Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
Wenn dieses Fest so verlief wie die vorangegangenen, von denen Altaïr gehört hatte, dann wollte Altaïr heute Abend zuschlagen. Er war so recht in der Stimmung zum Feiern.
20
Die Festlichkeiten waren bereits in vollem Gange, als Altaïr um den Palasthof herumging. Er kam sich in seiner Kleidung sehr auffällig vor. Sie wirkte schmutzig und schäbig im Vergleich zu den Gewändern der anderen Gäste, von denen die meisten regelrecht prachtvoll zu nennen und aus edlen Stoffen gefertigt und mit kostbaren Besätzen bestückt waren. Im Gegensatz zum Großteil der Einwohner von Damaskus machten die Festgäste darüber hinaus einen gesunden und wohlgenährten Eindruck. Sie unterhielten sich laut, um die Musik zu übertönen, und lachten noch lauter. An Erfrischungen herrschte kein Mangel. Diener wieselten zwischen den Gästen umher und offerierten auf goldenen Tabletts Brot, Oliven und andere Delikatessen.
Altaïr schaute sich um. Die Tänzerinnen waren die einzigen anwesenden Frauen. Sechs oder sieben an der Zahl, räkelten sie sich langsam zu den Klängen von Al’ud und Rebec , gespielt von Musikern, die unter einem ausladenden Balkon Aufstellung genommen hatten. Der Blick des Assassinen wanderte zu diesem Balkon hinauf. Dort stand ein Wächter mit verschränkten Armen, der ausdruckslos auf das Treiben hinabblickte. Altaïr war sicher, dass Abu’l dort oben erscheinen würde. Und tatsächlich schien das Tempo der Musik auf einmal zuzunehmen, die Al’ud wurde von dumpfen Trommelschlägen beinahe übertönt. Die Festgäste gerieten in Aufregung, es baute sich eine fast spürbare Spannung auf. Die tanzenden Mädchen mussten sich schneller bewegen, ihre Körper glänzten unter den seidenen Gewändern vor Schweiß, während ringsum die Gäste die Hände hoben und die Trommler zu einem Crescendo anfeuerten, das sich steigerte, bis die Luft selbst zu beben schien, und dann war er auf einmal da, der Wesir Abu’l Nuquod.
Altaïr hatte schon grässliche Beschreibungen von Nuquods Äußerem aufgeschnappt. Von seinem Umfang – es hieß, er sei so dick wie drei normale Männer zusammen – und dem glänzenden Tand, den er immer trug, von seiner grellen Kleidung und seinen juwelenbesetzten Turbanen. Das meiste davon hatte Altaïr als Übertreibungen der verärgerten Bevölkerung abgetan. Aber nun war er doch verblüfft – denn der Klatsch, der über diesen Mann im Umlauf war, untertrieb die Tatsachen allenfalls. Sein Leibesumfang, seine Edelsteine und seine Kleidung waren größer und protziger als alles, was Altaïr sich nur hätte vorstellen können. Er sah zu Abu’l hoch, der dastand und noch an dem Mahl kaute, das er gerade verspeist haben musste. Seine Lippen glänzten fettig. Und als er am Balkongeländer entlangschritt und auf seine Gäste hinabblickte, wobei die Haut unter seinem Kinn noch immer Wellen schlug, während er den letzten Bissen kaute und schluckte, klaffte sein Gewand auf und entblößte seine nackte Brust, eine gewaltige Masse aus Fleisch und Haut, die vor Schweiß glitzerte.
Dann klatschte er in die Hände, und die Musik sowie alle Gespräche verstummten.
„Willkommen, willkommen“, rief er. „Ich danke euch allen für euren Besuch heute Abend. Bitte, esst und trinkt. Genießt alle Freuden, die ich euch anzubieten habe.“
Auf eine Handbewegung hin erwachte der Springbrunnen inmitten des Hofs zum Leben. Zuerst dachte Altaïr, es sprudelte gefärbtes Wasser daraus hervor, doch dann setzte ein regelrechter Ansturm auf den Brunnen ein, und ihm wurde klar, worum es sich da in Wirklichkeit handelte – um die Weinlieferung, von der er gehört hatte. Er sah, wie zwei Männer an den Brunnen traten und ihre Kelche in die schäumende Flüssigkeit tauchten, dann prosteten sie einander zu und eilten bereits trinkend davon. Weitere Gäste erreichten den Brunnen und füllten ihre Kelche, während Diener Becher an diejenigen ausgaben, die noch keine hatten. Es war, als wolle der Händlerkönig, dass jeder einzelne Gast von dem Brunnen trank, und er wartete, bis der Ansturm vorbei war, ehe er fortfuhr.
„Ich hoffe, es ist alles zu eurer Zufriedenheit?“, fragte er mit erhobenen Brauen.
Und so war es. Kelche wurden erhoben und zustimmende Rufe laut. Die Zungen der Gäste lösten sich schnell unter der Wirkung des Weins.
„Gut, gut“, strahlte Nuquod. Er grinste. Zwischen seinen Zähnen hingen noch Essensreste. „Es freut mich, euch alle so glücklich zu sehen. Denn wir leben in dunklen Zeiten,
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