Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
Vom Netzwerk:
niederließ. Der Blick, mit dem sie ihn maß, war undeutbar. Für eine Weile lauschten sie nur dem Knarren und Ächzen des Schiffs und dem Klatschen und Schmatzen der See, die gegen den Rumpf schwappte. Beide wussten sie weder, ob es Tag oder Nacht war, noch, wie lange sie schon unterwegs waren.
    „Wie seid Ihr hierhergekommen?“, fragte er sie schließlich.
    „Erinnert Ihr Euch nicht, Heiliger Mann?“, gab sie kokett zurück. „Ihr habt mich hierhergebracht.“ Und flüsternd fügte sie hinzu: „Ich bin Euer Gefährte.“
    Altaïr räusperte sich. „Nein, ich meinte, hierher ins Heilige Land. Wie seid Ihr in die Kreuzzüge geraten?“
    „Sollte ich Eurer Meinung nach besser zu Hause sein, eine Häkelarbeit im Schoß und ein Auge auf den Gärtner?“
    „Das ist es doch, was englische Frauen tun, oder?“
    „Ich nicht. Ich gelte in meiner Familie als die Ungebührliche. Schon als Kind spielte ich lieber mit den Knaben. Puppen waren nichts für mich, sehr zum wachsenden Unmut meiner Eltern. Ich habe ihnen immer den Kopf abgerissen.“
    „Euren Eltern?“
    Sie lachte. „Meinen Puppen. Meine Eltern taten also alles in ihrer Macht Stehende, um mein Ungestüm zu bremsen, und zu meinem achtzehnten Geburtstag bekam ich ein ganz besonderes Geschenk.“
    „Und was war das?“
    „Einen Ehemann.“
    Er zuckte zusammen. „Ihr seid verheiratet?“
    „Ich war verheiratet. Er hieß Peter, und er war ein sehr angenehmer Geselle, nur  … “
    „Ja?“
    „Nun, das war eben auch schon alles. Er war  … sehr angenehm. Weiter nichts.“
    „Das heißt, zum Spielgefährten hat er nicht getaugt.“
    „In keiner Weise. Mein idealer Ehemann hätte diese Aspekte meines Charakters, die meine Eltern mir auszutreiben gedachten, aufs Höchste begrüßt und zu schätzen gewusst. Wir hätten zusammen gejagt und wären der Falknerei nachgegangen. Er hätte mir Sportarten beigebracht, mich das Kämpfen und Wissen gelehrt. Aber er tat nichts von all dem. Wir zogen auf seinen Familiensitz, Hallaton Hall in Leicestershire, wo ich mich als Schlossherrin um das Personal und die Aufsicht über die Haushaltsführung kümmern und natürlich Nachkommen in die Welt setzen sollte. Mindestens drei. Zwei Jungen und ein Mädchen, und das am besten in dieser Reihenfolge. Aber ich enttäuschte seine Erwartungen so kläglich wie er die meinen. Das Einzige, das mich noch weniger interessierte als die Hierarchien und die Intrigen des Personals, waren das Großziehen von Kindern und vor allem die Geburt, die dem ja nun mal zwingend vorausgeht. Nach vier Jahren, in denen ich mir eine Ausflucht nach der anderen einfallen ließ, bin ich dann gegangen. Zum Glück war der Bischof von Leicestershire ein guter Freund des alten Lord Hallaton. Er konnte die Ehe annullieren, sonst hätte dieses dumme, impulsive Mädchen der Familie noch mehr Schande bereitet. Auf Hallaton Hall war ich fortan freilich eine persona non grata  – nun, ehrlich gesagt, in ganz Leicestershire  – , und als ich nach Hause kam, war es dort kaum besser. Hallaton verlangte seinen Brautpreis zurück, doch Vater hatte das Geld bereits ausgegeben. Letztlich beschloss ich, es sei für alle am besten, wenn ich fortginge, und so lief ich davon und schloss mich den Kreuzzügen an.“
    „Als Krankenschwester?“
    „Nein, als Soldat.“
    „Aber Ihr seid  … “
    „Geschickt darin, mich als Mann zu verkleiden, ja. Habe ich nicht auch Euch an jenem Tag auf dem Friedhof zum Narren gehalten?“
    „Ich wusste, dass Ihr nicht de Sable seid, aber  … “
    „Ihr hattet nicht erwartet, dass ich eine Frau bin. Seht Ihr? Die ungestümen Jahre zahlten sich endlich aus.“
    „Und de Sable? Ließ er sich täuschen?“
    Altaïr spürte ihr wehmütiges Lächeln eher, als dass er es wirklich sah.
    „Zuerst mochte ich Robert“, sagte sie leise. „Er hat jedenfalls mehr von meinem Potenzial erkannt als Peter. Aber er erkannte natürlich auch, wie ich zu nutzen war. Und es dauerte nicht lange, bis er das tat.“ Sie seufzte. „Es war recht, dass Ihr ihn getötet habt“, sagte sie. „Er war kein guter Mensch, und er hatte die Gefühle, die ich für ihn hegte, nicht verdient.“
    „Hat er Euch diesen Ring gegeben?“, fragte Altaïr nach einer Weile und wies auf den Edelstein, der an ihrer Hand glänzte.
    Sie betrachtete das Schmuckstück stirnrunzelnd, fast so, als hätte sie vergessen, dass sie es trug. „Ja. Er machte mir den Ring zum Geschenk, als er mich unter seine Fittiche nahm. Das

Weitere Kostenlose Bücher