Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Mann den Kopf ab, und er ist tot, gewiss. Aber wir haben es mit einer Hydra zu tun.“
„Ich verstehe, was Ihr meint – wie das siebenköpfige Ungeheuer, das Herkules töten musste. Aber die abgeschlagenen Köpfe wuchsen immer wieder nach, bis er herausfand, wie das zu verhindern war.“
„Genau.“
„Ihr schlagt also vor, an das Volk zu appellieren?“
„Vielleicht. Was sonst?“
„Verzeiht mir, Ezio, aber das Volk ist wankelmütig. Sich darauf zu verlassen, das ist, wie auf Sand zu bauen.“
„Das sehe ich anders, Niccolò. Der Glaube an die Menschheit ist der Kern des Credos der Assassinen.“
„Und das wollt Ihr auf die Probe stellen?“
Ezio setzte gerade zu einer Antwort an, als auf einmal ein junger Dieb neben ihnen herrannte und mit einem ebenso schnellen wie zielsicheren Schnitt seines Messers den Lederriemen durchtrennte, mit dem Ezios Geldbeutel an seinem Gürtel befestigt war.
„Was zum …!“, rief Ezio.
Machiavelli lachte. „Er muss Eurem inneren Kreis angehören. Seht nur, wie er rennt! Vielleicht habt Ihr ihn sogar selbst ausgebildet. Nun macht schon, holt Euch zurück, was er gestohlen hat! Wir brauchen dieses Geld. Ich erwarte Euch auf dem Kapitolsplatz.“
Ezio riss sein Pferd herum und galoppierte dem Dieb hinterher. Der Mann rannte durch Gassen, die zu schmal für das Pferd waren, und Ezio musste Umwege nehmen und fürchtete, den Dieb zu verlieren. Aber zu seinem Verdruss wusste er auch, dass er dem jüngeren Mann zu Fuß unterlegen sein würde. Es war beinahe so, als sei der Mann bei den Assassinen in die Lehre gegangen. Aber wie konnte das sein?
Schließlich trieb er den Dieb in einer Sackgasse in die Enge und nutzte den Leib seines Pferdes, um ihn gegen die Mauer am Ende der Gasse zu drängen.
„Gib das Geld her“, sagte er ruhig und zog sein Schwert.
Der Mann schien immer noch fliehen zu wollen, doch als er sah, wie hoffnungslos seine Lage war, erschlaffte seine Gestalt, und stumm hob er die Hand, in der er den Beutel hielt. Ezio schnappte ihn sich und verstaute ihn sicher. Dabei ließ er jedoch zu, dass sich sein Pferd ein kleines Stück nach hinten bewegte, und binnen eines Lidschlags war der Mann fast unnatürlich schnell an der Mauer hochgeklettert und auf der anderen Seite verschwunden.
„He! Komm zurück! Ich bin noch nicht fertig mit dir!“, schrie Ezio ihm nach, aber statt einer Antwort hörte er nur die Schritte des Mannes, die sich rasch entfernten. Mit einem Seufzer lenkte Ezio das Pferd in Richtung des Kapitolshügels, ohne auf die kleine Menge Neugieriger zu achten, die zusammengelaufen waren.
* * *
Die Abenddämmerung senkte sich bereits über die Stadt, als er wieder zu Machiavelli stieß.
„Habt Ihr Eurem Freund Euer Geld wieder abgenommen?“
„Ja.“
„Ein kleiner Sieg.“
„Sie summieren sich“, meinte Ezio. „Und mit der Zeit und wenn wir daran arbeiten, werden wir noch weitere erringen.“
„Hoffen wir, dass wir es schaffen, bevor Cesare auf uns aufmerksam wird und wir wieder geschlagen werden. In Monteriggioni wäre ihm das um ein Haar gelungen. So denn, weiter!“ Machiavelli trieb sein Pferd an.
„Wo reiten wir hin?“
„Zum Kolosseum. Dort treffen wir uns mit Vinicio, einem meiner Kontaktmänner.“
„Und …?“
„Ich gehe davon aus, dass er etwas für mich hat. Kommt!“
Während sie durch die Stadt in Richtung des Kolosseums ritten, ließ Machiavelli ein paar Bemerkungen über die verschiedenen neuen Gebäude fallen, die Papst Alexander VI . im Laufe seiner bisherigen Amtszeit hatte errichten lassen.
„Seht Euch diese Fassaden an, die den Anschein von Regierungsgebäuden erwecken. Rodrigo hält diese Stadt auf sehr geschickte Weise am Laufen. So täuscht er Eure Freunde, das ‚Volk‘, ganz mühelos.“
„Seit wann seid Ihr so zynisch?“
Machiavelli lächelte. „Ich bin keineswegs zynisch. Ich beschreibe Roma nur so, wie die Stadt heute ist. Aber Ihr habt recht, Ezio, vielleicht bin ich bisweilen ein wenig zu verbittert und zu negativ. Es mag noch nicht alles verloren sein. Die gute Nachricht ist, dass wir durchaus Verbündete in der Stadt haben. Ihr werdet sie noch kennenlernen. Und auch das Kardinalskollegium steht nicht komplett unter Rodrigos Fuchtel, so gern er das auch hätte. Aber es steht eben auf Messers Schneide …“
„Was steht auf Messers Schneide?“
„Unser endgültiger Erfolg.“
„Wir können es nur versuchen. Aufzugeben würde das sichere Scheitern bedeuten.“
„Wer spricht
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