Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Brettern zunageln“, antwortete Julius. „Viel zu üppig. Eher einem Nero angemessen als dem Oberhaupt der Kirche. Und ich lasse ihre Bauten auf dem Castel Sant’Angelo einreißen. Ich werde den Dachbereich dort in einen großen Garten umwandeln. Vielleicht stelle ich sogar ein Sommerhäuschen hinein.“
„Gute Idee“, meinte Ezio und lächelte in sich hinein. Das Sommerhäuschen würde zweifellos ein wahrer Vergnügungsbau werden, der vielleicht nicht einem König zur Ehre gereichen, aber zumindest für Stelldicheins mit der einen oder anderen Mätresse – Weiblein oder Männlein – des Papstes taugen würde. Doch das Privatleben des Papstes ging Ezio nichts an. Es kam darauf an, dass er ein guter Mann und ein zuverlässiger Verbündeter war. Und im Vergleich zu Rodrigo war seine Korruptheit in etwa so schwerwiegend wie der Wutanfall eines Kindes. Außerdem setzte er die moralischen Reformen seines Vorgängers Pius III . fort.
„Ich lasse auch die Sixtinische Kapelle herrichten“, erklärte der Papst. „Sie ist so langweilig! Darum habe ich diesen glänzenden jungen Künstler aus Florenz, diesen Michelangelo, beauftragt, ein paar Fresken an die Decke zu malen. Viele religiöse Szenen, so was in der Art, Ihr wisst schon. Ich hatte daran gedacht, Leonardo darum zu bitten, aber sein Kopf ist so voller Ideen, dass er kaum einmal ein großes Gemälde zu Ende bringt. Es ist ein Jammer. Mir gefiel das Porträt, das er von der Gattin von Francesco del Giocondo malte …“
Julius unterbrach sich und sah Ezio an. „Aber Ihr seid ja nicht hier, um über mein Interesse an der modernen Kunst zu sprechen.“
„Nein.“
„Seid Ihr sicher, dass Ihr die Gefahr eines Wiederauflebens der Macht der Borgia nicht zu ernst nehmt?“
„Ich finde, wir sollten sie ernst nehmen.“
„Nun … meine Armee hat den größten Teil der Romagna für den Vatikan zurückerobert. Ich habe keine Männer, die ich für einen Kampf gegen die Borgia abstellen könnte.“
„Cesare ist noch am Leben! Mit ihm als Galionsfigur …“
„Ich hoffe, Ihr stellt mein Urteilsvermögen nicht infrage, Ezio? Ihr wisst, weshalb ich sein Leben verschone. Abgesehen davon ist er dort, wo er sich jetzt befindet, so gut wie lebendig begraben.“
„Micheletto ist noch auf freiem Fuß.“
„Pah! Ohne Cesare ist Micheletto nichts.“
„Micheletto kennt sich in Spanien sehr gut aus.“
„Er ist nichts, ich sage es Euch.“
„Er kennt Spanien. Er wurde in Valencia geboren. Er ist ein unehelicher Neffe von Rodrigo.“
Der Papst, ein großer und trotz seines Alters kraftstrotzender Mann, war während des Wortwechsels auf und ab gegangen. Jetzt kehrte er an seinen Schreibtisch zurück, legte die Hände darauf und beugte sich bedrohlich zu Ezio herüber. Er wusste um seine Wirkung, und er verstand es, sie einzusetzen.
„Ihr lasst Euren schlimmsten Ängsten die Zügel schießen“, sagte er. „Wir wissen nicht einmal, ob Micheletto noch lebt oder nicht.“
„Ich finde, wir sollten es herausfinden.“
Der Papst wog Ezios Worte ab, entspannte sich ein wenig und nahm wieder Platz. Nachdenklich tippte er mit dem rechten Zeigefinger auf den schweren Siegelring an seiner linken Hand.
„Was wollt Ihr?“, fragte er schließlich. „Erwartet keine Unterstützung von mir! Das Budget ist ohnedies schon überzogen.“
„Als Erstes sollten wir die Borgia-Anhänger, die es in Rom noch gibt, aufspüren und vernichten. Vielleicht stoßen wir dabei auf jemanden, der etwas über Micheletto weiß, über seinen Aufenthaltsort oder sein Schicksal. Und dann …
„Dann?“
„Dann, sollte er noch am Leben sein …“
„Werdet Ihr ihn vernichten?“
„Ja.“ Es sei denn, er erweist sich lebend als nützlicher für mich, fügte Ezio in Gedanken hinzu.
Julius lehnte sich zurück. „Ich bin beeindruckt von Eurer Entschlossenheit, Ezio. Sie macht mir beinah Angst. Und ich bin froh, dass ich nicht selbst ein Feind der Assassinen bin.“
Alarmiert blickte Ezio auf. „Ihr wisst von der Bruderschaft?“
Der Papst legte die Fingerspitzen aneinander. „Ich musste immer schon wissen, wer die Feinde meiner Feinde waren. Aber Euer Geheimnis ist bei mir in sicheren Händen. Wie ich Euch bereits sagte, ich bin kein Narr.“
50
„Dein Instinkt trügt dich nicht. Ich werde dich führen und beschützen, aber ich gehöre dir nicht, und du musst mich schon bald loslassen. Ich habe keine Macht über den, der mich lenkt. Ich muss dem Willen des Herrn des Apfels
Weitere Kostenlose Bücher