Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
ließ – es klang wie das Heulen von Wölfen, und doch war es nicht ganz dasselbe. Eher noch schlimmer. Es hörte sich an wie menschliche Stimmen, die die Tierlaute nachahmten. Im Dunkeln wendete er sein Pferd und warf dem anderen die Zügel über. Kaum frei, nahm das Pferd des Kuriers Reißaus und galoppierte in die Nacht davon. Ezio hoffte, dass es seinen Heimweg unversehrt finden würde.
Ihm blieb nicht viel Zeit, über den Zwischenfall nachzudenken, denn da hatte er die verlassenen Bäder auch schon erreicht. Machiavelli war noch nicht eingetroffen; zweifellos war er wieder auf einer seiner geheimnisvollen privaten Missionen in der Stadt unterwegs. Aber dann …
Zwischen den grasbewachsenen Hügeln, die sich über den Resten des alten Roms gebildet hatten, tauchten Gestalten auf und kreisten ihn ein. Barbarisch aussehende Figuren, die kaum wie Menschen wirkten. Sie standen aufrecht da, aber sie hatten lange Ohren, Schnauzen, Krallen und Schwänze, und sie waren mit rauem grauem Fell bedeckt. Ihre Augen schienen rot zu glühen. Ezio sog scharf den Atem ein. Was um alles in der Welt waren das für teuflische Kreaturen? Seine Blicke schossen hin und her – er war von mindestens einem Dutzend dieser Wolfsmenschen umringt. Abermals zog Ezio sein Schwert. Dieser Tag wollte sich einfach nicht als sein bester erweisen.
Mit wölfischem Knurren und Heulen fielen die Kreaturen über ihn her. Als sie näher kamen, konnte Ezio sehen, dass es sich in Wirklichkeit um Menschen wie ihn handelte, nur dass sie anscheinend wahnsinnig waren, Geschöpfe, die sich in einer Art heiliger Trance befanden. Ihre Waffen waren lange, scharfe Stahlkrallen, die in die Spitzen schwerer Handschuhe eingenäht waren. Mit ihnen hieben sie nach seinen Beinen und der Flanke des Pferdes und versuchten, ihn zu Fall zu bringen.
Es gelang ihm, sich die Gestalten mit seinem Schwert vom Leib zu halten, und da sie unter ihren Wolfsfellen keine Kettenhemden oder anderweitigen Schutz zu tragen schienen, konnte er sie mit der Schneide des Schwertes auch verletzen. Einem der Angreifer trennte er den Arm auf Höhe des Ellbogens ab, woraufhin der Kerl sich unter schrecklichem Heulen in die Dunkelheit davonmachte. Die seltsamen Geschöpfe waren eindeutig aggressiver als geschickt, und mit ihren Waffen hatten sie der Spitze von Ezios blitzender Klinge nichts entgegenzusetzen. Er drängte rasch voran, spaltete einem anderen Angreifer den Schädel und stach das Schwert einem dritten ins Auge. Die beiden Wolfsmenschen stürzten, von Ezios Treffern tödlich verwundet, zu Boden. Unterdessen verloren die anderen die Lust auf eine Fortsetzung des Angriffs. Sie verschmolzen mit der Dunkelheit oder verschwanden in Löchern und Höhlen, die die überwucherten Ruinen der Bäder ringsum bildeten. Ezio jagte ihnen nach und bohrte die Klinge einem Möchtegern-Angreifer in den Oberschenkel, während ein anderer unter den Hufen seines Pferdes fiel und sich das Kreuz brach. Ezio beugte sich zum sechsten hinunter, stach zu und drehte sich, womit er dem Mann den Bauch aufriss, sodass seine Eingeweide zu Boden klatschten und er darüber stolperte, hinfiel und starb.
Endlich kehrte Stille ein.
Ezio beruhigte sein Pferd, richtete sich in den Steigbügeln auf, zwang seine Blicke, die Dunkelheit zu durchdringen, und fing mit den Ohren auf, was seine Augen nicht sehen konnten. Er glaubte, nicht allzu weit entfernt angestrengtes Atmen zu vernehmen, aber es zeigte sich niemand. Er trieb sein Pferd an und bewegte sich langsam in die Richtung, aus der das Geräusch zu ihm drang.
Es schien aus der Schwärze einer kleinen Höhle zu kommen, die durch einen eingestürzten Torbogen entstanden und von Kletterpflanzen und Unkraut überwuchert war. Ezio stieg ab und band sein Pferd an einen Baumstumpf, dann rieb er die Klinge seines Schwertes mit Erde ein, damit sie nicht glänzte und ihn verriet, und schließlich pirschte er sich vor. Eine Sekunde lang meinte er, tiefer in der Höhle das Flackern einer Flamme auszumachen.
Als er näher schlich, sausten Fledermäuse über seinen Kopf hinweg und in die Nacht hinaus. Um ihn her stank es nach ihrem Kot. Unsichtbare Insekten und gewiss auch anderes Getier krabbelten und huschten vor ihm davon. Er verfluchte das Ungeziefer für die Geräusche, die es verursachte, denn ihm kamen sie so laut vor wie Donner. Trotzdem fiel niemand über ihn her – wenn überhaupt jemand da war.
Dann sah er die Flamme von Neuem und hörte etwas, von dem er geschworen
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