Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
freundlich.“
Lucrezia verzog das Gesicht. „Sie hat so ein freches Maul … Am liebsten möchte ich es ihr zunähen.“
Cesare lächelte. „Mir gefällt es offen besser.“
„Ach ja?“
Er überging ihre Koketterie und fuhr fort: „Hast du mit unserem Vater über das Geld gesprochen, das mein Bankier verlangt?“
„Der Papst hält sich gerade im Vatikan auf, aber wenn er zurückkommt, muss man vielleicht ein wenig Überzeugungsarbeit bei ihm leisten. Wie auch bei deinem Bankier. Du weißt doch, wie vorsichtig Agostino Chigi ist.“
Cesare lachte kurz auf. „Na, er ist sicher nicht reich geworden, indem er irgendetwas überstürzt getan hat.“ Er wurde wieder ernst. „Aber das wird doch kein Problem sein, oder?“
Lucrezia schlang ihre Arme wieder um ihren Bruder und schmiegte sich an ihn. „Nein, aber … es ist manchmal schrecklich einsam hier ohne dich. Du und ich, wir verbringen dieser Tage so wenig Zeit miteinander, weil du mit all deinen anderen Eroberungen beschäftigt bist.“
Cesare drückte sie an sich. „Mach dir keine Sorgen, mein Kätzchen! Sobald ich mir den Thron von Italien gesichert habe, wirst du meine Königin sein, und deine Einsamkeit wird der Vergangenheit angehören.“
Sie löste sich ein wenig von ihrem Bruder und sah ihm in die Augen. „Ich kann es kaum erwarten.“
Er strich mit der Hand durch ihr feines blondes Haar. „Benimm dich, solange ich fort bin!“
Nach einem langen Kuss verließ Cesare seine Schwester durch die Tür, durch die er gekommen war, während Lucrezia, die niedergeschlagen wirkte, in die entgegengesetzte Richtung ging.
Wo wollte Cesare hin? Würde er sofort aufbrechen? Angesichts dieses Abschieds sah es ganz danach aus. Ezio kletterte rasch an der Mauer entlang, bis er eine Stelle fand, von der aus er das Haupttor der Engelsburg sehen konnte.
Und er kam gerade rechtzeitig. Das Tor wurde eilends geöffnet, die Wachen riefen: „Achtung! Der Generalhauptmann bricht nach Urbino auf!“ Und kurz darauf kam Cesare auf einem schwarzen Pferd herausgeritten, begleitet von einem kleinen Gefolge.
„Buona fortuna, Padrone Cesare!“, rief einer der Wachoffiziere.
Ezio sah seinem Erzfeind nach, der in die Nacht davonritt. Das war ein kurzer Besuch, dachte er. Und es gab nicht die geringste Gelegenheit, ihn zu töten. Niccolò wird sehr enttäuscht sein.
24
Ezio richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sein eigentliches Ziel: Er war dort, um Caterina zu finden. Hoch oben in der Westmauer der Engelsburg bemerkte er ein kleines, tief eingelassenes Fenster, aus dem ein schwacher Lichtschein drang. Dort kletterte er hin. Als er es erreichte, sah er, dass es kein Fenstersims gab, das ihm Halt geboten hätte. Stattdessen stand über dem Fenster eine schmale Querblende vor, an der er sich mit einer Hand gut festhalten konnte.
Er blickte in den Raum. Er war leer, obwohl an einer Wand eine Fackel brannte. Es schien sich um eine Wachstube zu handeln, und so ging Ezio davon aus, auf der richtigen Spur zu sein.
Ein Stück entfernt und auf gleicher Höhe befand sich ein zweites, ähnliches Fenster. Ezio kletterte dorthin und spähte zwischen den Gitterstäben hindurch, die jedoch völlig überflüssig schienen. Niemand, der so schlank war, dass er durch dieses Fenster fliehen konnte, würde die gut hundertfünfzig Fuß bis zum Boden hinunterklettern können und es dann ohne Deckung bis zum Fluss schaffen, wo er auch nur vielleicht in Sicherheit wäre. Hier war das Licht schwächer, trotzdem sah Ezio sofort, dass es sich bei diesem Raum um eine Zelle handelte.
Scharf sog er die Luft ein. Dort, immer noch in Ketten, war Caterina! Sie saß auf einer groben Bank, die an einer Wand stand, allerdings konnte Ezio nicht erkennen, ob sie daran festgekettet war. Sie hielt den Kopf gesenkt, und Ezio wusste nicht, ob sie wach war oder schlief.
Da hämmerte jemand krachend an die Tür, und sie hob den Kopf.
„Aufmachen!“, hörte Ezio Lucrezia rufen.
Eine der Wachen vor der Tür, die beide gedöst hatten, beeilte sich, dem Befehl zu gehorchen. „Ja, Altezza . Sofort, Altezza .“
Als Lucrezia, gefolgt von einer der Wachen, in die Zelle trat, verlor sie keine Zeit. Infolge der Unterhaltung, die Ezio mit angehört hatte, konnte er den Grund für Lucrezias Wut erraten: Eifersucht! Lucrezia glaubte, dass Caterina und Cesare eine Affäre hatten. Er hingegen konnte sich nicht vorstellen, dass das stimmte. Allein der Gedanke, Caterina könnte von einem derart verdorbenen
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