Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
spendeten. An der Stirnseite des Tisches saß Cesare, neben ihm sein Leibarzt Gaspar Torella. Cesares Gesicht war grau, und er schwitzte heftig, während er seine Offiziere anstierte.
„Ihr müsst sie aufspüren und zur Strecke bringen“, forderte er, die Hände fest um die Armlehnen seines Stuhls geklammert, um sich aufrecht zu halten.
„Sie sind überall und nirgends zugleich“, erklärte einer der Männer hilflos.
„Es ist mir egal, wie ihr es anstellt – tut es einfach!“
„Wir können nicht, signore , nicht ohne Eure Führung. Die Assassinen haben sich neu gruppiert. Nachdem die Franzosen fort oder zumindest in Auflösung begriffen sind, sind unsere Streitkräfte ihnen kaum gewachsen. Sie haben überall Spione, und unser eigenes Netz kann sie nicht mehr ausmerzen. Ezio Auditore hat eine große Zahl von Einwohnern für seine Sache gewonnen.“
„Ich bin krank, idioti! Ich baue auf Eure Initiative.“ Cesare seufzte und ließ sich auf dem Stuhl nach hinten sinken. „Ich wurde beinah umgebracht, aber Zähne habe ich noch.“
„Herr …“
„Dann haltet sie einfach im Zaum, wenn das alles ist, was ihr tun könnt.“ Cesare hielt inne, um Atem zu schöpfen, und Doktor Torella tupfte ihm die Stirn mit einem Tuch ab, das mit Essig oder einer anderen stark riechenden Flüssigkeit getränkt war, wobei er beruhigend auf seinen Patienten einflüsterte. „Bald“, fuhr Cesare fort, „schon bald wird Micheletto mit meinen Streitkräften aus der Romagna und dem Norden in Rom eintreffen, und dann sollt ihr sehen, wie schnell die Assassinen zu Staub zerfallen werden.“
Ezio trat vor und offenbarte den Apfel. „Ihr macht Euch etwas vor, Cesare“, sagte er in einem Ton, der wahre Autorität ausstrahlte.
Cesare sprang von seinem Stuhl hoch. In seinen Augen loderte Angst. „Ihr! Wie viele Leben habt Ihr, Ezio? Aber dieses Mal werdet Ihr mit Gewissheit sterben. Ruft die Wache! Los!“, brüllte er seine Offiziere an, während er sich von seinem Arzt durch den Raum und eine ins Innere führende Tür in Sicherheit geleiten ließ.
Blitzschnell stürzte einer der Offiziere zur Tür, um Alarm zu schlagen. Die anderen zogen unterdessen Pistolen und richteten sie auf Ezio, der rasch den Apfel aus dem Beutel holte, ihn hochhielt, sich konzentrierte und die Kapuze seines Umhangs tief in die Stirn zog, um seine Augen zu beschirmen.
Der Apfel begann zu pulsieren und zu leuchten, und das Leuchten wurde zu einem weißen Glühen, das keine Hitze abstrahlte, aber grell wie die Sonne war. Der ganze Raum wurde weiß.
„Was ist das für eine Hexerei?“, rief einer der geblendeten Offiziere und schoss. Durch bloßen Zufall traf die Kugel den Apfel, aber sie bewirkte nicht mehr, als es eine Handvoll Staub getan hätte.
„Wahrlich, dieser Mann hat Gott selbst auf seiner Seite!“, brüllte ein anderer, der sich vergebens bemühte, seine Augen zu bedecken, und blind in die Richtung wankte, in der er die Tür vermutete.
Das Licht nahm noch zu, die Offiziere stolperten gegen den Tisch und hielten ihre Hände vor die Augen.
„Was ist das?“
„Wie ist das möglich?“
„Herr, schlage mich nicht mit Blindheit!“
„Ich kann nichts sehen!“
Die Lippen vor Konzentration fest aufeinandergepresst, übertrug Ezio weiterhin seinen Willen durch den Apfel, aber nicht einmal er wagte es, unter seiner schützenden Kapuze hervorzublinzeln. Er musste abschätzen, wann der richtige Moment gekommen war, um wieder aufzuhören. Als er es dann tat, traf ihn eine Woge der Erschöpfung, weil die Macht des Apfels, unsichtbar in seinem eigenen Licht, plötzlich zu ersterben schien. Kein Laut war zu vernehmen. Vorsichtig hob Ezio seine Kapuze an und sah, dass der Raum sich kaum verändert hatte. Die Kerzen auf dem Tisch schufen inmitten der Düsternis eine Glocke aus Licht, brannten weiter, beinah beruhigend, als wäre nichts geschehen. Ihre Flammen flackerten nicht.
Sämtliche Farben des Wandteppichs vor der Tür waren ausgeblichen, und die Offiziere lagen alle tot um den Tisch herum, bis auf den einen, der als Erster zur Tür gestürzt war; er war tot gegen sie gesunken, die Hand noch auf dem Riegel. Ezio ging zu ihm und musste ihn zur Seite ziehen, um hinausgehen zu können.
Als er den Mann herumrollte, schaute er ihm in die Augen. Er wünschte, er hätte es nicht getan – es war ein Anblick, den er nie vergessen würde.
„Requiescat in pace“, sagte Ezio unter der schauderhaften Erkenntnis, dass der Apfel in der Tat Kräfte
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