Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Ungeheuer besudelt worden sein, war etwas, das seine Vorstellung sich auszumalen weigerte.
Lucrezia stürmte durch die Zelle, riss Caterina an den Haaren auf die Füße und starrte der Gefangenen ins Gesicht. „Du Schlampe! Wie war deine Reise von Forlì nach Rom? Bist du in Cesares privater Kutsche gefahren? Was hast du mit ihm getrieben?“
Caterina schaute ihr fest in die Augen. „Du bist lächerlich, Lucrezia. Und du machst dich nur noch lächerlicher, wenn du glaubst, ich würde nach denselben Maßstäben leben wie du.“
Außer sich vor Zorn schleuderte Lucrezia sie zu Boden. „Worüber habt ihr geredet? Über seine Pläne für Neapel?“ Sie verstummte kurz. „Hat es dir … Spaß gemacht?“
Caterina wischte sich Blut aus dem Gesicht und erwiderte: „Ich kann mich wirklich nicht erinnern.“
Die Ruhe ihrer Widersacherin machte Lucrezia rasend. Sie stieß die Wache beiseite, packte eine Eisenstange, die normalerweise benutzt wurde, um die Tür zu sichern, und hieb sie Caterina mit aller Kraft auf den Rücken. „Vielleicht wirst du dich daran erinnern!“
Caterina schrie auf vor Schmerz, und Lucrezia trat zufrieden zurück.
„Gut. Das hat dich wenigstens in deine Schranken gewiesen.“
Sie warf die Eisenstange zu Boden und verließ die Zelle. Der Wachmann folgte ihr, die Tür schlug zu. Ezio fiel auf, dass ein Gitter darin eingelassen war.
„Sperr die Tür zu, und gib mir den Schlüssel!“, befahl Lucrezia draußen.
Es klapperte, dann wurde der Schlüssel mit einem rostigen Quietschen gedreht, und schließlich klirrte eine Kette, als der Schlüssel übergeben wurde.
„Hier ist er, Altezza .“ Die Stimme des Mannes bebte.
„Gut. Und wenn ich zurückkomme und ihr schlaft wieder auf eurem Posten, lasse ich euch auspeitschen. Hundert Hiebe. Verstanden?“
„Ja, Altezza .“
Ezio lauschte Lucrezias leiser werdenden Schritten. Er überlegte. Am besten war die Zelle von oben zu erreichen.
Er kletterte höher, bis er zu einer weiteren Öffnung kam, hinter der ein Laufgang für die Wachen lag. Hier sah er Soldaten, aber es schienen nur zwei zu sein, die gemeinsam patrouillierten. Ezio überschlug, dass sie für eine Runde etwa fünf Minuten brauchen würden. Also wartete er, bis sie ihn passiert hatten, dann schwang er sich durch die Öffnung auf den Gang.
Geduckt folgte er den Wachen in einigem Abstand, bis er zu einer Tür in der Mauer kam, hinter der eine steinerne Treppe nach unten führte. Er wusste, dass er zwei Stockwerke über der Etage mit Caterinas Zelle in die Burg eingestiegen war. So stieg er die Treppe entsprechend weit hinunter und fand sich in einem Gang wieder, der jenem glich, in dem sich die Begegnung zwischen Cesare und Lucrezia abgespielt hatte, nur bestanden die Wände hier aus Stein, nicht aus Holz. Er ging in die Richtung, in der Caterinas Zelle lag, ohne auf jemanden zu stoßen; vorbei an einer Reihe schwerer Türen, in die Gitter eingelassen waren, was darauf hinwies, dass dahinter ebenfalls Zellen lagen. Als die Wand sich der Außenmauer folgend krümmte, hörte er Stimmen vor sich und erkannte den piemontesischen Akzent des Wächters, der mit Lucrezia gesprochen hatte.
„Ich passe hier nicht her“, grummelte er. „Hast du gehört, wie sie mit mir geredet hat? Ich wünschte, ich wär wieder in Torino.“
Ezio schlich näher. Die Wachen standen der Tür zugewandt, und gerade tauchte Caterinas Gesicht hinter dem Gitter auf. Sie erblickte Ezio, bevor er sich in eine dunkle Ecke zurückzog.
„Oh, mein armer Rücken“, jammerte sie. „Könnt ihr mir etwas Wasser geben?“
Auf dem Tisch nahe der Tür, an dem die Wachen gesessen hatten, stand ein Wasserkrug. Einer von ihnen nahm ihn auf und hielt ihn dicht an das Gitter.
„Habt Ihr sonst noch einen Wunsch, Prinzessin?“, fragte der Mann sarkastisch.
Der Wächter aus Turin kicherte.
„Kommt schon, habt ein Herz“, sagte Caterina. „Wenn ihr die Tür aufmacht, zeige ich euch zur Belohnung auch etwas Schönes.“
Augenblicklich wurden die Wachen förmlicher. „Dazu besteht kein Grund, Contessa . Wir haben unsere Befehle. Hier.“
Der Mann mit dem Krug öffnete das Gitter, reichte das Gefäß hindurch und schloss das Gitter wieder.
„Wird langsam Zeit für die Ablösung, oder?“, meinte der Wächter aus dem Piemont.
„Ja, Luigi und Stefano müssten eigentlich längst hier sein.“
Sie sahen einander an.
„Glaubst du, Lucrezia, dieses Miststück, kommt in absehbarer Zeit noch mal
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