat musterte sie, wie sie gurgelnd und um sich schlagend auf dem Boden lagen, sterbenden Fischen gleich. „Pflichtverletzung ist ansteckend“, sagte er beinahe bedauernd. „Ich werde dieses Übel ausmerzen. So verhindern wir, dass es sich noch weiter ausbreitet. Habt ihr mich verstanden?“
„Ja, Herr“, erklang die vielstimmig gemurmelte Antwort.
„Gut, gut“, sagte Montferrat. „Dann macht euch mit frischer Zielstrebigkeit wieder an eure Arbeit. Bleibt stark, konzentriert euch, und wir werden triumphieren. Versagt ihr jedoch, werdet ihr euch diesen beiden anschließen. Dessen seid gewiss. Wegtreten.“
Er scheuchte die Männer mit einer Handbewegung davon. Das freute Altaïr. Er konnte keine Zeugen gebrauchen. Montferrat befasste sich nun mit Papieren, die auf dem Tisch lagen, und zischte wegen irgendetwas wütend. Seine Laune hatte sich offenbar noch nicht gebessert. Altaïr schob sich so nahe wie möglich an die Dachkante heran. Er sah die beiden Toten. Die Blutlachen, in denen sie lagen, wurden immer noch größer. Einige der Männer hatten sich um den Eingang des Turms versammelt, andere verschwanden hinaus auf den Außenhof, um sich von Montferrat möglichst fernzuhalten.
Unterhalb von Altaïr brummelte Montferrat immer noch vor sich hin, raschelte mit den Papieren und konnte offenbar nicht finden, wonach er suchte. Er stöhnte, als ein Bündel vom Tisch rutschte und zu Boden segelte. Erst schien er jemanden rufen zu wollen, der die Blätter für ihn aufheben sollte, dann überlegte er es sich doch anders und bückte sich selbst danach.
Vielleicht hörte er das Klick von Altaïrs Klinge, als der sie mitten in der Luft auslöste, genau in dem Sekundenbruchteil, der zwischen seinem Sprung von der Dachkante und dem Moment lag, in dem er Montferrat die Klinge in den Hals trieb. Binnen eines Augenblicks saß er rittlings auf dem Regenten von Akkon, die Hand auf dessen Mund gepresst, damit er die anderen auf dem Hof nicht alarmieren konnte. Altaïr wusste, dass er nur noch Sekunden hatte, und flüsterte: „Ruht in Frieden. Jetzt ist es vorbei mit Euren Intrigen.“
Montferrat versuchte unter Altaïrs Hand zu sprechen. Der Assassine konnte die Worte kaum verstehen.
„Was wisst Ihr über mein Wirken?“, krächzte Montferrat.
„Ich weiß, dass Ihr Richard ermorden und Akkon für Euren Sohn Konrad beanspruchen wolltet“, antwortete Altaïr und nahm seine Hand weg.
„Für Konrad? Mein Sohn ist ein Arschloch. Er kann nicht einmal seine Männer führen, geschweige denn ein ganzes Reich. Und Richard? Der ist auch nicht besser. Geblendet von
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