Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
anzuschließen. Es sind fähige Leute, aber sie sind keine Mitglieder der Bruderschaft, und ich kann nicht von ihnen erwarten, dass sie dasselbe Joch tragen wie wir, denn von diesem Joch kann uns eines Tages nur der Tod befreien.“
„Ich verstehe.“
„Ich weiß, dass die Männer und Frauen, die unter Eurem Befehl stehen, in der Stadt aufgewachsen sind. Ein bisschen Landluft wird ihnen guttun.“
„Wie meint Ihr das?“, fragte La Volpe argwöhnisch.
„Schickt Eure besten Leute in die Städte und Dörfer in der Gegend rings um Rom! Wir brauchen nicht weiter hinauszugehen als bis Viterbo, Terni, L’Aquila, Avezzano und Nettuno. Ich bezweifle, dass wir außerhalb dieses Radius um Rom, den die Städte markieren, viel finden werden. Es können nicht allzu viele Borgia-Anhänger übrig sein, und diejenigen, die es noch gibt, halten sich gewiss in der Nähe von Rom auf.“
„Sie werden schwer aufzuspüren sein.“
„Ihr müsst es versuchen. Ihr wisst ja, dass selbst mit geringer Kraft – wird sie an der richtigen Stelle eingesetzt – unsagbarer Schaden anzurichten ist.“
„Ich werde meine besten Diebe aussenden und sie als Hausierer verkleiden.“
„Meldet mir alles, was Ihr herausfindet, vor allem, wenn es Micheletto betrifft!“
„Glaubt Ihr wirklich, dass er noch irgendwo da draußen ist? Wird er denn nicht nach Spanien zurückgekehrt sein oder wenigstens nach Neapel? Das heißt, wenn er nicht schon tot ist.“
„Ich bin überzeugt, dass er noch lebt.“
La Volpe hob die Schultern. „Wie Ihr meint.“
Als die anderen gegangen waren, wandte sich Machiavelli an Ezio und fragte: „Was ist mit mir?“
„Ihr werdet mit mir zusammenarbeiten.“
„Nichts könnte mir größere Freude bereiten, aber ehe wir ins Detail gehen, hätte ich noch eine Frage.“
„Nur zu.“
„Warum benutzt Ihr nicht den Apfel?“
Ezio seufzte und erklärte die Situation, so gut er konnte.
Danach musterte Machiavelli ihn, holte sein kleines schwarzes Notizbuch hervor und schrieb etwas hinein. Dann stand er auf, durchquerte den Raum, setzte sich neben Ezio und drückte ihm voller Zuneigung die Schulter. Eine solche Geste von Machiavelli hatte Seltenheitswert.
„Lasst uns zur Sache kommen“, sagte er.
„Ich habe Folgendes vor“, begann Ezio.
„Ich höre.“
„Es gibt in dieser Stadt Frauen, die uns helfen könnten. Wir müssen sie aufsuchen und mit ihnen sprechen.“
„Na, für diese Aufgabe habt Ihr Euch den richtigen Mann ausgesucht. Ich bin Diplomat.“
* * *
An die erste dieser Frauen, Vanozza de’ Cattanei, heranzukommen, war leicht – dafür hatte Papst Julius gesorgt –, sie zum Reden zu bringen, gestaltete sich allerdings schwierig.
Sie empfing Ezio und Machiavelli in einem prächtigen Salon im piano nobile ihres großen Hauses, dessen Fenster nach allen vier Seiten eine wunderbare Aussicht auf die einst große Stadt boten, die nun teils zerfiel, teils aber immer noch majestätisch war, nachdem die letzten Päpste zu ihrer Selbstverherrlichung neue prachtvolle Gebäude hatten errichten lassen.
„Ich wüsste nicht, wie ich Euch helfen könnte“, sagte Vanozza, nachdem sie ihnen zugehört hatte, doch Ezio bemerkte sehr wohl, dass sie ihren Blicken auswich.
„Wenn es noch Nester von Borgia-Anhängern in der Stadt gibt, müssen wir von ihnen erfahren, Altezza , und dazu brauchen wir Eure Hilfe“, sagte Machiavelli. „Sollten wir später herausfinden, dass Ihr uns etwas verheimlicht habt …“
„Droht mir nicht, junger Mann!“, entgegnete Vanozza. „Dio mio! Wisst Ihr eigentlich, wie lange es her ist, seit Rodrigo und ich ein Paar waren? Weit über zwanzig Jahre!“
„Eure Kinder vielleicht …?“, fragte Ezio.
Sie lächelte grimmig. „Ich nehme an, es wundert Euch, dass eine Frau wie ich eine solche Brut in die Welt setzen konnte“, sagte sie. „Aber ich kann Euch versichern, dass in ihren Adern nur sehr wenig Blut von dem der Cattanei fließt. Nun, in Lucrezia vielleicht. Aber Cesare …“ Sie verstummte, und Ezio konnte den Schmerz in ihren Augen sehen.
„Wisst Ihr, wo er sich befindet?“
„Ich weiß nicht mehr als Ihr, und es ist mir auch egal. Es ist Jahre her, seit ich ihn zuletzt gesehen habe, obwohl wir in derselben Stadt lebten. Für mich ist er gestorben.“
Der Papst hatte Cesares Aufenthaltsort offenbar sorgfältig geheim gehalten. „Könnte es Eure Tochter wissen?“
„Wenn ich es nicht weiß, warum sollte sie es wissen? Sie lebt jetzt in Ferrara. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher