Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
mischte. „Ich stehe nicht mit den Assassinen im Bunde, Bouchart“, platzte es aus ihr heraus. „Bitte, hört mir zu.“
„De Sable war ein willensschwacher Wicht. Absatz siebzig der Gründungsregeln der Templer verbietet ausdrücklich den Verkehr mit Frauen. Denn mithilfe der Weiber webt der Teufel seine stärksten Netze. De Sable hat dieses Gebot missachtet und mit seinem Leben dafür gebüßt.“
„Wie könnt Ihr es wagen!“, begehrte sie auf, und Altaïr konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Jede Angst, die Maria empfand, war nur von kurzer Dauer.
„Habe ich etwa einen wunden Punkt berührt?“, dröhnte Bouchart. Er gefiel sich in seiner Rolle. Dann befahl er: „Sperrt sie weg.“
Und damit war die Zusammenkunft beendet. Bouchart drehte sich um, ging davon und ließ den toten Osman auf der Treppe liegen. Maria wurde gefesselt und fortgeschleift.
Altaïrs Blick schweifte von der kleiner werdenden Gestalt Boucharts zu Maria. Er war hin- und hergerissen. Wie sollte er sich entscheiden, was als Nächstes tun? Bouchart war zum Greifen nah. Diese Chance mochte sich ihm nicht wieder bieten. Jetzt könnte er zuschlagen – in einem Moment, da der Mann am wenigsten damit rechnete.
Aber andererseits … Maria.
Er stieg vom Dach nach unten und folgte den Männern, die Maria vom Vorplatz der Kathedrale und wahrscheinlich zum Gefängnis führten. Er wahrte sicheren Abstand. Dann, als sie in eine ruhigere Straße abbogen, schlug er zu.
Nur wenige Augenblicke später waren die beiden Wachen tot, und Altaïr ging zu Maria, die beiseitegeschleudert worden war. Mit gefesselten Händen mühte sie sich, auf die Beine zu kommen. Er griff nach ihr, doch sie entzog sich ihm mit einem wütenden Ruck.
„Lasst Eure Hände von mir“, fuhr sie ihn an. „Dank Euch halten sie mich für eine Verräterin.“
Altaïr lächelte nachsichtig, obgleich sie Bouchart über sein Hiersein informiert hatte. „Ich bin doch nur eine bequeme Ablenkung vom wahren Grund Eures Zorns, Maria. Die Templer sind Euer eigentlicher Feind.“
Sie sah ihn aus schmalen Augen finster an. „Sobald sich mir die Gelegenheit bietet, werde ich Euch umbringen.“
„ Wenn sie sich Euch bietet … aber dann werdet Ihr den Apfel niemals finden. Und womit könntet Ihr Euch im Augenblick bei den Templern besser lieb Kind machen? Mit meinem Kopf oder diesem Artefakt?“
Sie musterte ihn unverändert. Trotzdem sah er ihr an, dass sie sehr wohl um die Wahrheit in seinen Worten wusste. Dann schien sie sich ein wenig zu entspannen.
Vorerst.
Später trafen sie sich wieder mit Alexander, der Altaïr mit besorgter Miene berichtete: „Obgleich er den starken Mann markierte, nahm Bouchart Marias Warnung offenbar sehr ernst.“ Dabei bedachte er sie mit einem wütenden Blick. „Meine Quellen haben mir verraten, dass er gleich nach der Zerstörung unseres Unterschlupfs nach Kyrenia gesegelt ist.“
Altaïr furchte die Stirn. „Das ist zu dumm. Ich hatte gehofft, ihm zu begegnen.“ Allerdings gab er sein Vorhaben, den Mann zu treffen, keineswegs auf. „Auf welchem Weg komme ich am schnellsten dorthin?“
39
Sie reisten als Mönch und dessen Gefährte und fanden Platz im Frachtraum. Ab und zu kamen auch Angehörige der Mannschaft vom Hauptdeck herunter und legten sich dort zum Schlafen nieder, ohne viel Aufmerksamkeit für die beiden Fremden zu erübrigen. Als Maria schlief, suchte Altaïr sich eine Kiste, schlug sein Tagebuch auf und nahm den Apfel aus einem Beutel, den er unter seiner Kleidung versteckt bei sich trug.
Vom Stoff befreit, leuchtete er auf, und Altaïr betrachtete ihn einen Moment lang, ehe er zu schreiben begann: „Es fällt mir schwer, den Sinn hinter dem Apfel von Eden zu erkennen, seine Wirkungsweise und seinen Zweck, aber ich kann mit Gewissheit sagen, dass seine Ursprünge nicht göttlicher Natur sind. Nein, er ist ein Werkzeug, eine Maschine von erlesener Präzision. Was waren das für Menschen, die dieses Wunder in unsere Welt brachten?“
Hinter ihm erklang ein Geräusch. Binnen eines Augenblicks nahm er den Apfel wieder an sich, steckte ihn zurück in den Beutel und verbarg ihn unter seiner Kutte. Es war Maria, die aus dem Schlaf erwachte. Er klappte sein Tagebuch zu, stieg über zwei schlafende Seeleute hinweg und ging durch den Frachtraum zu der Stelle hinüber, wo Maria mit dem Rücken an eine Kiste gelehnt am Boden saß. Sie gähnte und zitterte und zog die Knie an die Brust, während Altaïr sich neben ihr
Weitere Kostenlose Bücher